Reiss-Engelhorn-Museen - Kulturausschuss empfiehlt Wieczorek-Stellvertreter als dessen Nachfolger

Wilfried Rosendahl soll REM-Chef werden

Von 
Peter W. Ragge
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Erfolgreicher Mumien-Forscher und Eiszeit-Spezialist: Wilfried Rosendahl ist als neuer Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen nominiert. © REM/Schumann

Mannheim. Die große Mehrheit steht hinter ihm: Wilfried Rosendahl hat gute Chancen, neuer Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen zu werden. Diese Empfehlung beschloss gestern Abend – gegen die Stimmen der Grünen – der Kulturausschuss. Endgültig entscheidet darüber am 28. Juli der Gemeinderat.

Der seit 1999 amtierende Generaldirektor Alfried Wieczorek, der im August vergangenen Jahres 65 Jahre alt wurde, geht – wie schon lange geplant – Ende 2020 in den Ruhestand. Gleich zum Jahresbeginn hat die Stadt daher die Suche nach einem Nachfolger begonnen und die Stelle überregional ausgeschrieben.

Danach erwartete die Stadt von dem neuen Chef die „Gestaltung eines innovativen, gesellschaftlich relevanten, interdisziplinären und wissenschaftlich orientierten Museumsprogramms, das die Stadtgesellschaft in ihrer Vielfalt erreicht“, wie es in der Stellenausschreibung hieß. Verlangt wurden weiter „besucherstarke Sonderausstellungen“, dazu Fundraising und Sponsoring sowie Pflege der Kontakte zu privaten Geldgebern“. Als Voraussetzungen für das Amt definierte die Stadt ein abgeschlossenes Hochschulstudium mit Promotion in kulturwissenschaftlichen Fächern, zudem „aktive eigene wissenschaftliche Tätigkeit und forschungsorientiertes Engagement“ sowie „mehrjährige Erfahrungen in der Führung von komplexen Betriebsstrukturen“. Das alles erfüllt Rosendahl. Geboren 1966 in Ratingen, studierte er von 1986 bis 1992 Geologie, Paläontologie, Ur- und Frühgeschichte und Zoologie an der Universität zu Köln und promovierte 1994. Schon seit dem Studium arbeitete Rosendahl in verschiedenen Projekten an Museen mit und kuratierte Ausstellungen zu natur- und kulturgeschichtlichen Themen.

Bonn und Darmstadt

Von 1994 bis 1996 absolvierte er ein Volontariat am Hessischen Landesmuseum im Darmstadt, war dann zwei Jahre bei einem EU-Projekt am Institut für Paläontologie der Universität Bonn sowie 1998 bis 2003 am Institut für Angewandte Geowissenschaften der TU Darmstadt. 2004 wechselte er nach Mannheim, wo der Vater von zwei Kindern in der Gartenstadt wohnt.

Zunächst arbeitete er in der Abteilung „Kulturen der Welt und ihre Umwelt“, wurde dann deren Leiter und ab 2016 Direktor des Museums Archäologie und Weltkulturen in D 5. Seit 2017 ist er stellvertretender Generaldirektor. 2018 berief ihn die Universität Mannheim zum Honorarprofessor an der der Philosophischen Fakultät mit dem Fachgebiet „Geschichte kuratieren und vermitteln“ sowie „Museologie“.

Rosendahl stieß die Kooperation zwischen Reiss-Engelhorn-Museen und Universität an. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen kann er ebenso vorweisen wie populäre, aber fundierte Publikationen, etwa Ausflugstipps. Er leitet das German-Mummy-Project, zeichnete für die erste und die zweite große Mumien-Schau verantwortlich, die nach erfolgreichen Stationen in den USA und Europa derzeit auf Japan-Tournee ist. Auch die Ausstellungen „Medici“, „Schädelkult“ oder „Duckomenta“ gehen auf ihn zurück. Als einer der Geschäftsführer der Museums Management Mannheim GmbH kümmert er sich um die überregionale Vermarktung Mannheimer Ausstellungen. Zugleich bewies er, dass er auch ein Händchen für Kinder- und Familienausstellungen wie „Einfach tierisch“, „Alles mit der Zeit“ oder „Eiszeit-Safari“ hat.

In der Findungskommission saßen neben Vertretern des Gemeinderats auch Personalrat, Förderer sowie renommierte Museumsfachleute. Zunächst hatten Teile des Gremiums auswärtige Bewerber bevorzugt. Ein Kandidat, der anfangs als Favorit galt, zog aber seine Bewerbung zurück – er hatte erfolgreiche Bleibeverhandlungen an seinem Haus geführt, dort wollte man ihn keinesfalls gehen lassen. Ein anderer, zunächst favorisierter Mann machte deutlich, dass er in dem Mannheimer Museum Defizite sieht und ein stärkeres finanzielles Engagement der Stadt erwartet, da er aus seiner Heimat höhere kommunale Kulturausgaben gewohnt ist. Die Stadträte konnten ihm aber keine Hoffnung auf einen deutlich höheren Etat machen.

Ganz besonders sprach für Rosendahl, was kein auswärtiger Bewerber bieten konnte: Er ist bereits mit der besonderen Struktur der Reiss-Engelhorn-Museen, die ja auch von mehreren Stiftungen getragen werden, vertraut. Zudem hat er mehrfach erfolgreich bewiesen, dass er selbst Drittmittel einwerben kann, etwa für das von ihm angestoßene Projekt zum Röntgenjahr oder Kinder-Mitmachausstellungen.

Doppelrolle im Museum

  • Der Generaldirektor leitet den städtischen Eigenbetrieb Reiss-Engelhorn-Museen (REM) mit den Direktionen Archäologie und Weltkulturen sowie Kunst- und Kulturgeschichte. Hier sind derzeit 69 Mitarbeiter für den laufenden Museumsbetrieb, die Sammlungen, die Museumspädagogik, die Inneren Dienste und die Archäologie zuständig.
  • Die Position umfasst ebenso die Leitung der Stiftungsmuseen sowie die Übernahme von Ämtern und Aufgaben in Gremien der Stiftungen und Gesellschaften, die das Museum unterstützen. Hier sind für Ausstellungsmanagement, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing 29 Mitarbeiter tätig. Hinzu kommt das renommierte Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie mit noch mal 29 Wissenschaftlern

Redaktion Chefreporter

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