Mannheim. Das Gebot der Stunde ist eindeutig: Energie sparen. Und die Stadtverwaltung will dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Doch ganz so viel Einsparpotenzial wie erhofft, hat sie gar nicht gefunden. Ein Überblick.
Städtische Gebäude
In diesem Bereich lässt sich der Kommunalverwaltung zufolge am meisten sparen: Und so werden in diesem Winter die städtischen Dienststellen lediglich auf die gesetzlich vorgeschriebene Mindesttemperatur von 19 Grad geheizt. Nachts und am Wochenende sollen die Thermostate sogar lediglich auf zwölf Grad eingestellt sein. Und damit die Heizungen auch ansonsten nicht unnötig laufen, fragt die Verwaltung bei ihren Mitarbeitern zurzeit nach, wie lange die jeweiligen Räume tatsächlich genutzt werden - um die Temperaturkurve entsprechend anzupassen. Doch nicht nur bei der Raumwärme wird gespart: Auch auf warmes Wasser verzichtet die Verwaltung - zumindest da, wo es dezentral erzeugt wird, also in unmittelbarer Nähe des Waschbeckens beispielsweise mit einem kleinen Boiler: Solche sind inzwischen, etwa im Technischen Rathaus, abgeschaltet. Wo das warme Wasser aus einem großen zentralen Speicher im Keller kommt, ist das nicht ganz so einfach. Da muss jeweils einzeln die Hygiene überprüft werden.
Schulen
Diese sind dem Land zufolge in einer Verordnung ausdrücklich von der Verpflichtung zur Absenkung der Lufttemperatur ausgenommen. Oberste Priorität habe auch während der Energie-Krise die Gewährleistung des Präsenzbetriebs, haben die Kultusministerinnen und -minister der Länder unlängst bekräftigt. Trotzdem gibt es in Deutschland natürlich für alles Vorgaben: Demnach wird in den Klassenzimmern 20 Grad als ausreichend angesehen. Für Sporthallen und Technikräume werden 19 Grad Temperatur empfohlen.
Bäder
Kühler als sonst ist es dagegen in den Hallenbädern der Stadt: Die Wassertemperatur dort ist grundsätzlich um zwei Grad abgesenkt worden, teilte die Verwaltung mit. Darum sind in diesem Winter auch alle Babyschwimmkurse, die deutlich wärmeres Wasser benötigen, gestrichen worden. Geschlossen bleibt auch die Sauna im Herschelbad - weil sie zwar viel Energie braucht, aber nur wenig Zuspruch findet. Ganz aufs Schwimmen verzichten, wie in manch anderer Kommune, müssen die Mannheimerinnen und Mannheimer jedoch vorerst nicht. Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) will, „dass die Bäder so lange wie möglich im Betrieb bleiben und das Schwimmen für die Bevölkerung ermöglicht wird“.
Gebäudebeleuchtung
Nicht nur kälter, auch dunkler wird es in diesem Winter in der Stadt sein: Denn eine Bundesverordnung verpflichtet die Kommune dazu, das Anstrahlen von markanten Bauwerken seinzulassen. Entsprechend sind in den letzten Wochen nach und nach die Lichter an folgenden Orten ausgegangen: Wasserturm, Alte Sternwarte, Alte Feuerwache, Reiss-Engelhorn-Museen, Jüdisches Mahnmal, Bismarck-Denkmal, „Mannheim“-Schriftzug an der Autobahneinfahrt, Carl-Benz-Denkmal, Augustaanlage, Breite Straße, Planetarium, Rosengarten, Nationaltheater, Jesuitenkirche, Altes Rathaus Seckenheim, Altes Rathaus F1, Technisches Rathaus und, teilweise, Kunsthalle. Selbst das Schloss wird wegen Restaurationsarbeiten zurzeit nur mit einer Sicherheitsbeleuchtung angestrahlt.
Weihnachtsbeleuchtung
Dafür ist zwar nicht direkt die Stadt verantwortlich, sondern die Werbegemeinschaft Mannheim City. Doch in Absprache mit der Verwaltung haben die Händlerinnen und Händler beschlossen, auch hier einen Teil beizutragen: So gehen die besinnlichen Lichter dieses Jahr eineinhalb Stunden später an und am Wochenende eine Stunde früher aus. Zudem ist bereits an Neujahr Schluss mit dem Lichterzauber - anstatt wie sonst am 6. Januar.
Straßenbeleuchtung
Auch hier waren ursprünglich Einsparungen geplant. Doch inzwischen erklärt die Verwaltung: „Die Straßenbeleuchtung dient der Verkehrssicherheit und kann nicht ausgeschalten werden.“ Vielmehr gebe es sogar „eine Beleuchtungspflicht für den öffentlichen Straßenraum“. Auch von Bewegungsmeldern, die die Lampen nur dann zum Leuchten bringen, wenn sie tatsächlich benötigt werden, halten die Fachleute wenig: Die Umstellung auf die energiesparende LED-Technik laufe und „ist sinnvoller als der teurere Einsatz von Bewegungssensoren“.
Die Serie: Energie sparen
Als Folgen der Corona-Pandemie und des Kriegs gegen die Ukraine sind die Energiepreise auf ein Rekordniveau geklettert. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher werden dadurch massiv belastet. In unserer Serie wollen wir das Thema bis zum 9. November in regelmäßigen Abständen beleuchten.
Ampeln
Ähnliches ist von den Ampeln an Mannheims Straßen zu berichten. Hier hatte man sich ebenfalls Einsparpotenzial erhofft, doch eine gemeinsame Überprüfung von Stadt und Polizei ergab: Bereits vor der Energie-Krise waren die Ampeln, die nachts nicht benötigt werden, aus. Denn bei jeder Installation einer neuen Anlage werden genau darauf geachtet, wann sie in Betrieb sein muss und wann nicht. Das Sparpotenzial hier also: null.
Fazit
Und was soll das alles nun bringen? „Ziel ist es, durch Energiesparmaßnahmen am Ende 20 Prozent Gas einzusparen, um einer Gasmangellage mit unabsehbaren wirtschaftlichen und sozialen Folgen entgegenzuwirken“, erklärte Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) bei der Vorstellung der ersten kommunalen Schritte. Sein Parteikollege Eisenhauer bezifferte das Einsparpotenzial bei der Beheizung von Gebäuden auf rund 15 Prozent. Bis zu vier Prozent soll der Verzicht auf das warme Wasser beim Händewaschen bringen. Beim Strom ließe sich der Verbrauch um rund acht Prozent reduzieren. Er betont jedoch: „Dabei steht das Nutzerverhalten im Vordergrund.“ Es hängt also ziemlich viel von den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst ab.
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