Energiespar-Serie

Mit diesen Maßnahmen wird ein Einfamilienhaus energieeffizient

In vielen Wohngebäuden wird die Energie noch immer nicht effizient genutzt. Gerade in Ein- und Zweifamilienhäusern gibt es viele Stellschrauben. Ein Überblick

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Wall with polystyrene house © Getty Images / iStockphoto

Dämmung

Die Gebäudedämmung hat Einfluss auf die Heizkosten. Weil Handwerker dafür aktuell schwer zu bekommen sind, ist auch eine Dämmung in Eigenleistung eine Option. Allerdings sollte für eine möglichst große Wirkung die gesamte Gebäudehülle eingepackt werden. „Damit sind alle Umfassungsflächen eines Gebäudes gemeint, die das Gebäude zur Außenluft oder zu nicht beheizten Räumen abgrenzen. In der Regel also das Dach oder die oberste Geschossdecke, die Außenwände und die Kellerdecke“, zählt Hans-Joachim Riechers vom Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel auf. „Erst wenn all diese Flächen gedämmt sind, bleibt die Wärme im Haus.“

Einiges davon können Heimwerker selbst erledigen, doch nicht die Dämmung der Außenfassade, findet Michael Pannhausen, Trainer der DIY Academy in Köln. „Aber an die Dämmung der obersten Geschossdecke, des Daches oder auch der Kellerdecke können sich Baulaien durchaus herantrauen.“ Öffentliche Fördergelder können für diese Eigenleistungen dann allerdings nicht in Anspruch genommen werden.

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Ohne fachlichen Rat von einem Energieberater oder erfahrenen Handwerker wird es auch beim DIY-Projekt nicht gehen. „Die Dämmarbeiten selbst sind nicht schwer, aber die Planung und Vorbereitung sowie die Auswahl der passenden Materialien haben es in sich“, sagt Holger Schmidt vom Bauherren-Schutzbund in Berlin.

Die ersten Zentimeter Dämmung bringen am meisten. Riechers führt als Beispiel die Dämmung einer Außenfassade an: „Wer eine ungedämmte Altbauwand mit einer zehn Zentimeter dicken Dämmschicht saniert, senkt den Wärmedurchgang (U-Wert) der Wand um mehr als 85 Prozent.“ Wenn die Wand allerdings schon mit einer zehn Zentimeter dicken Schicht gedämmt ist, bewirkt eine weitere Dämmung auf 20 Zentimeter lediglich eine Senkung des U-Wertes um weitere sechs Prozent. Allerdings sollte man auch nicht zu dünn dämmen – das kann ein Sparen an der falschen Stelle sein. Ein vernünftiges mittleres Maß liegt laut Riechers bei üblichen Dämmstoffen und Wandaufbauten wohl zwischen 14 und 20 Zentimetern Dicke.

Selbst wenn man sich nicht an die größte Fläche des Gebäudes, die Außenfassade, herantraut, die Dämmung der Kellerdecke und obersten Geschossdecke oder des Dachs bringen ebenfalls schon etwas. Hier kann wiederum ein Experte helfen, die Bauphysik im Auge zu behalten, denn diese verändere sich mit jeder Maßnahme. „Purer Aktionismus ist nicht hilfreich. Der kann zulasten der Effizienz gehen oder sogar ernste Probleme verursachen“, sagt Schmidt.

Ein einfacheres Projekt als die Isolierung des Dachs ist die Dämmung der obersten Geschossdecke. „Diese Arbeiten werden gern von Heimwerkern ausgeführt, weil sie dank spezieller Dämmsysteme ziemlich leicht von der Hand gehen“, so Pannhausen. Die Dämmelemente werden wie Puzzleteile einfach auf die Decke aufgelegt und verklebt. Ähnliche Systeme gibt es für die Dämmung der Kellerdecke. Hier werden die Dämmplatten unterhalb der Decke angebracht.

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Einbau einer Wärmepumpe

Die Wärmepumpe gilt als die umweltfreundliche und zukunftssichere Alternative zur Öl- und Gasheizung. Im vergangenen Jahr wurden über 40 Prozent der Neubauten damit ausgestattet. Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 65 Prozent Erneuerbarer Energien betrieben werden. „Wärmepumpen sind ohne Frage zukunftsfähig und sollen eine tragende Rolle bei der Energiewende spielen“, sagt Stefan Materne vom Team Energieberatung der Verbraucherzentrale. Und Alexander Steinfeldt von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft Co2online sagt über Wärmepumpen im Vergleich zu Öl- und Gasheizungen: „In vielen Fällen ist die Wärmepumpe die bessere Wahl – vor allem, wenn sehr effiziente Modelle eingesetzt werden, das Gebäude gut gedämmt und das Heizsystem mit Solarenergie kombiniert wird.“

Entscheidend ist für diese Frage aber im Einzelfall die Vorlauftemperatur der Heizung. „Je geringer sie ist, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe und umso weniger Strom wird verbraucht“, erklärt Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe.

Die geringe Vorlauftemperatur lässt sich in energieeffizienten Gebäuden erreichen, die Flächenheizkörper oder ausreichend dimensionierte andere Heizkörper haben und eventuell mit Solarthermie unterstützt werden. „Im Neubau gehören diese Eigenschaften bereits zum Standard, im Gebäudebestand müssen sie eventuell erst durch Sanierungsmaßnahmen erreicht werden“, sagt Alexander Steinfeldt.

Austausch der Heizung

Im Ein- und Zweifamilienhaus ist momentan die Wärmepumpe die erste Wahl, wenn man seine bestehende Öl- oder Gas-Heizung ersetzen möchte, sagt Tim Geßler, Redakteur und Heizungsexperte der Fachzeitschrift „SBZ Sanitär.Heizung.Klima“. Einen Großteil ihrer Energie gewinnt die Heizungsanlage mit Wärmepumpe kostenlos aus der Umwelt. Sie entzieht je nach Variante dem Erdreich, der Umgebungsluft oder dem Grundwasser Wärme. Rund drei Viertel ihrer Energie werden laut dem Bundesverband Wärmepumpe so gewonnen. Ein zugekaufter Anteil Strom wird aber zum Betrieb der Pumpe und ihres Antriebs benötigt.

„Eine weitere Alternative ist die Holzheizung, in der Regel ist es ein Pelletkessel.“ Auch er kann eine Öl- oder Gasheizung für Wärme im Wohnraum und zur Warmwasserbereitung komplett ersetzen. Für beide Heiztechnologien muss man mit Kosten von mindestens 20 000 bis 30 000 Euro rechnen. Dazu können Kosten für Umbauten kommen, die notwendig werden, um die Anlagen effizient betreiben zu können. Zum Beispiel ein Heizkörpertausch.

Eine dritte Möglichkeit kann eine Umstellung auf Fernwärme sein. Die gibt es aber vornehmlich in dicht besiedelten Räumen, und ein Energieversorger muss bereit sein, sein Netz auszubauen und neue Anschlüsse zu legen.

Jede Heizung muss zum Gebäude passen: Größe und Beschaffenheit des Hauses, die Anzahl der Bewohner, Dachausrichtung, Heizkörper oder Fußbodenheizung und viele andere Faktoren spielen bei der Frage, welches Heizsystem das beste ist, eine Rolle.

Eine Wärmepumpe ist zum Beispiel nicht in jedem Bestandsbau einsetzbar, auch wenn die Hersteller in den vergangenen Jahren vermehrt auch Modelle für höhere Vorlauftemperaturen entwickelt haben. Je nach Zustand des Hauses muss aber die Dämmung von Dach, Fassade, Fenster oder Kellerdecke verbessert werden oder es müssen Flächenheizungen eingesetzt werden. Und für die Sole-Wasser-Variante spielt zum Beispiel der Zugang zum Garten eine Rolle, denn es sind dafür Erdbohrungen mit schweren Baugeräten nötig.

Bei einer Pelletheizung ist einer der Faktoren der Platz für das Pelletlager. „Deswegen ist ja auch der klassische Tausch Ölheizung gegen Pelletkessel“, sagt Geßler. Man kann das alte Öllager umrüsten. Wer eine Gasheizung ersetzt, muss den Lagerplatz im Haus neu anbieten können.

Kleinmaßnahmen

Durch einen undichten Rollladenkasten entweicht Luft aus dem Haus und damit wertvolle Heizenergie. Auch für Zugluft im Wohnraum sind die Kästen eventuell verantwortlich. Man kann sie aber selbst dämmen. Laut den Verbraucherzentralen kann das bis zu zehn Euro Einsparung pro Quadratmeter und Jahr bringen. Das Material gibt es im Baumarkt und kostet 15 bis 30 Euro pro Quadratmeter. Man nimmt entweder flexible Dämmplatten, die in den Kasten eingepasst und dort fixiert werden. Die Verbraucherzentralen raten aber zu Hochleistungsdämmplatten aus Polyurethan oder Phenolharz, da sie eine geringere Wärmeleitfähigkeit besitzen. Die Durchführung des Gurtes und der Rollladenspalt lassen sich mit einer Bürstendichtung ausstatten – für 10 bis 15 Euro pro Rollladenkasten.

Auch über nicht gedämmte Heizungsrohre und -ventile in unbeheizten Räumen wie dem Keller geht Heizungswärme verloren. Doch man kann sie dämmen: Isolierungen plus Kleber und Isolierband gibt es oft schon für unter zehn Euro pro Meter im Baumarkt. Damit lassen sich laut Verbraucherzentrale NRW bis zu 200 Kilowattstunden Energie pro Meter Rohr in ungeheizten Bereichen und pro Jahr einsparen.

Am einfachsten geht das mit Dämmschalen, die um die Rohre gelegt werden. Ihre Stärke sollte dem Rohrdurchmesser entsprechen. Die Schalen sollten mit Angaben wie „100% EnEV“ oder „100% GEG“ angeboten werden. Übrigens: Die Dämmung der Heizungsrohre, -leitungen und -armaturen in unbeheizten Räumen ist laut dem Gebäudeenergiegesetz von 2020 sogar Pflicht.

In älteren Gebäuden, gerade aus den 1960er und 70er Jahren, können die Nischen für die Heizkörper in den Wohnräumen noch ungedämmt sein. Pro Quadratmeter können hier bis zu 15 Euro Heizwärme im Jahr unnötig fällig werden, so Berechnungen der Verbraucherzentrale NRW. Dämmstoffplatten und -matten sind eine Lösung, sie kommen luftdicht an die Wand. Darauf kommt eine Aluminium-Kaschierung, die zusätzlich beim Sparen helfen soll. dpa

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