Wer Ralf-Carl Langhals kennt, der weiß: Ralf-Carl Langhals steht zu seiner Meinung. Auch dann, wenn er aneckt. Es liegt nicht im Naturell des Theaterkritikers im Kulturressort des „Mannheimer Morgen“, sich einem Mainstream anzupassen. Und so überrascht auch seine Antwort auf die erste Frage im Stotterer-„Ppppodcast“ dieser Redaktion nicht: „Sehr sehr schwer“ sei es ihm gefallen, die knapp dreiminütige Begrüßung des stotternden Moderators und Kollegen Sebastian Koch abzuwarten und ihm nicht ins Wort zu fallen. „Das Warten treibt mich in den Wahnsinn“, sagt er.
Das Gespräch, das Langhals mit Koch führt, fällt ein wenig aus der Reihe der bisherigen Episoden. Langhals stottert nicht. Langhals kennt – außer Koch – auch niemanden, der stottert. „Wenn du mal jemanden brauchst, der dir ins Mikro sagt, wie anstrengend es ist, mit Stotterern zu arbeiten, frag mich“, erzählt er von einer Mail an den Moderator vor einigen Wochen, die zur 15. Episode des Ppppodcasts geführt hat.
Es ist ein launiges, unterhaltsames Gespräch. Eines, in dem über private Anekdoten gelacht wird, doch ebenso auch ernste Fragen besprochen werden. Ja, gibt Langhals offen zu, das Verhältnis der beiden Kollegen, die sich (in Zeiten vor Corona) auch außerhalb des Büros treffen, wäre ohne das Stottern ein anderes. „Ich habe gemerkt, dass ich große Probleme habe, das Stottern hörend zu – ja ertragen, klingt total blöd“, sagt er. „Mich macht das nervös. Ich bekomme Schweißausbrüche, ich muss mich wirklich mit beiden Händen am Stuhl festhalten, dass ich dir oder einem anderen (Stotternden) nicht ins Wort falle.“
Die Unterhaltung, das stellt Langhals früh klar, soll aber keine Anklage sein. „Ich bin nicht hier, um Stotternden zu sagen, was das für eine ,Zumutung’ für andere ist.“ Er möchte vielmehr darauf aufmerksam machen, dass auch die Zuhörerinnen und Zuhörer vom Stottern betroffen sind. Dass das Stottern nicht nur mit dem Betroffenen, sondern auch mit dem Gesprächspartner etwas macht. Wenn Koch stottert, „gehen mir ganz viele Dinge durch den Kopf“.
Welche Gedanken sich Langhals (und wohl auch viele andere?) während der Blockaden von Stotternden macht, warum der Redakteur das Stottern aber gleichzeitig auch als entschleunigend empfindet, und was er sowohl Stotternden als auch Diskussionspartnern im Umgang mit dem Stottern rät, das ist ab sofort auf Spotify, Apple Podcast und Deezer sowie der Webseite dieser Redaktion zu hören.