Awo-Ballett

Wie der Kompromiss im Kostüm-Eklat zwischen Buga Mannheim und Awo aussieht

Ende gut, alles gut: Nach intensiven Gesprächen haben die Buga Mannheim und die Arbeiterwohlfahrt einen Kompromiss im Streit um die Kostüme der Seniorentanzgruppe geschlossen. Wie die Details der Einigung aussehen

Von 
Thorsten Langscheid , Till Börner und Timo Schmidhuber
Lesedauer: 
Das Awo-Ballett bei seinem Auftritt am Samstag in Neckarau. Hier sind die Frauen in Kostümen zu sehen, die von der Buga nicht beanstandet wurden. © Sylvia Osthues

Mannheim. Nach dem Eklat um das Kostüm-Verbot für die Awo-Seniorinnen-Tanzgruppe und um Vorwürfe an die Gruppe, „kulturelle und religiöse Klischees für ihre Zwecke auszuschlachten“, gab es am Montagabend nach intensiven Gesprächen einen Kompromiss zwischen Arbeiterwohlfahrt (Awo) und Bundesgartenschaugesellschaft.

Wie Awo-Vorstand Alexander Manz und der Leiter des Buga-Kulturprogramms, Fabian Burstein, mitteilten, können alle geplanten Auftritte stattfinden, lediglich an drei Kostümen sollen noch kleinere Änderungen vorgenommen werden. Welche genau, wollten Manz und Burstein noch mit den Frauen der Tanzgruppe im Detail festlegen.

Auftritte nun auf Hauptbühne der Buga

Die Auftritte sollen zudem von der Freilichtbühne in der Spinelli-Parkschale auf die Hauptbühne der Buga verlegt werden, um damit die große Bedeutung des Themas und des Engagements der ehrenamtlichen Seniorinnen zu unterstreichen, wie Burstein betonte. Zudem will die Buga-Gesellschaft gemeinsam mit der Awo in einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung den Konflikt aufarbeiten und ein „Mannheimer Modell“ entwickeln, wie man konstruktiv mit interkulturellen Sensibilitäten in Zukunft umgehehen könnte. Kurz vor dem Termin am späten Nachmittag hatte Burstein bereits per E-Mail mitgeteilt: „Wir bedauern sehr, dass Irritationen entstanden sind“, und „uns geht es nicht um Verbote. Vielmehr werben wir für einen reflektierten Umgang mit kulturellen Codes.“

Mehr zum Thema

Kommentar Von Angst getrieben: Das Buga-Kostümverbot

Veröffentlicht
Kommentar von
Thorsten Langscheid
Mehr erfahren
Neckarau

Kulturelle Aneignung? AWO kritisiert Buga für Entscheidung

Veröffentlicht
Von
Sylvia Osthues
Mehr erfahren
AWO-Ballett

Diese Senioren-Tanzkostüme dürfen auf der Mannheimer Buga-Bühne nicht gezeigt werden

Veröffentlicht
Von
Thorsten Langscheid
Mehr erfahren

Mannheims SPD-Fraktionschef und Oberbürgermeisterkandidat Thorsten Riehle, Mitglied im Aufsichtsrat der Buga, hatte am Nachmittag in einer Stellungnahme ebenfalls für einen Kompromiss geworben: „Wer die Damen des Awo-Balletts kennt, weiß, dass ein Vorwurf kultureller Aneignung fernliegend ist.“ Eine Kompromissbereitschaft war aus Sicht des Fraktionsvorsitzenden „wichtig, um die Situation zu entschärfen und den geplanten Auftritt zu ermöglichen“.

Für die Freien Wähler rügte Fraktionsvorsitzender Achim Weizel indessen das Verhalten der Buga-Verantwortlichen: „Hier wäre, auch mit Blick auf das ehrenamtliche Engagement der überwiegend älteren Frauen, die zum Teil zwischen 70 und 90 Jahren alt sind, etwas mehr Fingerspitzengefühl angebracht gewesen.“ Die Ablehnung der Awo, das Programm der Tanzgruppe durch Weglassen von Kostümen zu ändern, werde „ausdrücklich begrüßt“, so Weizel.

Unterschiedliche Reaktionen

Zuvor hatte es am Montag unterschiedliche Reaktionen auf die Entscheidung der Buga-Gesellschaft gegeben, einen Teil der Kostüme bei den Auftritten zu verbieten - darunter einen Flamenco-Rock und ein indisches Sari-Kleid. Steffen Mendel kann zwar verstehen, dass die Buga-Gesellschaft nicht Menschen in Klischeevorstellungen packen möchte. Trotzdem hält der Präsident der Deutsch-Spanischen Gesellschaft Rhein-Neckar mit Sitz in Mannheim das Verbot für überzogen, wie er auf Anfrage erklärte: „Ich finde, das wird überdramatisiert. Ich sehe nicht, dass mit dem Tragen der Kostüme bei einer Tanzaufführung die Kultur angeeignet wird. Im Gegenteil, es ist ein Zeichen von Weltoffenheit. Wieso soll eine deutsche Tanzgruppe kein Flamenco-Kostüm tragen dürfen?“ Der Verein mit seinen knapp 40 Mitgliedern aus Deutschland, Spanien und Lateinamerika pflegt die interkulturelle Zusammenarbeit.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Auch Rudradev Devulapelli vom Vorstand des rund 220 Mitglieder starken indischen Kulturvereins Germany Telugu Vedika in Mannheim hat nach eigenen Angaben kein Problem mit dem Auftritt der Awo-Gruppe. „Ich empfinde von Herzen Respekt für die Senioren, die sich so viel Mühe geben, die Kleider zu planen, vorzubereiten und zu nähen, um die Vielfältigkeit von Mutter Erde durch ihr Programm ,Weltreise in einem Traumschiff’ zu zeigen. Obwohl wir alle durch geografische Grenzen getrennt sind, ist die gesamte Menschheit eins“, erklärte er. Die Seniorinnen machen sich seiner Ansicht nach nicht über den Sari lustig, „sondern zeigen der Welt, wie schön sie ist“.

Leiter des Mannheimer Künstlerhauses Zeitraumexit: „Jetzt nicht einknicken“

Dagegen forderte Jan-Phillip Possmann, langjähriger Leiter des Mannheimer Künstlerhauses Zeitraumexit, bei Facebook, die Buga-Gesellschaft dürfe „jetzt nicht einknicken“. Nun biete sich die Gelegenheit, „mal offen und ernsthaft mit Senior*innen über Identitätspolitik und soziales Miteinander zu diskutieren“.

SPD-Altstadtrat Helmut Wetzel rief in einem Schreiben derweil zu Protestaktionen gegen die Kostümverbote auf. Diese seien unter anderem diskriminierend gegenüber der Tanzgruppe und allen Senioren.

An diesem Mittwoch, 19. April, steht der erste von mehreren geplanten Auftritten auf dem Programmplan. Die Tänzerinnen waren ursprünglich Teil des Programms beim Buga-Seniorennachmittag auf der Freilichtbühne sowie bei weiteren Veranstaltungen im Spinelli-Gelände im Laufe der Gartenschau - unter anderem auch beim Landesseniorentag im Juli.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

Redaktion Redakteur in der Onlineredaktion

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

Thema : Buga 23 in Mannheim

  • Bundesgartenschau So sieht es jetzt auf dem Buga-Gelände in Mannheim aus

    Ende Januar soll auch der letzte Teil des Mannheimer Spinelli-Geländes der Bundesgartenschau wieder an die Öffentlichkeit zurückgegeben werden. Wie der Rückbau lief und was dort jetzt noch ist.

    Mehr erfahren
  • Bundesgartenschau Was aus einem Gebäude der Mannheimer Buga wird

    Die Bundesgartenschau-Gesellschaft, die das große Fest vorbereitete und durchführte, wird nun aufgelöst. Das ist in ihrem Verwaltungssitz am Feudenheimer Wingertsbuckel geplant

    Mehr erfahren
  • Bundesgartenschau Was eine Mannheimer Buga-Mitarbeiterin jetzt auf der Gartenschau Wangen macht

    Sie begrüßte in Mannheim die Besucher, jetzt betreut sie über 900 ehrenamtliche Helfer bei der Landesgartenschau in Wangen: Ingrid Dickes. Und es gibt noch mehr Mannheimer Spuren im Allgäu

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen