Schwierige Kandidatensuche

Wer folgt auf Peter Kurz? Viele Fragezeichen bei Mannheimer OB-Wahl

Amtsinhaber Peter Kurz - das ist inzwischen klar - wird bei der nächsten OB-Wahl nicht mehr antreten. Aber wer kandidieren wird, ist bei fast allen Parteien offen. Nur eine hat sich schon festgelegt

Von 
Sebastian Koch , Steffen Mack und Timo Schmidhuber
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Hat Christian Specht (l.) wohl Peter Kurz – hier am 17. November im Gemeinderat – schon verraten, ob er jetzt als Oberbürgermeister kandidieren will? © Thomas Tröster

Mannheim. In einem halben Jahr wird das Mannheimer Stadtoberhaupt neu bestimmt. Klar ist bislang nur, dass Peter Kurz nicht mehr antritt. Offenbar hat die für viele überraschende Ankündigung des Sozialdemokraten Mitte November auch die politische Konkurrenz kalt erwischt. Bislang hat noch keine Partei bekanntgegeben, mit wem sie am 18. Juni 2023 antreten will. Formal sind Bewerbungen zwar noch bis zu vier Wochen vorher möglich. Aber politisch wird natürlich die Zeit für Wahlkampagnen von Tag zu Tag knapper.

Nur die SPD hat bereits jemanden

Die Spitzen der SPD haben sich zwar schon seit Langem verständigt, wer von ihnen im Falle eines Kurz-Verzichts kandidieren soll. Nach „MM“-Informationen ist es Fraktionschef Thorsten Riehle. Darüber wollten sie jedoch erst ihre Gremien informieren, dann die Öffentlichkeit. Auf die Frage, ob der Zeitpunkt inzwischen feststehe, antwortet der Kreisvorsitzende Stefan Fulst-Blei nur: „Nein.“

OB-Wahlen und bisherige Amtsinhaber

  • Oberbürgermeister werden in Baden-Württemberg für acht Jahre gewählt. Erhält im ersten Wahlgang keiner mehr als 50 Prozent, gibt es einen zweiten, bei dem die einfache Mehrheit reicht.
  • Bei der Wahl 2015 gewann Sozialdemokrat Peter Kurz im zweiten Durchgang mit 52 Prozent vor seinem CDU-Herausforderer Peter Rosenberger (44,9 Prozent). Der parteilose Christian Sommer bekam 2,9 Prozent. Christopher Probst von den Freien Wählern, der im ersten Wahlgang fast 16 Prozent geholt hatte, trat im zweiten nicht mehr an.
  • Da Kurz auf eine dritte Kandidatur verzichtet, bleibt sein Vorgänger und Parteigenosse Gerhard Widder mit einer Amtszeit von 24 Jahren alleiniger Rekordhalter.
  • Abgesehen von NSDAP-Mann Carl Renniger (1933 bis 1945) und dem parteilosen Hans Reschke (1956 bis 1972) gab es in Mannheim erst ein Stadtoberhaupt, das nicht von der SPD gestellt wurde: von 1945 bis 1948 den Christdemokraten Josef Braun. sma

Nach wie vor bedeckt halten sich auch die Grünen. Man könne zum jetzigen Zeitpunkt noch „keine Aussagen zum weiteren Zeitplan machen“, erklärt die Kreisvorsitzende Sophia Dittes. Für die Partei, die die größte Fraktion im Gemeinderat stellt, berät eine Findungskommission über die Kandidatur. Zu Spekulationen um die bei der OB-Wahl in Heidelberg an Amtsinhaber Eckart Würzner gescheiterte Theresia Bauer meint Dittes zwar, Bauer habe als Wissenschaftsministerin „einen tollen Job gemacht“, und Mannheims Grüne schätzten sie „als Person und für ihre politische Arbeit sehr“. Aber zur Frage, ob der Name Bauer diskutiert würde, sagt Dittes nichts. „Wir schließen allerdings, Stand heute, nach wie vor nichts und niemanden aus.“ Ein Insider nennt eine Kandidatur der Heidelbergerin in Mannheim jedoch „abwegig“.

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Die CDU will im Januar bekanntgeben, wen sie ins Rennen schickt. Der Kreisvorsitzender Christian Hötting erklärte kürzlich, man spreche „mit verschiedenen Persönlichkeiten, CDU-Mitgliedern wie Nicht-Mitgliedern“, über eine Kandidatur. Gleichzeitig gebe es aber auch Gespräche mit anderen Parteien. Dabei gehe es um die Frage, ob man einen gemeinsamen Kandidaten unterstützen würde. Als aussichtsreichster Bewerber bei der CDU gilt Kämmerer Christian Specht. Ob der zu einer Kandidatur bereit wäre, lässt er aber unverändert noch offen.

Der Linken-Kreisverband weiß sicher, dass er „keinen Kandidaten“ aufstellt, wie Kreissprecherin Isabell Fuhrmann erklärt. „Wir erwägen jedoch, mit eigener Kandidatin anzutreten. Dies wird im Januar entschieden.“ Die FDP kann noch nicht sagen, wie sie vorgehen wird. „Wir befinden uns derzeit noch in internen Abstimmungen für die OB-Wahl im nächsten Jahr“, so der Kreisvorsitzende Konrad Stockmeier. „Wir wollen die Frage, wie wir uns für diese wichtige Wahl aufstellen, in aller Sorgfalt besprechen. Derzeit können wir deshalb noch keine konkrete Aussage treffen.“ Auch die Freien Wähler/Mannheimer Liste beraten laut Fraktionschef Achim Weizel „in aller Ruhe“, wie sie vorgehen.

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Auch die AfD hat nach Aussage des Kreisvorsitzenden Rüdiger Ernst noch nicht entschieden, ob sie bei der Wahl antritt. Denkbar sei auch, einen geeigneten gemeinsamen Kandidaten des bürgerlich-konservativen Lagers zu unterstützen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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