Buchvorstellung

Was es über Carl Theodor noch zu sagen gibt

Hiram Kümper, Historiker an der Mannheimer Universität, hat zum Abschluss des Carl-Theodor-Jahres ein Buch vorgelegt. Was er darin schreibt und welche Gastautoren er zu welchen ausgefallenen Themen hat

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Peter W. Ragge
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Inhaber der Carl-Theodor-Professur an der Uni: Hiram Kümper. © privat

Mannheim. Die oft gestellte, die nie eindeutig beantwortete Frage klärt er gleich im ersten Kapitel: Ja, Carl Theodor schreibt sich mit „C“. Nicht nur sein Vorname, auch als seinen Titel hätte er gern „Churfürst“. Hiram Kümper führt als Beleg eine Kabinettsorder von 1786 an, verfasst vom „Churfürstl. geheimen Canzler-Amt“, wonach Kanzleien und Gerichte gefälligst den Namen des Regenten richtig schreiben sollen - ohne das neumodische „K“.

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Man könnte ja denken, über Carl Theodor sei alles gesagt - gerade nach dem Carl-Theodor-Jahr. Aber Kümper, Lehrstuhlinhaber für Spätmittelalter und Frühe Neuzeit an der Universität Mannheim, belegt das Gegenteil. Erst zum Abschluss des Carl-Theodor-Jahres, aber nicht zu spät hat er das Buch „Carl Theodor - Ein Kurfürst in bewegten Zeiten“ herausgegeben. Der 44-jährige Westfale hatte zunächst eine befristete Stelle in Mannheim, doch durch Stifter ist die 2019 als Carl-Theodor-Stiftungsprofessur verstetigt worden. Da fühlte er sich schon deshalb berufen, sich für das Gedenken an den Kurfürsten einzusetzen und daraus auch ein Buch zu machen.

Neuigkeiten rund um Saurier und ein Nashorn

Es ist ihm gelungen - aus zwei Gründen. Einmal stellt er jetzt noch einmal wissenschaftlich belegt und untermauert das fest, was Mannheimer Lokalpatrioten ohnehin die ganze Zeit gesagt haben. Carl Theodor sei „Kulturförderer, treibende und fördernde Kraft hinter dem Mannheimer Hofleben, seiner europaweit strahlenden Hofmusik, dem berühmten Nationaltheater und einem aufgeklärten Wissenschaftsbetrieb rund um eine der ersten deutschen Akademien“, betont Kümper: „Er machte Mannheim zu einem europäischen Zentrum mitten im deutschen Südwesten, zur Stadt, die auf Gäste stolz ist wie Mozart, Schiller und Goethe, Sophie von La Roche, Lessing und Voltaire“.

Darüber hinaus arbeitet der Professor aber heraus, dass Carl Theodor eben mehr ist als Kunst und Wissenschaft, wofür er immer gerühmt wird. Sein Buch zeigt, „dass die Meistererzählung vom Glanz der Carl Theodor-Zeit natürlich auch ihre Berechtigung hat - aber dass eben dahinter auch noch so viel mehr steckt“, so Kümper. Dazu zählt etwa, dass der Kurfürst neue Ideen in der Landwirtschaft ebenso gefördert hat wie die Wirtschaft und unter ihm die Kurpfalz zur regelrechten Innovationsregion wurde. Vieles davon illustriert er mit Details aus bislang ungedruckten Quellen.

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Und dann hat Kümper für die 224 Seiten mit 98 Abbildungen außer seiner eigenen Forschung auch noch 15 weitere Autoren gewonnen. Das ist eine weitere große Stärke des Buchs, denn die zeigen, dass es noch unzählige spannende, bislang nicht ausführlich beleuchtete Aspekte rund um den barocken Regenten gibt - und was ein weiteres Carl-Theodor-Buch sehr wohl rechtfertigt.

Zu den Autoren zählen Generaldirektor Wilfried Rosendahl und Kuratorin Irmgard Siede von den Reiss-Engelhorn-Museen, Harald Stockert und Thomas Throckmorton vom Marchivum, Hermann Wiegand und Wilhelm Kreutz vom Mannheimer Altertumsverein, Stefan Mörz vom Ludwigshafener Archiv und viele mehr. So erfährt man, warum Carl Theodor Lahn-Marmor besonders geschätzt hat, warum der Kurfürst mal die Mannheimer Gastwirtschaft „Pfau“ und dort ein Nashorn besuchte und was ihn mit Sauriern verband. Man liest auch, wie er im Schloss feierte, nach Rom reiste und wie Mannheim in der Barockzeit aussah. Nur warum die Bayern ihn mit „K“, also „Karl Theodor“, schreiben, das erfährt man nicht genau. Aber dass und warum die Bayern ihn nicht so mögen - das wird klar.

Redaktion Chefreporter

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