Astronomie

Was auf der Mannheimer Planetenallee zu sehen ist

20 Jahre ist die Idee alt, 15 Jahre die Planung: Die Augustaanlage in Mannheim ist nun eine Planetenallee. Warum das so lange dauerte und wer das Projekt realisierte.

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Peter W. Ragge
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Jetzt leuchtet die Sonne: Einweihung der Planetenallee auf der Augustaanlage mit den Initiatoren und Oberbürgermeister Christian Specht. © Christoph Blüthner

Mannheim. Man braucht nur einen kleinen Spaziergang, etwa 1,1 Kilometer lang, um viele Lichtjahre und Millionen von Kilometern zurückzulegen. Das geht jetzt alles auf der Mannheimer Augustaanlage.

Der Freundeskreis Planetarium hat dort, nach über 15-jähriger Vorbereitung, die Planetenallee installiert: ein begehbares, interaktives und maßstabsgetreues Modell unseres Sonnensystems im Maßstab 1:4,5 Milliarden mit in den Boden eingelassenen leuchtenden Scheiben und einem Modell der Sonne auf einer Stele.

„Ein einzigartiges Erlebnis“, fand Oberbürgermeister Christian Specht. Durch den Planetenweg werde „Wissenschaft im öffentlichen Raum begehbar und erfahrbar“. Specht erinnerte sich, dass er erstmals 2005 mit „zarten Hinweisen“ mit der Idee konfrontiert worden sei. Die Umsetzung indes zog sich nun länger hin. Doch das zeige, „dass es Durchhaltevermögen braucht, um etwas Großartiges zu machen“, lobte er.

Über 200.000 Euro Kosten der Mannheimer Planetenallee allein mit Spenden finanziert

„Sie haben nicht aufgegeben – eine tolle Leistung“, gratulierte Jürgen Staiger, Vorstand der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung. Sie habe „versucht, zumindest finanziell etwas anzuschieben“. Mit der MVV, dem VDI, der VR Bank, der Handwerkskammer, dem Rotary Club Mannheim und den Parkhausbetrieben zählt sie zu den größten Unterstützern. Insgesamt haben 171 Spender das 233.000 Euro teure Projekt ermöglicht. „Wir sind stolz darauf, dass wir das völlig ohne unmittelbare finanzielle Unterstützung der Stadt realisieren konnten“, so Wolfgang Wacker, Vorsitzender des Freundeskreises.

Der Merkur auf der Planetenallee. Eindrucksvoll sind die Planeten maßstabsgerecht im Abstand der Entfernungen zur Sonne im Boden eingelassen. © Christoph Blüthner

Aber nicht nur die Finanzierung erwies sich als Herausforderung. Nötig gewesen sei „die Überwindung zahlreicher immer wieder neu auftauchender Probleme“, so Roswitha Henz-Best, stellvertretende Vorsitzende. Vor 15 Jahren ist die konkrete Planung, 2015 mit der Stadt ein Gestattungsvertrag abgeschlossen worden. „Aber dann ging es langsamer als gedacht, die konstruktiven Details waren schwieriger und aufwendiger“, so Henz-Best.

Es gab Personalwechsel bei Firmen, lange Krankheiten bei Akteuren, eine irreparabel defekte Maschine und eine Glas-Verarbeitungsfirma, die den mal angenommenen Auftrag plötzlich wieder ablehnte. „Aber allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir es nun geschafft“, so Henz-Best erleichtert.

Die Mannheimer Planetenallee in der Augustaanlage. © Christoph Blüthner

Es beginnt in Höhe vom „Mannheimer Hof“ mit dem Neptun. Inmitten der stählernen Stelen vom Kunstwerk „Eisenspiel“ findet sich, ebenso in den Boden der Grünfläche eingelassen, Uranus, gefolgt von Saturn und Jupiter. Alle Planetenscheiben zeigen dessen Größe im Verhältnis zur Sonne. Die Abstände entsprechen denen der Planeten im Weltall – ein Meter in der Planetenallee sind rund 4,5 Millionen Kilometer im Weltall. Hervorgehoben ist die Sonne. Sie wird durch eine leuchtende Kugel mit knapp 31 Zentimeter Durchmesser dargestellt, integriert in eine drei Meter hohe Glasstele mit weiteren Informationen.

Per Knopfdruck hat Oberbürgermeister Specht die Beleuchtung der Sonne eingeschaltet. „Allein in der Entwicklung der Steuerung stecken zwei Monate Entwicklungsarbeit“, so Fritz-Jochen Weber, ebenso stellvertretender Vorsitzender des Freundeskreises. Jupiter leuchtet immer, weil er an der Stromversorgung der Ampel hängt, die anderen Planeten sind mit der Straßenbeleuchtung gekoppelt.

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In den Belag eingelassene Nägel symbolisieren die Umlaufgeschwindigkeit. „Die Distanz, die der Himmelskörper in 24 Stunden, also in einem Erdtrabanten zurücklegt, entspricht dem Nagelabstand“, erläutert Wacker. Zum Glück für die Initiatoren der Planetenallee wurde Pluto 2006 durch die Internationale Astronomische Union (IAU) degradiert – zum Zwergplaneten. „Sonst wären wir im Brunnen vor dem Wasserturm gelandet“, so Wacker.

Mannheimer Planetarium wird für Sanierung geschlossen

Idee und Gestaltung geht auf den Grafiker Gunter Schulz zurück. Wacker, Gründungsdirektor des Planetariums und seit seinem Ruhestand Vorsitzender des Freundeskreises, gab die Hoffnung nie auf, das Projekt realisieren zu können. Schließlich könne „Mannheim auf eine lange astronomische Tradition zurückblicken“, erinnerte er an die 1772 gegründete Sternwarte, die einst „Weltgeltung gehabt hat“, so Wacker. 1927 habe Mannheim eines der ersten kommunalen Planetarien eröffnet. Nach dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sei es dank dem aus Mannheim stammenden „Weltraumprofessor“ Heinz Haber 1984 gelungen, wieder ein Sternentheater zu bauen. Schon damals sei die Idee zu einem Planetenpfad auf der „Karnickelwiese“ aufgekommen, aber nicht realisiert worden.

Dank der Planetenallee könne man „dem Publikum die wahren Größenordnungen in unserem Sonnensystem vor Augen führen“, so Wacker. Jeder wisse zwar, dass die Erde mit anderen Planeten um die Sonne kreise, aber kaum jemand könne sich die Dimensionen vorstellen. So könnten die Menschen auch „begreifen, wie winzig und verloren wir eigentlich in unserem Sonnensystem sind“.

Das begrüßt auch Mathias Jäger, Wissenschaftlicher und Technischer Leiter des Planetariums. Das Projekt „unterstützt unser Ziel, auch außerhalb der Kuppel sichtbar zu werden“, freute er sich. Das Interesse des Publikums sei da, „denn die Besucherzahlen steigen“, sagte er. Im nächsten Vierteljahr haben die Mannheimer so wenigstens eine Informationsquelle in Sachen Astronomie.

Am 28. April schließt das Planetarium bis Mitte Juli, weil die 3D-Projektionstechnik modernisiert, in den Videoprojektoren die Halogenlampen durch LED-Leuchten ersetzt, neue Software installiert und die kompletten Wasserleitungen und Sanitäreinrichtungen saniert werden.

Redaktion Chefreporter

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