Mannheim. Im Mozartsaal wartete auf die Besucherinnen und Besucher die große Eröffnungsshow – Show deshalb, weil der Hamburger Chor „Heaven Can Wait“ unter der Leitung von Jan-Christof Scheibe mit seinen Interpretationen von Popsongs für Begeisterung im Publikum sorgte. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, lautete ein Titel, und dieser Aussage konnten sich die Rednerinnen und Redner nur anschließen.
„Es gibt inzwischen 122 BAGSO-Verbände, der Seniorentag ist eine gute Gelegenheit zur Vernetzung“, sagte Regina Görner, seit 2021 Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Diese wurde 1989 gegründet, um in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft für die Belange älterer Menschen einzutreten, Sitz ist in Bonn. Alle drei Jahre veranstaltet die BAGSO den Seniorentag, dieses Jahr ist Mannheim an der Reihe.
OB Specht zu Seniorentag in Mannheim: „Eine Herzensangelegenheit“
„Die älteren Menschen bringen viel Erfahrung und Kompetenz mit“, sagte Görner. „Sie haben Dinge erlebt wie Flucht und Migration. Sie sind da und wissen, wie man diese Dinge heute bewältigen kann.“ Die Basis, mit der man jede Krise meistern könne, laute Demokratie und die Bereitschaft, Demokratie zu schützen. „Seniorenpolitik muss eine Herzensangelegenheit sein, nicht nur eine Alibi-Funktion“, sagte Oberbürgermeister Christian Specht.
Trau keinem über 30 – auch das haben wir überwunden.
Die Senioren haben durch ihre Lebenserfahrung „die Resilienz, von der alle sprechen“. Dass die älteren Leute an der Gesellschaft teilhaben, mache diese insgesamt resilienter. Ein großes Problem ist die Einsamkeit, um diese nicht aufkommen zu lassen, braucht es eine „soziale Infrastruktur“. In Mannheim gibt es 19 Seniorentreffs und sechs trägergeführte Beratungsstellen, das sei unvorstellbar ohne die Ehrenamtlichen. Bundesministerin Lisa Paus stellte die Frage: „Gutes Altwerden – Wie geht das? Ab wann ist man alt? Darin hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen. Wir werden so alt wie nie zuvor.“ Ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland ist über 65 Jahre alt.
Bundesministerin Lisa Paus nennt Altersarmut „beschämend“
Paus setzt sich ein gegen Stereotype und Altersdiskriminierungen, zum Beispiel am Arbeitsplatz. Die gute Nachricht laute: Die Menschen bleiben länger gesund und zufrieden, da sie mehr auf ihre Gesundheit achten. „Beschämend“ nannte die Ministerin die Altersarmut, besonders betroffen sind Frauen mit Migrationshintergrund. Frauen allgemein arbeiteten öfters in Teilzeit und übernähmen die Care-Arbeit in der Familie. „Frauen bekommen durchschnittlich 900 Euro Rente, das sind 440 weniger als Männer“, fügte Paus hinzu.
Wenn Armut auf Einsamkeit trifft, kann dies eine Abwärtsspirale sein. Daher brauche man Räume, wo sich Menschen treffen können, ohne Geld ausgeben zu müssen – ein Beispiel ist das Projekt „Mannheim gegen Einsamkeit“. Manne Lucha, Gesundheitsminister des Landes Baden-Württemberg meinte: „Älterwerden ist nichts für Weichlinge“. Frauen werden älter als Männer, denn diese seien die größeren „Vorsorgeschlamper“. Klischees und Stereotype wie „alt ist gleich unfähig“ gelte es zu überwinden, und Seniorenwohnheime dürfen keine Orte sein, „an die man Leute abgibt“. Und außerdem: „Trau keinem über 30 – auch das haben wir überwunden.“
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