Heidelberg. Es ist „ein historischer Moment“, staunte Eckhard Würzner, denn er hätte das gar nicht erwartet. „Ich ging davon aus, das wäre völlig normal“, so der Heidelberger Oberbürgermeister. Aber das ist es nicht: Erstmals trafen sich jetzt in Mannheim über 120 Vertreter von Museen aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, um unter dem Motto „Miteinander mehr bewegen“ Kooperationen auszuloten. Das müsste es viel mehr und intensiver geben, meinte Würzner, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Kulturvision der Metropolregion.
Die Initiative ging von Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen, aus. „Viele tun ja schon etwas in Sachen Zusammenarbeit, aber noch nicht genug“, meinte Rosendahl und gewann die Museumsverbände der drei Bundesländer, die Tagung im Mannheimer Museum Zeughaus auszurichten. „Zusammen können wir mehr bewegen“, äußerte er sich überzeugt. „Es muss nicht immer die große weite Welt sein“, meinte er mit Blick auf Leihgaben für Ausstellungen, man könne auch „Exponate aus Ladenburg statt vom Louvre“ zeigen, denn die Region berge „enorme Schätze“. Und auch um Museen als „Orte der Glaubwürdigkeit“ und unverzichtbare Bestandteile des Kulturlebens zu erhalten, müssten sie auf Netzwerke setzen.
Wie sehr die Politik das für nötig hält, machten Würzner ebenso wie sein Mannheimer Amtskollege Christian Specht deutlich. Dabei bescheinigte Specht den Reiss-Engelhorn-Museen, schon vorbildlich als Netzwerker in der ganzen Region unterwegs zu sein und etwa in Mannheim den Tagestourismus belebt zu haben. „Kultur ist etwas, was Identifikation schafft“, so Specht. Museen seien wichtige Orte der Begegnung und der Daseinsvorsorge. Aber der finanzielle Druck werde immer größer. So habe das Regierungspräsidium Karlsruhe die Stadt Mannheim darauf hingewiesen, sie solle bei den „erheblichen freiwilligen Leistungen“ sparen – gemeint sei der Kulturetat. Die Kultureinrichtungen müssten sich darauf einstellen „dass sich die Anteile der öffentlichen Hand an der Finanzierung weiter verringern und sie mindestens ein Drittel der Einnahmen über private Kooperationen erzielen“ müssten, so Specht.
Von solchen Zwängen sprach auch Eckhard Würzner. Es sei zwar „ziemlich schaurig“, aber er habe in seinem Etat 80 Millionen Euro streichen müssen. „Ich bin auch ziemlich sauer, dass wir das machen müssen“, so der Heidelberger Oberbürgermeister, aber der Bund zwinge die Kommunen durch Gesetze zu Ausgaben, für die sie keine Deckung bekämen. Gleichzeitig gingen, „weil die Wirtschaft zusammenbricht“, die Einnahmen an Gewerbesteuer zurück. Daher stünden auch in Heidelberg im Kulturbereich „Häuser auf dem Prüfstand – aber nicht, weil sie schlecht sind“, wie er betonte. Umso wichtiger seien Kooperationen. Daher lade er dazu ein, im nächsten Jahr die Tagung in Heidelberg zu wiederholen und über Museen hinaus auch andere Kultureinrichtungen einzubeziehen. „Über Gemeinsamkeit werden wir mehr erreichen“, so Würzner.
Kultur muss „mit Mittelkürzungen rechnen“
Das wünscht sich auch die Landesregierung. „Kooperationen bereichern die Kultur auf vielen Ebenen“, ermunterte Staatssekretär Arne Braun vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg die Museumsleute. Sie müssten „mit Mittelkürzungen rechnen“, bereitete er sie vor. Daher nannte er die Initiative zu der Tagung „wegweisend“, denn Kooperationen würden „helfen, die Häuser zukunftsfest zu machen“, so der Staatssekretär: „Kosten für den Einzelnen lassen sich reduzieren, das Publikum vergrößern“, äußerte er sich überzeugt.
Wege dazu erörterten die Museumsleute in mehreren Arbeitsgruppen. Die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen bringen dabei zum Beispiel ihre Erfahrungen ein, bei kulturhistorischen Sonderausstellungen wie derzeit „Essen und Trinken“ oder ab Herbst „Die Saurier kommen“ mit verwandten Kultur- und Freizeit-Einrichtungen in der gesamten Metropolregion, aber auch mit dem Handel oder der Gastronomie zu kooperieren. Das neue Netzwerk Industriekultur Rheinland-Pfalz ist ebenso Thema wie das Netzwerk Familien-Museen Allgäu oder generell um Wege, an Mäzene und Sponsoren zu kommen.
„Vielleicht schrecken manche ja davor zurück, weil es mehr Arbeit ist“, so Sabine Mücke, Präsidentin des Museumsverbands Baden-Württemberg und Chefin vom Museum Humpis-Quartier Ravensburg, über Kooperationen: „Ja, Beziehungspflege ist Arbeit, aber insgesamt macht es alles einfacher“, meinte sie.
Das bestätigte Martin Spantig von der Landesstelle nichtstaatliche Museen Bayern. Er sprach lieber von „Füreinander statt Miteinander“, konnte aber konkret mit Beispielen belegen, die die Zusammenarbeit von Museen mit Tourismus-Verantwortlichen beiden Seiten hilft, „wenn man die Arbeit nach den jeweiligen Talenten aufteilt“. „Es ist besser, dass man miteinander spricht, als dass man sich übereinander ärgert“, so Spantig. Allerdings gehöre zu erfolgreicher Netzwerkarbeit auch, „ein Netzwerk wieder zu verlassen, wenn der andere nichts einbringt“.
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