Mannheim. Am späten Abend hallen noch einmal Klänge des Friedens durch den Ehrenhof des Schlosses: Organisatoren sowie Künstlerinnen und Künstler singen gemeinsam John Lennons Friedenshymne „Imagine“ - und beenden mit einem Gänsehaut-Moment den Mannheimer Ableger von „Sound of Peace“. Die musikalische Friedenskundgebung hatte im März bei niedrigen Temperaturen stolze 15 000 Menschen vor das Brandenburger Tor in Berlin gelockt. In Mannheim sind es am Sonntagabend allerdings nicht einmal annähernd so viele. In der Spitze bis zu 3000 Menschen haben den Weg zum Schloss gefunden, teilt die Polizei dieser Redaktion mit.
Auf dem Hof, vor der Bühne, wird gesungen, geklatscht - und getanzt, weil die Zuhörerinnen und Zuhörer ohne Probleme Abstand voneinander halten können. Auch in der Spitze ist der Ehrenhof höchstens halb gefüllt.
„Was den Ablauf und die Stimmung auf dem Ehrenhof betrifft, sind wir mit ,Sound of Peace Mannheim' definitiv zufrieden“, sagt Mit-Organisator Chris Rihm am Montag der Redaktion. „Insgesamt war es eine wahnsinnig tolle Veranstaltung“, ergänzt Gerhard Fontagnier. „Es ist aber kein Geheimnis, dass wir uns mehr Menschen gewünscht hätten als die 3000, die in der Spitze dagewesen sind“, stellt Rihm klar. Bei allem Aufwand, einer Bühne und einer LED-Leinwand „wäre es schön gewesen, wenn auch 10 000 Menschen dagewesen wären“.
Mehrere Parallelveranstaltungen
Neben Joris, der bereits in Berlin gesungen hatte, waren unter anderem die Söhne Mannheims mit einer Formation aufgetreten. Laith Al-Deen, ebenfalls Lokalmatador, hatte bei seinem Auftritt auf der Bühne bereits gesagt, dass „wir noch ein paar mehr Mannheimer Herzen haben können“. Bei den drei Top-Acts ist die Atmosphäre aber auch in „kleinerer Runde“ gelungen. Auch dass die Organisatoren Wladimir Klitschko zu einer eigens für Mannheim aufgenommen Videobotschaft haben gewinnen können, war mehr als eine Randnotiz an diesem Abend.
„Wir werden in den nächsten Tagen im Orga-Kreis noch einmal darüber sprechen, woran es gelegen hat, dass nur 3000 Menschen gekommen sind“, kündigt Gerhard Fontagnier an. Den Wirbel am Samstag um die kurzfristige Ausladung von Hans Söllner führen die Organisatoren jedenfalls als nicht ausschlaggebend an. „In Mannheim ist mit Muttertag, Maimess, Maimarkt oder Reiten nach langer Zeit mal wieder richtig viel los gewesen“, sagt Fontagnier. „Das könnte ein Grund sein.“
Ein weiterer: Die ganz große Emotionalität beim Thema scheint sich gelegt zu haben. „Wir haben schon 2015 gemerkt, dass es bei solchen Themen irgendwann schwieriger wird, Menschen zu mobilisieren.“ Auch deshalb habe das Team, das auch bereits die Demonstration auf dem Toulonplatz und den großen Friedensmarsch in Mannheim und Ludwigshafen organisiert hatte, von einer einfachen Kundgebung abgesehen. „Wir haben gedacht, dass wir mit der Musik einen größeren Kreis zusammenbekommen“, sagt Fontagnier. „Das hat in dieser Form, jedenfalls am Sonntag, leider nicht funktioniert.“
Wie können Kosten gedeckt werden?
Verhältnismäßig wenig Zuhörerinnen und Zuhörer - das bedeutet auch, dass deutlich weniger Spenden für die Ukraine-Hilfe zusammengekommen sind als erhofft. „Wir werden die Spendenkampagne verlängern und ausdehnen, weil wir unser Ziel nicht erreicht haben“, erklärt Fontagnier. Im Laufe der Übertragung sind demnach etwa 2500 Euro an Spenden überwiesen worden. Die bar auf dem Ehrenhof eingesammelten Gelder waren am Montagmittag noch nicht gezählt. Rihm, Fontagnier und Markus Sprengler, der neben dem Mitwirken bei der Organisation auch als Künstler selbst auf der Bühne stand, betonen: „Alle Spenden, die wir eingenommen haben, gehen in die Ukraine-Hilfe.“
Die Organisatoren haben allerdings noch andere Sorgen. Wegen fehlender Einnahmen droht nun, dass sie selbst für einen großen Teil der Kosten der Veranstaltung aufkommen müssen. Es gehe jetzt auch darum, mit „Sponsoren- und Gönnergesprächen“, wie Rihm es ausdrückt, diese hohen Kosten zu decken. Diese Einnahmen würden dabei von den Spenden „transparent und klar getrennt“. Die Organisatoren bitten etwa Mannheimer Unternehmen, ihnen zur Seite zu stehen. „Wir haben vieles für die Stadt getan und haben Mannheim als Unesco City of Music gut repräsentiert“, erklären sie.
Direkt betroffen ist auch „Mannheim sagt Ja!“. Der gemeinnützige Verein, 2015 gegründet und seitdem vor allem in der Geflüchtetenhilfe aktiv, war Teil der Organisation. „Wenn wir unser letztes Geld investieren müssten, wäre das für den Verein fatal“, sagt Fontagnier.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Unterstützung nun auch in Mannheim notwendig