Angriff der Hamas

Bewegende Mahnwache in Mannheim: "Fanatischer Hamas-Terror darf uns nicht entzweien"

Mit einer Mahnwache haben am Montagabend Hunderte Mannheimerinnen und Mannheimer der Opfer des Angriffs auf Israel gedacht. Oberbürgermeister Christian Specht hat der Partnerstadt Haifa indes Hilfe angeboten

Von 
Sebastian Koch
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Mit Kerzen gedenken Hunderte Mannheimerinnen und Mannheimer den Opfer des Angriffs auf Israel © Thomas Tröster

Mannheim. Die Wiese auf dem Paradeplatz hat sich in ein leuchtendes Kerzenmeer verwandelt. Der Davidstern, den die Lichter zeichnen, flackert. Die einsetzende Dämmerung passt zur Stimmung: Mannheim gedenkt der Hunderten Toten des Angriffs auf Israel. Während der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Mannheim/Rhein-Neckar, Chris Rihm, die Mahnwache eröffnet, wird im Nahen Osten weiter gekämpft, weiter geschossen, weiter gemordet. Der Angriff der Hamas auf den jüdischen Staat, der der militärischen Gegenreaktion unmittelbar vorausgegangen war, macht auch Mannheim betroffen. Die Stadt pflegt enge Beziehungen nach Israel.

Rihm spricht von „barbarischen Szenen“ und einem „riesengroßen menschlichem Drama“, das der „Angriffskrieg der Hamas und ihrer Verbündeten“ mit sich bringe. Viel mehr will er nicht sagen und ruft stattdessen im Anschluss an eine Rede von Oberbürgermeister Christian Specht zum Innehalten auf.

„Durch nichts zu rechtfertigen“

Unter den Hunderten Menschen – die Polizei nennt 450, der Veranstalter etwa 500 – sind zahlreiche Mitglieder des Gemeinderats, mehrere Dezernenten sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft und der Jüdischen Gemeinde. Vielen ist der Schock über die Ereignisse anzusehen.

Neben Rihm ist Oberbürgermeister Specht der einzige Redner auf dem Paradeplatz. Er spricht von einem „beispiellosen Angriff gegen den Staat Israel und seine Bürgerinnen und Bürger“. Den Angriff, das „grausame Massaker“ auf ein Musikfestival sowie die Verschleppung Hunderter israelischer Staatsbürger bezeichnet er als „menschenverachtende Terrorakte, die durch nichts zu rechtfertigen sind“. Dass der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen die Attacke der Hamas dennoch nicht einstimmig verurteilt, sei „beschämend und inakzeptabel“, Bilder von Menschen, die den Angriff bejubeln, seien „widerwärtig und abstoßend“.

Partnerschaft mit Haifa

Auf bei politischen Reden durchaus gewohnten Zwischenapplaus verzichten die Zuhörerinnen und Zuhörer. Wie ein Schleier liegt stattdessen eine bedrückende Stimmung über dem Platz.

Neben dem Blick auf die Weltpolitik erinnert Specht an die Beziehungen, die Mannheim zur Partnerstadt Haifa pflegt, das in Reichweite der Raketen liege. In einem Brief an seine Amtskollegin Einat Kalisch-Rotem habe er Solidarität und Hilfe zugesichert. „Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, wie wir Ihnen in dieser schwierigen Zeit helfen können, lassen Sie es mich bitte wissen“, heißt es darin. Am Dienstag erklärt der Sprecher der Verwaltung, Dirk Schuhmann, dass es bislang auf „dieses grundsätzliche Angebot hin noch keine konkrete Hilfsanforderung aus Haifa“ gegeben habe.

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Stefanie Ball
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Seit 2009 ist die Stadt mit etwa 280 000 Einwohnerinnen und Einwohnern – nach Jerusalem und Tel Aviv die drittgrößte Israels – mit Mannheim partnerschaftlich verbunden. Bereits seit 1984 pflegten Schulen beider Städte freundschaftliche Verbindungen miteinander, sagt Schuhmann. Zuletzt hatte sich die Stadt an der Mittelmeerküste auch am Garten der Partnerstädte auf der Bundesgartenschau beteiligt. „Der Kontakt und Austausch zwischen den beiden Partnerstädten ist intensiv, insbesondere bestehen Kooperationen in Wirtschaft und Technologie, Bildung, Wissenschaft und Forschung“, erklärt der Sprecher der Stadtverwaltung.

Specht indes ruft am Paradeplatz zum Zusammenhalt auf. Er sei dankbar für das „vertrauensvolle“ Verhältnis, das die verschiedenen Religionsgemeinschaften in Mannheim miteinander pflegen würden, sagt er – und schließt darin „ausdrücklich“ Mitglieder der muslimischen Gemeinde mit ein. Die „fanatischen Terroristen“ der Hamas seien keine „frommen Muslime“, erklärt Specht. „Wir dürfen uns in Mannheim ob ihrer Taten nicht entzweien lassen.“ Im Anschluss an die etwa zehnminütige Rede beten die vielen Menschen jüdischen Glaubens gemeinsam mit dem Kantor der Jüdischen Gemeinde Mannheim, Amnon Seelig.

„Keine Konflikte herbeireden“

Die Polizei schützt die Mahnwache mit sichtbarer Präsenz unter anderem auf Pferden. Noch vor Beginn kommt es am Rande zu einer scharf geführten, aber friedlichen Auseinandersetzung zweier Männer, nachdem es zuvor aus einer Gruppe junger Männer heraus zu „Free Palestine“-Rufen und provozierenden Gesten gekommen war. Nach Spechts Rede wird ein Zuhörer nach pro-palästinensischen Äußerungen außerdem gebeten, die Veranstaltung zum ausdrücklichen Gedenken an israelische Opfer zu verlassen. Eine Sprecherin der Polizei erklärt am Abend, die Mahnwache sei allerdings „im Großen und Ganzen friedlich“ verlaufen.

„Wenn wir politische Auseinandersetzung mit Terror und Gewalt führen anstatt mit universellen Menschenrechten, ist unsere Welt am Ende“, sagt Specht im Gespräch mit dieser Redaktion. Dazu zähle auch, mit allen Bevölkerungs- und Religionsgruppen im Dialog zu bleiben. Die Lage in Mannheim hält das Stadtoberhaupt unterdessen weiterhin für stabil. „Wir sollten keine Konflikte herbeireden, die wir in dieser Stadt auch bislang nicht gehabt haben“, mahnt der Oberbürgermeister deshalb

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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