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Teams aus der Schweiz machen das Mannheimer Tauziehturnier unter sich aus

16 Jugendmannschaften aus acht Nationen maßen jetzt auf der Mannheimer Bundesgartenschau ihre Kräfte - im wahrsten Sinne des Wortes beim Tauziehen. Warum am Ende die Teams aus der Schweiz den besseren Zug hatten

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Christian Gerards
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Die Mannschaft Stans-Oberdorf 1 dominierte bis zum Finale ihre Züge. Dann musste sich das Team der Konkurrenz Ebersecken 1 geschlagen geben. Links im Hintergrund Trainer Armin Burch. © Christian Gerards

Mit Gebrüll laufen am Samstagnachmittag 16 Jugend-Mannschaften gleichzeitig auf das Mehrzweckfeld der Bundesgartenschau im Spinelli-Gelände. Sie fokussieren sich auf ein 15 Meter langes Seil, das vor ihnen auf den Boden liegt. Sie haben nur ein Ziel in den acht Duellen: Sie wollen die Mannschaft, die neben ihnen auf das Areal läuft, am Seil vier Meter in ihre Richtung ziehen und damit besiegen.

Generalprobe für die Tauzieh-WM 2024

Insgesamt 31 Mannschaften ermitteln in vier Gruppen und schließlich mit Achtelfinale bis Finale in rund vier Stunden ihren Sieger beim internationalen Tauziehturnier des ausrichtenden Deutschen Rasenkraftsport- und Tauziehverbands (DRTV). Der Wettbewerb stellt so etwas wie eine frühe Generalprobe für die Weltmeisterschaft im September 2024 dar. Dann messen sich die besten Nationen im Tauziehen im Sepp-Herberger-Stadion am Alsenweg.

Dieses Ereignis wirft am Samstag seine Schatten voraus. So hat etwa die Mannschaft aus dem eidgenössischen Stans Oberdorf laut Trainer Armin Burch vier Sportler dabei, die in zwei Wochen bei der WM in der Schweiz für die Gastgeber an den Start gehen. „Das Ziel ist immer der Sieg“, sagt er. Allerdings muss sich das Team 1 aus Stans im Finale den Kontrahenten aus dem schweizerischen Ebersecken geschlagen geben.

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Jugendliche aus mehreren Nationen beim Tauziehturnier auf der Mannheimer Buga

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Die Buga 23 bietet laut DRTV-Sportdirektor Corsin Wörner ideale Rahmenbedingungen mit ihrem Mehrzweckfeld, auf dem am Ende des Tages acht lange Furchen von dem Turnier Zeugnis ablegen. Der bedeckte Himmel gepaart mit einem lauen Lüftchen sorgt dafür, dass sich die Teilnehmer aufgrund der äußeren Rahmenbedingungen nicht zu sehr beim sportlichen Wettstreit quälen müssen. Für den richtigen Halt am Seil schmieren sie sich Harz in die Hände, um so den Griff halten zu können. Denn ein Umgreifen während des Zugs wird mit einer Verwarnung bestraft - und drei Verwarnungen aus klar definierten Gründen bedeuten auch eine Niederlage fürs Team.

Aus der Schweiz sind neun Mannschaften angereist, in dem einen oder anderen Dorf ist Tauziehen so etwas wie Nationalsport. Die Eidgenossen bilden damit die größte Gruppe und stellen wenig später auch alle Halbfinalisten - neben Stans Oderdorf 1 und Ebersecken erreichen die beiden Teams aus Mosnang die Vorschlussrunde.

Da das einzige gemeldete Team aus Schottland am Freitag seine Teilnahme kurzfristig abgesagt hatte, sind am Samstag acht Nationen vertreten. Neben Teams aus Deutschland und der Schweiz kommen die Mannschaften aus den Niederlanden, aus Belgien, England, Irland, Schweden und aus Aserbaidschan.

Nur wenige Buga-Besucher schauen bei den 500 Sportlern vorbei

„Wir sind zum ersten Mal bei einem solchen Turnier dabei“, sagt Elnur Shikhaliyev. Schließlich habe sich der aserbaidschanische Verband erst im vergangenen Jahr gegründet. Insgesamt elf Sportler, zwei Trainer und drei Betreuer haben sich von der Hauptstadt Baku auf den Weg nach Mannheim gemacht. Am Ende reicht es zwar zu keinem einzigen Sieg, aber: „Wir haben Fortschritte gemacht“, sagt Shikhaliyev. Vier der Talente aus der Kaukasus-Region helfen zudem in einer baden-württembergischen Auswahl aus, die aus Teilnehmern verschiedener Vereine zusammengestellt worden ist. Sie holten immerhin einen Sieg.

Obgleich die laute Musik der Veranstaltung schon von weither zu hören ist, verlieren sich nur wenige Buga-Besucher beim bunten Treiben der rund 500 Sportler, Trainer und Betreuer. Doch die Stimmung ist dadurch nicht getrübt. Vielmehr steht neben dem Erfolg auch der Spaß im Vordergrund.

Tauziehen bereitet Jugend auf das Leben vor

So tanzen vor dem Halbfinale die Tauziehfreunde Dietenbach kurzerhand Line Dance und sorgen damit für vorzeitige Partystimmung. Diese ist für den Abend in der Jugendherberge in Heidelberg eingeplant, wo das Gros der Teilnehmer von Freitag bis Sonntag übernachtet. Tauziehen bereite die Jugend auf das Leben vor. Das ist immer wieder im Gespräch mit den Trainern zu hören.

So spricht Beat Huber vom Seilziehclub Luthern von einer „Lebensschule“. Die Mitglieder seines Vereins seien etwa als Auszubildende sehr gefragt, da sie etwa „Kollegschaft und Harmonie“ verinnerlicht hätten: „Jeder weiß, dass sie dann einen Guten haben“, sagt er.

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Ähnlich äußert sich Armin Burch: „Tauziehen ist eine Lebensschule. Immer kämpfen - sei es im Beruf oder in der Familie. Man muss immer alles geben. So versuche ich es, den Jungs auf dem Weg in die Zukunft mitzugeben. Niederlagen verkraften und wieder aufstehen“ Das wirkt offenkundig nachhaltig, immerhin feiert der Tauziehverein aus Stans heuer sein 50-jähriges Bestehen.

Aber es sind nicht nur Jungs am Start in Mannheim. Die Teams bestehen vielfach aus beiderlei Geschlecht. Jedes Team darf ein Gesamtgewicht von 560 Kilogramm auf die Waage bringen. Eine Frau bringt zehn Kilogramm Bonus, so dass das Maximalgewicht auch übertroffen werden kann. Am Ende ist es aber die Gesamtkomposition aus Zusammenhalt, Technik und Kraft, die über den Erfolg entscheidet.

Und dabei haben die Eigenossen an diesem Tag deutliche Vorteile. Ob sich das bis zum September des kommenden Jahres noch ändern wird?

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