Mannheim. Tauziehen verbindet man jetzt nicht unbedingt mit einer Blumenschau. Doch steht es diesmal als mit Abstand größter sportlicher Höhepunkt - und einziger neben offenem Training und Erlebnistanzen - im Mannheimer Buga-Veranstaltungskalender. Am Samstag, 19. August, werden rund 400 Jugendliche aus fünf Nationen auf dem Spinelli-Multifunktionsfeld miteinander wetteifern.
Beim sogenannten GENSB-Turnier (das Kürzel steht für Germany, England, Netherlands, Switzerland, Belgium) handele es sich um das größte internationale Jugendturnier in dieser Sportart, erläutert auf Anfrage Corsin Wörner, der Verantwortliche vom Deutschen Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verband.
2024 Weltmeisterschaft in Mannheim
- Die Ursprünge des Tauziehens reichen laut Online-Lexikon Wikipedia bis in die Antike, etwa ins Jahr 500 vor Christus.
- In Europa verbreitete es sich demnach ab 1000 nach Christus. Die Germanen nutzten es vorwiegend zur Vorbereitung für andere Sportwettkämpfe.
- Von 1900 bis 1920 war Tauziehen sogar olympisch.
- Heute wird es vorwiegend auf Volksfesten und bei ähnlichen Anlässen ausgetragen.
- Die Zahl der Aktiven in Vereinen beziffert Sportdirektor Corsin Wörner vom Deutschen Rasenkraftsport- und Tauziehverband mit insgesamt 380, vorwiegend in Südbaden und Bayern.
- In der Region bietet laut Wörner als einziger Verein der LSC Ladenburg Tauziehen an.
- 2024 wird Mannheim als erste deutsche Stadt die Weltmeisterschaft im Tauziehen ausrichten. Dazu werden mehr als 2000 Aktive aus 25 Nationen erwartet.
Das Turnier werde im jährlichen Wechsel jeweils in einem der fünf Teilnehmerländer ausgetragen, so der Sportdirektor. In Deutschland finde es üblicherweise wegen der Nähe zu den Niederlanden und Belgien in Nordrhein-Westfalen statt. Dass es nun mal nach Mannheim komme, liege an der hier anstehenden Tauzieh-Weltmeisterschaft 2024. Dafür hat diese Stadt - als erste deutsche - vor vier Jahren den Zuschlag bekommen.
Am Abend gibts Party
Vorfreude auf die WM im nächsten Jahr soll nun das Jugendturnier wecken. Die rund 400 Zwölf- bis 19-Jährigen werden laut Wörner einen Tag vorher anreisen und in der Heidelberger Jugendherberge übernachten. Nach der Vor- und der Finalrunde am Samstag stehe dann abends noch eine große Party an. Neben sportlichem Erfolg gehe es natürlich auch darum, dass sich die Jugendlichen aus den fünf Ländern kennenlernten und Spaß hätten.
Tauziehen mag jetzt nicht die angesagteste Trendsportart sein - nach Angaben von Wörner gibt es in Deutschland insgesamt 380 Aktive in 25 Vereinen. Aber darauf aufmerksam wurden weltweit viele Jüngere seit 2021 durch die Netflix-Serie „Squid Game“. Darin schafft es eine Gruppe eigentlich Schwächerer, mit einer ausgeklügelten Zieh-Technik deutlich Stärkere zu besiegen.
Technik „extrem“ wichtig
Wörner hat von der Serie gehört, sie aber nie gesehen. Generell komme es beim Tauziehen in der Tat neben Kraft auch „extrem“ auf die Technik an, erläutert der Sportdirektor. Und auf die Taktik, ob man etwa die Gegner sich erstmal austoben lasse und ab einem bestimmten Moment mit aller Macht dagegen halte.
Beim Tauziehen wird zu kurzen Hosen und Trikots ein breiter Gürtel getragen. „Da kann man auch mal das Seil dran langlaufen lassen“, sagt Wörner. Die speziellen Schuhen haben jeweils eine bis zu 6,6 Millimeter dicke Metallplatte am Absatz.
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Beim GENSB-Turnier können gemischte Mannschaften aus Jungen und Mädchen antreten. Ein Team besteht aus sieben bis zehn. Zusammen dürfen die höchstens 560 Kilo schwer sein. Gerade bei Jugendlichen verändert sich ja oft schnell das Gewicht. Muss man dann auch mal jemandem sagen: „Du bist jetzt leider zu dick und darfst nicht mehr mitmachen?“ Das könne theoretisch passieren, so Wörner. „Aber das Wiegen gehört halt einfach zu unserem Sport dazu.“ Das sei allen Aktiven bewusst, damit gebe es im Normalfall keine Probleme. Stellschrauben seien da auch die flexiblen Teamgrößen von sieben bis zehn.
Sollte bei der Buga wider Erwarten der eine oder die andere Jugendliche an der Gewichtskontrolle scheitern, blieben als Trost immer noch das internationale Flair und die Party. Und natürlich die Blumen.
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