Mannheim. Er stand nur vier Minuten, dann musste er ausrücken – in die Gartenstadt: Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hat am 1. Juli, wie lange angekündigt, in Sandhofen einen Rettungswagen stationiert. Damit nahm er in dem ehemaligen Getränkemarkt im Dompfaffweg eine Rettungswache in Betrieb, obwohl die Stadt dagegen ein Veto eingelegt hatte. Eine Konfrontation wurde aber in letzter Minute vermieden.
„Wir haben einen Kompromiss gefunden“, erklärte Erster Bürgermeister Christian Specht auf Anfrage. Er sieht vor, dass die Stadt „keine aufsichtsrechtlichen Maßnahmen ergreifen wird“, weil der ASB einer „Zwischenlösung“ zugestimmt habe. Danach erklärte sich der ASB bereit, das Sandhofener Fahrzeug sofort aus dem Norden abzuziehen und in die Stamm-Rettungswache nach Käfertal zurückzuverlegen, wenn die dortigen Fahrzeuge alle unterwegs sind. Das werde von der Leitstelle überwacht. Zugleich bestehe die Stadt weiter auf einem Gutachten, ob und wie die Rettungsdienst-Versorgung in allen Stadtteilen verbessert werden könne, so Specht. Das könne im Rahmen der ohnehin anstehenden Beschlüsse über den neuen Bereichsplan für den Rettungsdienst geschehen.
Der ASB lässt dagegen keinen Zweifel daran, dass er auch gegen das ausdrückliche Veto der Stadt die neue Rettungswache in Betrieb genommen hätte. Schließlich habe es „ein klares Veto, einen einhelligen Beschluss“ des Bereichsausschusses gegeben, so ASB-Rettungsdienstleiter Hendrik Maier. In diesem Gremium entscheiden Hilfsorganisationen und Krankenkassen, unterliegen dabei aber der Rechtsaufsicht durch die Stadt.
„Monetäre Gründe“
Der mit der Stadt gefundene Kompromiss sei „keine Sensation“ so Maier. „Es ist völlig übliches Vorgehen, dass man freie Fahrzeuge verschiebt, wenn es einsatztaktisch sinnvoll ist“. Den „fachlich nicht begründeten Einwand“ der Stadt, dass durch die Stationierung eines der bisher von Käfertal aus ausrückenden Fahrzeuge in Sandhofen die anderen Vororte zu schlecht versorgt würden, weise man zurück. Das von der Stadt vorgeschlagene zusätzliche Fahrzeug sei „nicht erforderlich und nicht wirtschaftlich, denn ein Kapazitätsproblem im Rettungsdienst gibt es nicht“, so Maier.
In der kommenden Woche wird der Streit zwischen Stadt und ASB Thema im Sicherheitsausschuss des Gemeinderates. Grüne, CDU und ML haben die Position von Specht klar unterstützt. Die Grünen-Stadträte Christina Eberle und Chris Rihm fordern, temporär im Rahmen eines Pilotprojektes ein zusätzliches Rettungsfahrzeug in Sandhofen bereitzustellen und gleichzeitig mit einem Gutachten die Standorte der Wachen „unabhängig und ergebnisoffen von externer Seite bewerten“ zu lassen. Solch ein Gutachten befürwortet ebenso die CDU. „Alleingänge ohne fachliche Grundlage mögen lukrativ sein, aber sie sind nicht der richtige Weg“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz: „Wir brauchen ein Konzept, das mehr Sicherheit für die Bevölkerung von ganz Mannheim bringt“, fordert er im Einklang mit Grünen und ML.
„Es kann nicht sein, dass aus rein betriebswirtschaftlichen, monetären Gründen Rettungsfahrzeuge neue Standorte erhalten“, so ML-Stadtrat Holger Schmid. „Nur weil ein Standort Sandhofen bessere betriebswirtschaftliche Zahlen erwarten lässt“, so Schmid, dürfe das nicht zulasten anderer Stadtteile gehen.
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