Geselligkeit

Beim Stadtteilfest Mannheim-Käfertal herrscht ein Hauch von Brasilien

Was hat Brasilien mit Mannheim-Käfertal zu tun? Wer eine Antwort auf diese Frage suchte, war beim Stadtteilfest Käfertal richtig. Aber neben Capoeira und südamerikanischen Trommelrhythmen gab es noch viel mehr.

Von 
Bernhard Haas
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Schattige Plätzchen sind heiß begehrt. © Bernhard Haas

Mannheim. Geschichte, Kunst, Musik, Sommerkarneval, Quiz, Preisrätsel, Kinderfest, Info und Spaß lautete das Motto, mit dem Käfertal 125 Jahre der Eingemeindung feierte. Es war ein schönes Fest, das vor allem die Einwohner des drittgrößten Stadtbezirks Mannheims in den erneuerten Stempelpark und ins Kulturhaus lockte. Bei brasilianischen Temperaturen feierten vor allem die Kinder am Samstag Sommerkarneval. Ins Schwitzen kamen nicht nur die brasilianischen Capoeira-Akteure vor der Bühne, auch die Magic Drums – das Jugendensemble vom Trommelpalast – heizten mächtig ein. Stücke wie „Techno“ oder „Kassa“ oder „Balakulandian“, ein traditioneller Rhythmus auf Djembetrommeln aus Westafrika, wurden zum Besten gegeben. Die Hitze setzte allerdings auch der Technik zu. Ab und an setzten die Geräte aufgrund der Temperaturen aus.

Trommelpalast im Einsatz

Am Abend wurde eine große Party gefeiert mit dem Trio Maravilha+1 und der Samba Percussion der Gruppe Tropamin vom Trommelpalast. Um erste Schritte beim Samba zu lernen, hatte es einen Einführungskurs in den hüfteschwingenden Tanz im Zweivierteltakt im Kulturhaus gegeben. Anschließend durften die Tänzer ihr frisch erworbenes Können zu den Trommelwirbeln von Tropamin unter Leitung von Gero Fei vor der Bühne zeigen.

Mit Infoständen und verschiedenen Aktionen von Vereinen und Verbänden startete der Sonntag mit einem festlichen Gottesdienst zwar etwas ruhiger, aber keineswegs weniger intensiv. Auch auf der Bühne wurde mit einer Zaubershow von Linus Faber, dem Turnverein Käfertal, der Juniorengarde der Löwenjäger, der Band des Kinder-und Jugendheimes St. Josef und einem grandiosen Abschlusskonzert von Silke Hauck und der Soulfood Band gebührend gefeiert.

Beim brasilianischen Capoeira machen viele junge Besucher des Stadtteilfests mit. © Bernhard Haas

Besucher wie der Käfertaler Herbert Decker waren begeistert: „Es ist immer schön, wenn hier in dieser neu gestalteten Umgebung gefeiert wird. Wir durften ja jetzt zwei Jahre nicht zusammen sein. Da freut man sich umso mehr. Erich Schuh, der jetzt in Schwetzingen lebt, war gern wieder heimgekehrt. Er habe noch viele Freunde im Stadtteil, in dem er fast 40 Jahre gewirkt hat, sagte er.

Die Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Käfertaler Vereine und Leiterin des Kulturhauses, Ute Mocker, hatte bei der Eröffnung auf die Bedenken hingewiesen, die im Jahre 1897 bei der Eingemeindung auf Käfertaler Seite geherrscht hatten. Aber sie sprach auch von einer Gewinnsituation auf Seiten der Stadt und des damaligen Bauern- und Facharbeiterdorfes. Auch im Jahre 2022 gebe es große Herausforderungen für den Stadtteil. Mit Franklin und Spinelli wachse die Stadt erneut, so Mocker. Es gelte, alle Bürger zu integrieren, Käfertal mit vielfältigem Leben zu erfüllen und sich mit gegenseitigem Respekt zu begegnen.

Erster Bürgermeister Christian Specht gratulierte dem Stadtteil für die gelungene, aber nicht immer konfliktfreie Integration in das heutige Stadtgebiet. Rotraud Schmidt, langjährige Bezirksbeirätin für die Linken und 35 Jahre Beschäftigte bei BBC, dann ABB, entwickelte zusammen mit ehemaligen Mitarbeitern eine Ausstellung zur Bedeutung von BBC und den Kämpfen der Belegschaft um ihre Arbeitsplätze.

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Erinnerung an Arbeiter-Tradition

Thomas Hahl von der IG Metall führte in das Thema ein. Der Alstom-Chor unter Leitung von Bernd Köhler sang unter anderem das selbst geschriebene Lied „Unsre Chance – Résistance“. Viele Vereine und Kirchen, Feuerwehr und Polizei stellten ihre Arbeit in kleinen Zelten rundum den Stempelpark vor. Die Geschichtswerkstatt Käfertal stellte nicht nur eine Dokumentation zur Eingemeindung vor, sondern feierte gleichzeitig ihr 25-jähriges Bestehen, wie die Vorsitzende des Vereins, Christl Hörr-Nusselt unterstrich. Im Foyer des Kulturhauses stellte Harald Priem eine erste vielbeachtete Ausstellung der Younity Gallery unter dem Titel „Kurzbriefe – Arbeiten auf Papier“ vor. Das Fest war ein rundum gelungener Beitrag, die Vielfalt im Stadtteil zu präsentieren.

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