Während das Neun-Euro-Monatsticket für den ÖPNV bundesweit zum Erfolgsschlager wird, diskutiert Heidelberg seit Jahresbeginn über ein Gratis-Ticket. Ein Kompromissvorschlag von SPD, CDU, Heidelbergern, FDP, Linke, Einzelstadtrat Waseem Butt und den Grünen, der am Mittwochabend in der öffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses eingebracht wurde, bringt das zuletzt ins Stocken geratene Thema wieder in Bewegung. Nun soll ab Herbst ein Kompromiss greifen: Jugendliche sollen für ihr Monatsticket nur noch drei Euro zahlen, Senioren für die Karte „60 plus“ 200 Euro weniger (bisher 656,20 Euro).
In der vergangenen Woche hatte der Klima-Ausschuss des Heidelberger Gemeinderats noch kostenlose Fahrten für Kinder und Jugendliche sowie eine deutliche Reduzierung des Ticketpreises für Senioren abgelehnt.
Am Montag hatte Würzner betont, dass er das Thema dennoch weiterverfolgen wolle: „Das dient sowohl dem Klimaschutz als auch der sozialen Gerechtigkeit“, betonte er. Vorbild für den stufenweise eingeführten kostenlosen ÖPNV in Heidelberg sind die Erfahrungen, die die Partnerstadt Montpellier in Südfrankreich damit gemacht hat. Dort haben Jugendliche unter 18 Jahre und Senioren bereits freie Fahrt durch die Stadt. Durchschnittlich 15 Prozent mehr Fahrgäste waren an vier Test-Samstagen in Heidelberg im Frühjahr in Bus und Bahn gratis eingestiegen.
Im nächsten Schritt sollte nun Menschen bis 18 Jahren ein kostenloses Ticket angeboten werden. Senioren sollten parallel ein 365-Euro-Ticket fürs ganze Jahr lösen können. Doch dieses Konzept hatte vor allem die Grünen-Fraktion bislang nicht überzeugt. „Verkehrspolitisch und aus Klimaschutzgründen reicht es nicht aus, lediglich die Tarifstruktur zu verändern, und dies auch nur für einen Teil der Bevölkerung, um sie für den Umstieg auf den ÖPNV zu begeistern“, heißt es in einer am Mittwoch verschickten Pressemitteilung.
Als Entlastungspaket gedacht
Dennoch beteiligt sich die Grünen-Fraktion an dem gemeinsamen und parteiübergreifenden Antrag für ein Entlastungspaket, um mehr Menschen zur Nutzung des ÖPNV zu bewegen. „Die Fraktion hat sich zu diesem Schritt entschlossen, um in einem großen, parteiübergreifenden Konsens gemeinsam neue Wege der Mobilitätswende für Heidelberg auszuloten“, heißt es weiter. Und: Taktverdichtungen zur besseren Anbindung gerade der schlechter angeschlossenen Stadtteile wie etwa Emmertsgrund und Boxberg, neue Bus- und Bahnlinien ins Umland für Pendler sowie die zügige Anbindung von Patrick-Henry-Village mit einer Straßenbahn sind aus Sicht der Grünen dringend notwendig.
Diese Ziele zu erreichen, sei indes mit hohen Investitionen verbunden. "Einen vollständig kostenlosen ÖPNV ohne zusätzliche Bundes- und Landesmittel halten wir für die Stadt für nicht finanzierbar und daher nach wie vor nicht für zielführend."
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