Bundesgartenschau

Spinelli in Mannheim wieder offen - so endet der Buga-Blues

Der Westteil des Spinelli-Geländes ist wieder zugänglich. Was Oberbürgermeister Christian Specht dazu sagt, wie die Resonanz war und wie es einige Besucher kommentieren

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Peter W. Ragge
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Niedrige Holzzäune, große Schilder, viele Menschen bei der Öffnung des Westteils vom Spinelligelände am Jahrestag der Buga-Eröffnung. © Michael Ruffler

Mannheim. Er schaut in sehr viele lachende, zufriedene, erleichterte Gesichter und stellt fest: „Heute endet der Buga-Blues!“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht – und erntet viel Zustimmung an diesem Vormittag. Genau ein Jahr, nachdem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bundesgartenschau 2023 eröffnet hat, wird ein großer Teil des Spinelli-Geländes wieder zugänglich gemacht. Und mehrere Tausend Menschen nutzen das gleich.

Schon am Morgen sieht man Jogger und Radfahrer, kaum haben die Mitarbeiter der Bundesgartenschau die Zäune an dem Völklinger Achse genannten Weg zwischen Feudenheim und Käfertal geöffnet. Dann erleben viele Gäste den Ökumenischen Gottesdienst im Holzpavillon. Der bewährt sich da „als Ort des Zusammentreffens, der Gemeinschaft“, wie Specht sagt. Als er nur mit dem Wort „vielleicht“ andeutet, dass das „Seeigel“ genannte Gebäude ja eventuell doch in Mannheim bleibt und weiter genutzt werden könnte, gibt es gleich viel Beifall.

„Wir hoffen, dass die Leute erkennen, dass es einen Wert hat“

Viel Applaus erntet der Oberbürgermeister noch mehrfach bei seiner lockeren, humorvollen Rede. Etwa, als er die Ehrenamtlichen des Buga-Freundeskreises begrüßt und vielsagend ankündigt: „Wir brauchen Euch, haben noch viel vor.“ Auch an die Anwohner wendet sich Specht mit der Aussage: „Wir brauchen Sie!“, etwa als aufmerksame Nachbarn. Schließlich gehe es darum, dass das Spinelli-Areal „ohne Vandalismusschäden“ erhalten bleibe. „Wir hoffen, dass die Leute erkennen, dass es einen Wert hat!“, so der OB – und wieder klatschen die Leute.

Gut besucht war das Apero in der U-Halle, das ab sofort immer donnerstags bis sonntags öffnet. © Michael Ruffler

Besonders tun sie das aber bei dem Satz „Viele haben diesen Tag herbeigesehnt.“ Nun könnten die Mannheimer, „denen dieses Gelände gehört“, es wieder betreten. Er hätte sich gewünscht, bekennt der OB, dass dies früher möglich gewesen wäre, und habe „nie geträumt, dass wir einen so langen Weg vor uns haben“. Nun sei er aber „dankbar für den Kompromiss“ mit der höheren Naturschutzbehörde im Karlsruher Regierungspräsidium und allen Mitarbeitern bei Stadt und Buga, die ihn mit vorbereitet hätten.

OB Specht: "Naturschutz auf Spinelli erlebbar machen"

„Wir haben hart gerungen“, so Specht. Gelungen sei „ein maßvoller Ausgleich zwischen wichtigem Arten- und Naturschutz sowie dem völlig berechtigten Wunsch der Menschen, sich hier zu erholen und zu bewegen, Frischluft zu genießen“, sagt der Oberbürgermeister. Allerdings müssten sich die Menschen „an Spielregeln halten“, mahnt er, Hunde anzuleinen und auf den Wegen zu bleiben. Doch dann sei auf dem westlichen Spinelli-Areal gelungen, „Naturschutz erlebbar zu machen“. In der U-Halle wiederum könne er sich „weitere Angebote vorstellen, wobei die Kultur zum Tragen kommt“. Und einen Vorboten gibt es bereits: Katia Belly von der Popakademie singt, an der Gitarre von Dee Rosario begleitet, auf dem Rasen vor dem wiedereröffneten Restaurant Apero. Das erlebt gleich so einen Ansturm von Gästen, dass sich viele Menschen auch einfach auf die Wiese setzen und etwas trinken – und es wegen einer Überlastung der Stromleitung zwischendurch kein warmes Essen gibt.

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Peter W. Ragge
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Riesig auch die Gruppen, die zu Führungen mit den Naturschutzbeauftragten über das Areal starten. Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell übernimmt eine der Gruppen und steigt, als sie schlecht verständlich ist, kurzerhand auf eine Bank oder den Sockel eines der großen Schilder. Sie erklärt die Schutzmaßnahmen für die hier lebenden seltenen Tiere oder die, die erst angesiedelt werden sollen – Haubenlerche, Neuntöter, Kreuz- und Wechselkröte, Gelbspötter und Wildbienen. 200 000 Euro habe der Zaun gekostet, 13,5 Hektar seien so eingegrenzt worden, aber auf Wegen weiter begehbar. Sie muss sich auch kritischen Fragen stellen, etwa wie brütende Vögel gegen Marder und Waschbären geschützt werden sollen (nachgewiesene Brut mit Elektrozaun), oder nach fehlenden Toiletten, Hundekottüten-Spendern und Parkplätzen. „Wir nehmen das mit“, verspricht Pretzell.

Diana Pretzell (von hinten) führt Besucher über das westliche Spinelligelände und erläutert die Maßnahmen zum Artenschutz. © Michael Ruffler

„Sehr zufrieden“ mit den niedrigen Holzzäunen äußert sich Sabine Meßmer-Luz, Vorsitzende des Vereins für Naturkunde: „Die sind sehr naturnah gemacht, verschwimmen quasi mit der Umgebung. Die Tier- und Pflanzenwelt ist geschützt, aber die Wege frei und die Natur dadurch erlebbar“, lobt sie. „Die Einzäunung ist gut gemacht“ findet ebenso Hans-Joachim Schröder: „Es lohnt sich, hier durchzugehen“, findet er und zeigt auf die Menschenmenge: „Und es wird gleich gut angenommen.“ „Ansprechend und gelungen“ lobt auch Bernhard Pfützer die Gestaltung des westlichen Spinelli-Geländes: „Es ist gut, dass es jetzt freigegeben ist – das hilft auch, dass Feudenheim und Käfertal wieder zusammenwachsen können.“

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„Megaspannend“ empfindet Christiane Säubert, aktiv in der Interessengemeinschaft Spinelli, die Gestaltung des Westteils des Geländes. „Wir hoffen, dass wir jetzt von der Stadt Antworten auf unsere Vorschläge bekommen, was man hier noch machen könnte“, sagt sie, denn die gute Resonanz auf die Öffnung des Geländes zeige ja, dass Bedarf da sei. Darauf verweist auch Gerhard Mandel, Vorsitzender des Freundeskreises Buga. Das Gelände biete ideale, große Chancen, wie bei der Bundesgartenschau zu zeigen, dass man gut im Einvernehmen mit und nicht auf Kosten der Natur leben könne und müsse. Er hoffe, dass diese Chancen genutzt würden und dass dies „bis in die letzte Amtsstube vordringt“, wünscht auch er sich weitere Nutzungen des Geländes.

Redaktion Chefreporter

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