Spinelli-Gelände

Spinelli: Das war zur Einweihung in der U-Halle Mannheim los

Zwei Jahre nach der Bundesgartenschau wurde auf dem Spinelli-Gelände wieder gefeiert – wer aktiv war und was gut ankam.

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Peter W. Ragge
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Sie haben nun eine Heimat in der U-Halle gefunden. Originale von Denkmälern und Skulpturen von historischen Bauwerken (hier vom Wasserturm) im Lapidarium vom Verein Stadtbild. © Christoph Blüthner

Mannheim. Sie haben wieder ihre orangefarbenen Poloshirts an und ihre hellgrünen Jacken, sind von weitem erkennbar. „Ich fühle mich wie vor zwei Jahren“, sagt Ingrid Messmer vom Freundeskreis der Bundesgartenschau 2023 am Samstag lachend. Tatsächlich ist da wieder „ein Hauch Bundesgartenschau“ spürbar, wie Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell zur Begrüßung sagt, als zwei Jahre nach dem sommerlangen Fest auf dem Spinelli-Gelände erneut gefeiert wird – die Wiedereröffnung der U-Halle.

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Rasante junge Seilspringerinnen (Rope Skipping nennt sich das) der TSG Seckenheim und ein Gitarrentrio der Musikschule eröffnen das Fest, bei dem auch Oberbürgermeister Christian Specht an die Bundesgartenschau erinnert. „Ein einmaliges Fest, das wunderbar angenommen wurde“, verweist er auf die über zwei Millionen Besucher. Man habe mit dem Programm damals „einen Nerv getroffen“ und „Nachhaltigkeit so vermittelt, dass sie nicht mit dem Zeigefinger oder Drohungen verbunden war“.

Vor einem Jahr sei es dann „nach hartem Ringen“ mit den Naturschutzbehörden gelungen, das Spinelli-Gelände selbst unter Wahrung der Belange des Naturschutzes wieder der Bevölkerung zugänglich zu machen, „was wunderbar angenommen wird“. Nun sei es darum gegangen, auch die U-Halle „nicht dem Verfall preisgeben“ zu wollen, sondern sie „mit Leben zu füllen“, so der Oberbürgermeister.

Aktionen vom Spielmobil-Team des Jugendamtes, das die U-Halle nun als Lager nutzt, kamen beim Einweihungsfest gut an. © Christoph Blüthner

Allerdings hat es bei dem ehemaligen Güterbahnhof der US-Armee, bei dem schon für die Bundesgartenschau 2023 bei sechs Hallensegmenten Außenwände aufgebrochen und Dächer geöffnet wurden, nun noch bei drei weiteren Teilen Abbrucharbeiten gegeben, sodass nur das Tragwerk übrig blieb. Zum Fest stehen da noch Bauzäune – es wurden nicht alle Arbeiten fertig. 1,3 Millionen Euro kostete der Abbruch. „Es ist ein Rückbau, der erklärungsbedürftig ist“, räumte Oberbürgermeister Specht ein. Festgelegt worden sei das bereits im Bebauungsplan vor der Bundesgartenschau. „Das war einzuhalten, auch wenn es nicht ganz leicht nachvollziehbar ist“, verweist Specht auf Beschlüsse vor seiner Amtszeit.

Fest in der U-Halle: Stadt Mannheim zeichnet 37 Unternehmen für Klimaschutz-Einsatz aus

Doch aus Stuttgart gibt es Lob. Für Christian Schneider, Ministerialdirektor und Amtschef im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, ist die U-Halle „der Prototyp“ dafür, wie man einen solchen einst militärisch genutzten Bau wieder nutzen kann. „Er zeigt beispielhaft, wie man Räume wandeln kann“, so Schneider. Schließlich sei solch ein Gebäude ja auch „ein Stück Identität der Stadt, ein Stück Geschichte“, sagt er.

Doch kräftigen Beifall bekommt er nicht für seine Bemerkungen über ressourcenschonendes Bauen, sondern lautstark an den zwei Stellen, an denen er sich für wenige hohe Standards beim Bauen generell ausspricht. Man brauche wieder eine „gewisse Bescheidenheit“, so Schneider, und dürfe nicht „die Anforderungen permanent hochschrauben“. Mannheim, das „Stammgast“ sei, wenn es um Zuschüsse aus der Städtebauförderung des Landes geht, wünscht er weiter „Kraft und Durchhaltevermögen“.

Die letzten Buga-Pflanzen überreichten Mitglieder vom Freundeskreis an OB Christian Specht (links) und an Ministerialdirektor Christian Schneider (2. v. r.). © Christoph Blüthner

Das haben nicht alle Gäste, als die Stadt danach 37 (!) Unternehmen mit der „Local-Green-Deal-Plakette“ für ihren Einsatz im Klimaschutz auszeichnet. Auch die Ausstellung zum „Staatspreis Baukultur“, zu deren Eröffnung der Amtschef nach Mannheim gekommen ist, lockt eher weniger Besucher an als die vielen anderen Aktivitäten auf dem Gelände oder in der U-Halle.

Denn darin wird nun auch Geschichte bewahrt. Der Verein Stadtbild hat in einer der Hallen ein Lapidarium eingerichtet, also eine öffentlich zugängliche Sammlung von historischen Skulpturen und Bauteilen zerstörter oder erneuerter historischer Gebäude sowie der Originale von Denkmälern. „Das vergammelte und verwahrloste früher auf städtischen Bauhöfen“, informiert Helen Heberer, die Vorsitzende vom Verein Stadtbild, den Ministerialdirektor. „Sie halten Geschichte am Leben“, lobt Ministerialdirektor Schneider, „das ist auch ein Stück Heimat und Identität“, sagt er zu den Originalen vom Tritonenbrunnen, vom Marktplatzdenkmal, den Jugendstilleuchten vom Friedrichsplatz, Teilen vom Figurenschmuck des Wasserturms oder zahlreichen Segmente vom Giebel des Alten Kaufhauses.

„Die Leute sind immer wieder fasziniert, dass das die Originale sind“, sagt der Wallstadter Steinmetz Matthias Benesch, der sich auch im Verein Stadtbild bei der Restaurierung der steinernen Zeugen der Vergangenheit engagiert und vorführt, wie er eine Sphinx vom Wasserturm wieder komplett macht. Manche Besucher würden auch fragen, ob die Originale nach der Restaurierung „wieder raus“ kämen, also an den alten Standort – doch dafür sind sie zu fragil. Da der Mannheimer Komponist Peter Seiler und Oliver Heydenreich vor der Halle spielen, zieht das viel Publikum an. „Bei uns ist Betrieb, die Leute sind sehr interessiert“, berichtet Heberer zufrieden, während sie Kinder anleitet, mit Ton zu modellieren.

Fest in der U-Halle in Mannheim: Spielmobil-Team ist froh über neue Lagerhalle

Auch sonst wird für Kinder viel geboten – etwa bei der Initiative „Spinelli Garten“. Sie würde gerne auf einer der durch die Abbrucharbeiten neu entstandenen Freifläche der U-Halle Hochbeete anlegen, zudem einen Sandspielplatz und eine Sitzecke. „Sobald wir das Gelände kriegen, endlich“, würden sie loslegen, so Rotraud Schmidt, die sich als „Urmutter“ der Idee bezeichnet. „Es ist ein Experiment“, sagt sie angesichts der Beton-Umgebung, aber genügend Aktive gebe es und ein eingetragener Verein sei man auch schon.

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Dauerhaft seine Heimat in der U-Halle hat nun das Spielmobil des Jugendamtes, das sein marodes, direkt neben der Müllverbrennung liegendes Lager auf der Friesenheimer Insel räumen musste. „Das war nicht mehr tragbar“, so Yvonne Gera. Daher sei das Team nun „sehr froh“ über die „echt super“ U-Halle, wo aber nur zum Eröffnungsfest alle Großspiele ausgepackt und auch sehr stark genutzt werden. Dauerhaft aktiv sein werde das Spielmobil auf Spinelli aber nicht. „Wir sind von hier aus unterwegs“, so Gera, aber einzelne Aktionen wären natürlich denkbar.

Dauerhaft aktiv auf Spinelli ist dagegen der Freundeskreis Buga, der zum U-Hallen-Fest rund um den Holzpavillon frisch ausgegrabene letzte ehemalige Buga-Pflanzen verkauft. Die Mitglieder pflegen weiter ehrenamtlich die bepflanzte Fläche zwischen den beiden Hallenteilen. „Die Buga ist vorbei, aber der Gedanke, der hinter der Buga stand, ist nicht vorbei“, betont Vorsitzender Gerhard Mandel gegenüber dem Ministerialdirektor und dem OB. „Toll, dass Sie den Gedanken weiterleben“, so Christian Schneider. „Ohne privates Engagement geht es nicht“, unterstreicht OB Specht und bezieht dabei den Gastronomen Marcel Küffner vom Apero ein, der sich auch bemüht, die U-Halle weiter zu beleben. Zumindest zur Eröffnung ist bei ihm gut was los.

Redaktion Chefreporter

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