Mannheim. Eine Ausstellung über Architektur oder Aktivitäten der städtischen Klimaschutzinitiative „Local Green Deal“ - damit wird jetzt zunächst der Rest der U-Halle auf dem Spinelli-Gelände belebt. Mit einem großen Fest soll am Samstag, 17. Mai, die Wiedereröffnung gefeiert werden, nachdem die Abrissarbeiten beendet sind. Allerdings rechnet die Stadt derzeit nicht mehr damit, dass sie weitere Teile des Gebäudes kommerziell vermieten kann.
Bei der U-Halle handelt es sich um den früheren Güterbahnhof der US-Armee. Ein Teil des Gebäudes stammt noch aus Zeiten der Wehrmacht, die Amerikaner haben es erweitert. Aus der Luft gesehen bilden zwei etwa 330 Meter lange Gebäudeschenkel und ein kurzes, verbindendes Stück ein U – daher der Name des Komplexes.
Ursprünglich umfasste die riesige Lagerhalle 20.000 Quadratmeter. Da sie aber im regionalen Grünzug liegt, wurden schon für die Bundesgartenschau 2023 bei sechs Hallensegmenten Außenwände aufgebrochen und Dächer geöffnet, so dass nur das Tragwerk übrigblieb. Da umfasste die Halle noch 11.900 Quadratmeter überdachte Fläche.
Abrissarbeiten von Hallenteilen in Mannheim für 1,3 Millionen Euro erledigt
Nun haben Arbeiter noch weitere drei Hallenteile zurückgebaut, sodass 8100 Quadratmeter bleiben. 1,3 Millionen Euro kostete das, wovon 60 Prozent als Zuschuss von Bund und Land kommen. Fast alle Arbeiten sind abgeschlossen. Es müssen nur noch einige Arbeiten an Böden erledigt, unverputzte Giebelwände mit abgenommenen, nun wiederverwendeten Dachpaneelen verkleidet werden.
Vorerst aufgegeben hat die Stadt zahlreiche Pläne für die künftige Nutzung der U-Halle. Zwei junge Investoren, die eine Trendsporthalle mit Parcours, Trampolinspringen ebenso wie Klettern, Fitness- und Yogabereich sowie ein Café im südöstlichen Gebäudeteil planten, sprangen schon vor vielen Monaten ab. Im Herbst 2024 hatte die Stadt mehrere andere mögliche Interessenten zu Besichtigungen eingeladen. Einige winkten bereits vor Ort ab, andere zogen ihre Konzepte später zurück. „Die Aufwendungen und Ausgaben für eine Minimalnutzung sind hoch“, so einer der möglichen Mieter gegenüber der „MM“-Redaktion: Das sei „einfach nicht finanzierbar“, da die Halle derzeit nicht isoliert und nicht beheizt ist sowie alle Sanitäreinrichtungen fehlen.
„Es ist eine Kalthalle“, sagt David Linse, der Persönliche Referent des Oberbürgermeisters. Zwar würde der zuständige Fachbereich der Stadt weiter Gespräche führen. Doch es habe sich herausgestellt, dass das Gebäude „total schwer zu vermieten ist, da es einen enormen Investitionsaufwand erfordert“. Daher habe man bis jetzt „niemanden gefunden“. Auch die „Parksituation macht die Vermarktung schwierig“, so Linse, denn zwischen dem - auch für die U-Halle gedachten - Quartiersparkhaus am Wingertsbuckel und der U-Halle gibt es noch keine richtige Wegeverbindung, sondern zwei Baustellen: die für den Betriebshof des Stadtraumservices und die der künftigen Wohnbebauung.
Programm Fest in und um die U-Halle
Das Fest zur Wiedereröffnung findet am Samstag, 17. Mai, 10 bis 15 Uhr in der U-Halle auf dem Spinelli-Gelände statt.
Es wird um 10 Uhr von Oberbürgermeister Christian Specht und Ministerialdirektor Christian Schneider vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg eröffnet. Dazu gibt es eine Talkrunde „Kultur und Nachhaltigkeit“ sowie Musik vom Gitarren-Trio der Musikschule (Emy West, Felizitas Stähler und Thien-An Weinacker).
Der Freundeskreis BUGA23 verteilt Buga-Pflanzen gegen eine Spende und auf der „Kurpfälzer Meile der Innovationen“ gibt es Führungen.
Groß ist das Angebot vom Verein Stadtbild im Lapidarium mit einer Schau-Werkstatt von Steinmetzen, einem Basteltisch und Quiz für Kinder, einer Foto-Session an historischen Objekten, Vorträgen, Führungen und Rockabilly Musik mit Heydenreich & Seiler.
Der OFF//FOTO e.V. Verein zur Förderung der künstlerischen und dokumentarischen Fotografie in der Metropolregion zeigt ein Screening von Fotoserien aus dem OFF//FOTO Festival-Programm unter anderem von Mannheims Partnerstadt Klaipeda.
Die Initiative „Spinelli Garten“ stellt die Welt des Hochbeets vor und macht Angebote für Kinder. Auch die Naturfreunde machen mit. Der Local Green Deal bietet Informationen und Filmbeiträge sowie Mitmachaktionen zum urbanen Gärtnern. Der Fachbereich Demokratie und Strategie, Team Bürgerschaft und Beteiligung, informiert über Ehrenamt und Vereine.
Viele Aktionen planen auch das Spielmobil sowie die Fachstelle Naturpädagogik des Jugendamts, darunter eine „Grünholz-Werkstadt“ für Kinder. pwr
Zumindest dem Gastronomen, der das Apero und die für Veranstaltungen genutzte Spinelli-Kitchen gemietet hat, genehmigte die Stadt daher jetzt „in begrenztem Umfang“, so Linse, dass seine Kunden - etwa Brautpaare - direkt an der U-Halle parken. „Wir sind froh, dass er sich zu dem Standort bekennt“, so Linde über den Heilbronner Unternehmer Küffner. Die Stadt sei mit ihm „im Gespräch, ob er möglicherweise für weitere Teile der Halle die Betreiberschaft übernimmt“.
Kein Geld für neu geplantes Umwelt-Jugendzentrum
Dabei geht es um Flächen, welche die Stadt jetzt zunächst einmal vorübergehend nutzt. In Halle 4, während der Buga von MVV und REM belegt, findet nun vorübergehend eine Fotoausstellung vom OFF//FOTO Festival statt. In der Halle 5, für die Bundesgartenschau von „Stadt.Wand.Kunst“ mit riesigen Insekten bemalt und zeitweise vom Nationaltheater bespielt, wird ab Samstag die Wanderausstellung „Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2024“ des Landes-Wohnungsbauministeriums gezeigt. Zu sehen ist eine Auswahl aus neun Staatspreisen und 18 Anerkennungen aus 235 Projekten - die U-Halle ist eine davon. In der Halle 6 gibt es zwei städtische Nutzungen. Auf 1220 Quadratmetern (während der Buga BASF) will der „Local Green Deal“ am Samstag Informationen und Filmbeiträge sowie Mitmachaktionen zum urbanen Gärtnern bieten und auch den Sommer über immer mal wieder Veranstaltungen anbieten. Auf weiteren 900 Quadratmetern (während der Buga Klimaarena und Ausstellung Konversion) hat das Spielmobil des Jugendamtes, das sein marodes Lager in der Ölhafenstraße räumen musste, eine neue Heimat gefunden.
Ursprünglich geplant war ja ein Zentrum für Umwelt, Freizeit und Spiel, eine Art Jugendzentrum spezialisiert auf Natur-, Umwelt- und Erlebnispädagogik, sowie der Umzug des Jugendkulturzentrums Forum von der Neckarpromenade in die U-Halle. Doch nachdem sich die Kostenschätzung von 11,9 Millionen Euro auf 25,3 Millionen Euro erhöhte, sei das „die nächsten Jahre aufgrund der Finanzlage der Stadt nicht zu realisieren“, so Linse.
Langfristig sicher dagegen ist das vom Verein Stadtbild derzeit in Halle 1 eingerichtete Lapidarium, also eine öffentlich zugängliche Sammlung von historischen Skulpturen und Bauteilen zerstörter oder erneuerter historischer Gebäude sowie der Originale von Denkmälern, die früher auf Bauhöfen verrotteten.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum die U-Halle in Mannheim nicht nutzbar ist