OB-Wahl

Sozialdemokraten feiern beim Unterstützerkonzert im Mannheimer Capitol

Bürokratie abbauen und Probleme nicht beschreiben, sondern lösen: Das will der SPD-Kandidat Thorsten Riehle. Bei einem Wahlkampftermin erklärt er, was er als Oberbürgermeister noch ändern würde

Von 
Valerie Gerards
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SPD-Oberbürgermeisterkandidat Thorsten Riehle (Mitte) wird von seinen Unterstützern im Capitol gefeiert. © Valerie Gerards

Schon beim Anheizer-Song „We build this city“ ist klar, wer hier ganz locker auf der Klaviatur spielt: Oberbürgermeister-Kandidat Thorsten Riehle (SPD), Geschäftsführer des Mannheimer Capitol und Kulturmensch durch und durch. Er sitzt bei seinem Unterstützerkonzert am Montagabend bestens gelaunt in der ersten Reihe des Capitols, lacht und wippt im Takt, und auch die 600 Sozialdemokraten im Saal hält es bei der Musik kaum auf ihren Sitzen. Dass der Kulturmensch Riehle die Stadt aber nicht mit Rock’n’roll, wie es in dem Liedtext weiter heißt, sondern mit vielen anderen Ideen verändern möchte, macht er in seiner Ansprache deutlich.

Vielfalt als ausgesprochenes Ziel

Ein nahbarer Oberbürgermeister will Riehle sein, ein Mann, der in der Mitte der Bevölkerung steht und den Menschen zuhört. „Ich möchte in den kommenden Jahren jedem Mannheimer einmal die Hand geschüttelt haben.“ Riehle berichtet von Begegnungen mit Jugendlichen in einer Moschee, die dann älteren Menschen ihre Computer erklärt hätten – man müsse nur miteinander sprechen, dann kämen viele gute Ideen heraus. Als OB wolle er auch weiterhin zur Heilsarmee, zur Vesperkirche und karitativen Organisationen gehen, denn auch diese Menschen gehörten zur Stadtgesellschaft dazu. „Mit mir gemeinsam wird es Vielfalt geben“, sagt Riehle.

Dalbergplatz „ist ein No-Go“

Kritik übt Riehle an der Diskussion um den Mannheimer Verkehrsversuch, die er als unehrlich bezeichnet. „Es ärgert mich, wenn wir so tun, als wäre der Verkehrsversuch das Entscheidende für die Klimaziele der Stadt. Das sind Scheindiskussionen.“ Er wolle in diesem und vielen weiteren Belangen einen Schritt weitergehen. So sei etwa der Swanseaplatz nicht genügend entsiegelt. Der Neubau der Stadtbibliothek, die im Kern Bildungs- und Chancengerechtigkeit ermöglicht, dürfe nicht verschoben werden. Und auch der Dalbergplatz – „dieser Platz ist ein völliges No-Go“ – müsse weitergedacht werden und könne ein künftiger Platz der Demokratie mit dem Sitz des Oberbürgermeisters, der Bürgermeister und Fraktionen werden.

Klimaziele erreichen

Mehr Pflanzen und mehr Bäume wünscht sich der OB-Kandidat an vielen Stellen in der Stadt und will die Begrünung von Dächern, auch auf dem Stadthaus, vorantreiben. So will er auch die Fällung von Tausenden Bäumen am Rheindamm verhindern, die die Landesregierung im Zuge der Rheindammsanierung abzuholzen plant. Die Stromversorgung Mannheims durch Flusswärmepumpen, Solaranlagen und Abwärme von Industrieanlagen zu gewährleisten: Das alles müsse jetzt geschehen und nicht erst in ein paar Jahren.

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Kritik übt er auch an der städtischen Tochtergesellschaft Event und Promotion, die die Standgebühr auf dem Neckarauer Marktplatz von 45 Euro auf 500 Euro angehoben habe. „Das macht mich wütend. Es kann nicht sein, dass wir die Vereine so stark an die Kandare nehmen“, sagt Riehle. Vielmehr will er die Vereine mehr unterstützen, Orte der Begegnung, für Kinderturnen und für gemeinsames Feiern schaffen. „Ich will die kirchlichen Gebäude nicht dem freien Markt überlassen, sondern eine Kirchen-MWSP gründen, damit diese Begegnungsräume nicht verschwinden.“

Multihalle muss saniert werden

Pläne hat der SPD-Kandidat auch mit der Multihalle im Herzogenriedpark. Man könne nicht so tun, als würde es einen nicht interessieren, meint Thorsten Riehle. „Einen Bauzaun drum und verfallen lassen – das ist nicht Mannheim.“ Dieser denkmalgeschützte Begegnungsort, den der berühmte Architekt Carlfried Mutschler – er war auch der Planer des Münchner Olympiastadions – erschaffen hat, werde von den Anwohnern dringend benötigt und sei unbedingt erhaltenswürdig.

Kontingenttermin

Die Redaktion hat den Kandidatinnen und Kandidaten der OB-Wahl, die mehr als einen Unterstützer oder eine Unterstützerin aus dem Gemeinderat haben, angeboten, über jeweils einen Wahlkampftermin ihrer Wahl zu berichten. Dieser Text gehört zu dieser Reihe.

Die Unterversorgung an Kindertagesplätzen will Thorsten Riehle ebenfalls anpacken. Für 1500 Kinder habe die Stadt derzeit kein Angebot; das sei eine Katastrophe für die Familien. „Wir kriegen das hin, da bin ich mir hundertprozentig sicher“, meint er. Er wolle als Oberbürgermeister Bürokratie abbauen, gemeinsam mit der Verwaltung die Stadt voranbringen, Probleme nicht beschreiben, sondern lösen. „Das ist mein Versprechen“, sagt Riehle.

Ein Riehle-Song zur Unterstützung

Dann erzählen Unterstützerinnen und Unterstützer aus Kultur, Wirtschaft, Politik und gesellschaftlichem Leben, warum sie Thorsten Riehle schätzen und ihn für den richtigen Oberbürgermeister für Mannheim halten. Künstler aus Mannheim und der Region sorgen dafür, dass es unterhaltsam weitergeht. Anna Krämer, Sascha Krebs, Thomas Siffling und Chako Habekost kommen auf die Bühne und werden im vollen Saal gefeiert. Zum Schluss spielt Jonathan Zelter einen Song, den er für Riehle komponiert hat und an diesem Abend erstmals der Öffentlichkeit vorstellt.

Der Kandidat der SPD ist sichtlich begeistert, ebenso sein Mann Markus Schwarz-Riehle und OB-Ehefrau Daniela Franz, die neben ihm sitzen. Nicht mehr lange: Nachdem der Song vorbei ist, geben die Sozialdemokraten stehende Ovationen, Riehle und sein Ehemann gehen auf die Bühne und umarmen nacheinander alle Musiker.

Freie Autorin

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