Mannheim. Sie wollen „wieder ein bisschen Buga-Feeling auf das Gelände bringen“: So formuliert Kulturbürgermeister Thorsten Riehle, was vom 5. bis 9. sowie vom 12. bis 15. September auf dem Spinelli-Areal passieren soll. An den beiden Wochenenden ist in der U-Halle ein Kulturprogramm geplant, das die von Christian Sommer als Geschäftsführer geführte städtische Gesellschaft Next Mannheim organisiert.
Next Mannheim, für städtische Existenzgründerzentren ebenso wie für Projekte kultureller Stadtentwicklung zuständig, hatte von Oberbürgermeister Christian Specht und Kulturbürgermeister Riehle den Auftrag dazu erhalten. Er ist bewusst mit den Worten „Testphase“ und „probeweise Aktivierung“ überschrieben. Man müsse „einfach herausfinden, was auf dieser Fläche wie funktioniert, wie die Resonanz der Besucher auf das Angebot ist“, sagte Riehle jetzt im Kulturausschuss.
Aus Sicht von Sommer ist der Bedarf dafür da. „Es gibt in Mannheim einfach nicht sehr viele Flächen, die draußen für Kultur geeignet sind“, so der Geschäftsführer. Die U-Halle biete da „gute Möglichkeiten für einen partiellen Spielort“. Geplant ist der dort, wo es während der Bundesgartenschau Pflanzen und Kunsthandwerk zu kaufen gab – im nordwestlichen Ende der U-Halle, wo es zwar kein Dach mehr, aber einen stabilen Betonboden für den Aufbau einer Bühne gibt.
Auch Vereine aus den Stadtteilen will die Stadt einbinden
Wenn auch „mit unterschiedlichen Ansätzen, aber doch starkem Focus auf Musik“ wolle man hier testweise Veranstaltungen für verschiedene Zielgruppen erproben. An Open-Air-Kino wird ebenso gedacht wie an Comedy, Popmusik, Tanz sowie Kinder- und Familienangebote, von der Abend- und Nachmittagsveranstaltung bis zur Matinee am Sonntagvormittag. Dabei wolle man in jedem Fall Vereine aus den Stadtteilen ebenso einbinden wie Mannheimer Künstler und Kulturorganisationen, vorrangig solche ohne eigene Häuser. „Wir setzen auf eine große Breite des Angebots“, so Sommer. Noch im Juli soll es eine Ausschreibung, dann im August die Vergabe geben.
Allerdings rechnen die Organisatoren bei den Veranstaltungen mit maximal 800 Menschen. Ein Oktoberfest oder etwas in der Dimension werde es nicht geben, stellte Riehle klar. Auch eine Bestuhlung ist derzeit nicht geplant. Beim Open-Air-Kino wolle man auf das von anderen Veranstaltern bereits erprobte Konzept, dass sich die Besucher Sitzgelegenheiten mitbringen, zurückgreifen, erklärte Sommer.
Ausprobieren wolle man „verschiedene Szenarien zur Refinanzierung“ – vom klassischen Eintritt über Solidaritätsbeiträge in Form von freiwilligen Beiträgen bis zu Spenden. Für die Veranstaltungstechnik sorgt jetzt zumindest während der Erprobungsphase die Stadt. 47 119 Euro aus Mitteln des Kulturamts hat der Kulturausschuss bewilligt. Zudem hat Riehle eine Spende von 10 000 Euro und weitere 10 000 Euro an Sponsorenmitteln eingeworben.
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Daraus sollen der Aufbau der Infrastruktur – Bühne, Licht- und Tontechnik, Toilettenwagen, Absperrungen – sowie die nötige Bewachung, Künstlergagen und Werbung durch Plakate auf den „Stimmgabeln“ genauso bestritten werden wie GEMA-Gebühren oder ein Schallgutachten. Sommer verspricht dabei die Nutzung „modernster Ton-Systeme zur Reduzierung von Schallemissionen“ sowie die Verwendung mobiler Schallschutz-Vorhänge. Neben der Rücksicht auf die Wohngebiete gehe es dabei auch um den Tierschutz, erläuterte Riehle. Man wolle mit dem Test „herausfinden, wie die Besucher mit dem Angebot umgehen“ – sowohl, was die Rücksicht auf die Natur betreffe, als auch das Parken: „Wir wollen zeigen, dass ökologischer Schutz und Kultur gut zusammenfinden“, so Riehle. „Uns ist bewusst, das wir da an einer sehr sensiblen Stelle sind“, unterstrich Sommer.
Die meisten Stadträte stimmen dem Konzept zu
Bei den Stadträten stieß das Konzept auf Zustimmung. „Da schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe“, meinte Helen Heberer (SPD), nämlich die Belebung des Spinelli-Areals und auch Auftrittsgelegenheiten für Künstler. Die hätten bisher oft gefehlt, erinnerte ihr SPD-Kollege Markus Sprengler an die lange Suche nach Freiflächen und lobte, dass die Stadt das Konzept jetzt so schnell ausgearbeitet hatte. Als „vielversprechend“ lobte es ebenso Angela Wendt (Grüne). Sie mahnte aber an, dass Mindestgagen für Künstler garantiert sein müssten – was der Kulturbürgermeister ihr prompt zusicherte. „Kunst braucht Fläche, wir haben viel zu wenig Flächen“, signalisierte Alexander Fleck die Zustimmung der CDU. „Hochachtung, dass das funktioniert“, dankte Birgit Reinemund (FDP) dem Team von Next Mannheim, dass es da „kurzfristig was auf die Beine stellt“. Die Stadt solle aber nicht dauerhaft als Veranstalter auftreten. Skeptisch äußerte sich dagegen Achim Weizel (ML) und sah „ein neues Kapitel in der Serie: Eine Halle sucht einen Zweck“ wie bei der Multihalle. Sommer sei aber jemand, „dem wir vertrauen“.
Klaus Glas begrüßte für den Bezirksbeirat Feudenheim die Testphase, meldete aber Klärungsbedarf bei Lärm und Verkehrskonzept an. Dem schloss sich Wolfgang Gassner vom Bezirksbeirat Käfertal an. „Wir sehen das als Test an“, bekräftigte Riehle und sagte zu, die Bezirksbeiräte einzubeziehen. Man werde nach dem Test die Erkenntnisse bündeln und allen, die dort Veranstaltung planen, zur Verfügung stellen. Vielleicht wäre es ein Modell, einen Verein zu gründen, der die Halle künftig bespiele.
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