Mannheim. Nach den Sommerferien im September soll es in der U-Halle „kleinere kulturelle Veranstaltungen“ geben, betreut vom Team Kulturelle Stadtentwicklung der Mannheimer Gründungszentren GmbH. Das hat David Linse, Persönlicher Referent des Oberbürgermeisters, dem Bezirksbeirat Feudenheim mitgeteilt. Dagegen haben sich die Pläne privater Investoren, in einem Teil der U-Halle eine Trendsporthalle einzurichten, zerschlagen.
Rennen und rutschen, waghalsige Sprünge über trickreiche Hindernisparcours, Austoben und Spaß auf Trampolinen oder Klettern an künstlichen Felswänden – das alles hatten zwei Brüder im südöstlichen Gebäudeteil, wo sich während der Buga unter anderem die BASF präsentierte, auf 2100 Quadratmetern realisieren wollen. Zahlreiche Bezirksbeiräte bedauerten nun das Aus für diese Idee der jungen Leute.

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„Im Laufe der Gespräche ist aber deutlich geworden, dass das Konzept eine Kostenbeteiligung der Stadt nötig macht“, so Larissa Schekalla, Projektmanagerin im Umweltdezernat. Schließlich sind die Räume des früheren Güterbahnhofs der US-Armee auf der Spinelli-Kaserne nicht isoliert und nicht geheizt. Die Stadt hatte zwar bereits für die Mai-Sitzung des zuständigen Gemeinderatsausschusses eine Vorlage erarbeitet, welchen Teil der Arbeiten sie übernehmen würde.
Die Investoren hätten dann aber „Abstand von dem Projekt genommen“, da ein Eröffnungstermin erst 2025 realistisch gewesen wäre. Wegen der „damit verbundenen finanziellen Risiken wollen sie das Projekt nicht weiterverfolgen“, informierte Schekalla. Die möglichen Betreiber, die eigentlich von der BASF schon Teile des Inventars und der Einrichtung übernommen hatten, waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Laut ihrer Internetseite suchen sie einen neuen Standort.
Die Stadt will nun im September möglichen Investoren bei einem Tag der offenen Tür die Räume zeigen. Rechtlich möglich seien sportliche ebenso wie kulturelle Aktivitäten oder Bildungsangebote. Auch eine „Mini-Markthalle zum Verkauf regionaler Produkte“ wäre theoretisch möglich, antwortete Linse auf eine Anregung der FDP-Bezirksbeirätin Birgit Sandner-Schmitt. Aber es seien „nicht alle Arten von Nutzungen denkbar“, verwies er auf die Einschränkungen des Bebauungsplanes für das Gelände.
Das Lapidarium leidet unter den Tauben
Erhalten bleiben die beiden überdachten Gastronomieflächen, das Restaurant „Apero“ und das für Veranstaltungen zu mietende „Spinelli-Kitchen“. Kritik aus dem Bezirksbeirat, wonach hier größere, teils lautstarke Partys stattfänden, notierten Schekalla und Linse, die beide eine von Oberbürgermeister Christian Specht eigens eingesetzte, regelmäßige Arbeitsgruppe zur Nutzung des Spinelli-Geländes leiten. Klar sei, „dass Veranstaltungen nicht zu laut sein dürfen“, so Linse, doch der Gastronom müsse auch wirtschaftlich arbeiten und die Räume nutzen können, bat er um Verständnis.
Sicher ist laut Linse die Nutzung einer der überdachten Hallen für ein Lapidarium, also eine öffentlich zugängliche Sammlung von historischen Grab- und Wegsteinen, Skulpturen und Bauteilen zerstörter oder erneuerter historischer Gebäude sowie der Originale von Denkmälern. Ein Teil der historischen Artefakte, die früher auf Bauhöfen verrotteten, war ja schon während der Bundesgartenschau ausgestellt.
Obwohl jetzt überdacht untergestellt, „kämpfen wir da noch mit den Hinterlassenschaften von Vögeln, die ein- und ausfliegen“, so Linse, wie er den Taubendreck umschrieb. Da suche man eine Lösung im Einklang mit dem Artenschutz. Für Details des künftigen Lapidariums bereite die Verwaltung eine Vorlage für den Gemeinderat vor.
Ebenso in Arbeit ist nach Angaben von Linse ein Konzept für die geplante und im Prinzip vom Gemeinderat beschlossene städtische Nutzung. Dabei handelt es sich um einen Umzug vom Depot des Spielmobils, des Forums der Jugend und des Stadtjugendrings sowie ein neues Jugendzentrum für Umwelt, Freizeit und Spiel mit Natur-, Umwelt- und Erlebnispädagogik. Geprüft werde derzeit zudem, hier auch das Team vom „Local Green Deal“ einzubeziehen. Bedenken aus dem Bezirksbeirat, dass es dann zu eng werden könnte, teilte Linse nicht – denn inhaltlich passe das gut zusammen.
Derzeit laufe „eine zeitnahe Aktualisierung und Präzisierung der Kosten“, denn das sei „im Hinblick auf die Haushaltslage nicht so einfach“. Zudem deutete Linse ein weiteres Problem an, das auch schon die Trendsporthalle verhinderte: Das „Dach- und Tragwerk entspricht nicht den Anforderungen an Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst“, man müsse also „ein Haus im Haus bauen“ und die Pläne dazu erst detailliert ausarbeiten.
Schneller indes sollen die kulturellen Veranstaltungen anlaufen. Es gehe um Events „mit verschiedenen Akteuren für verschiedene Zielgruppen“ erläuterte Linse. Stattfinden sollen sie dort, wo es während der Bundesgartenschau Pflanzen und Kunsthandwerk zu kaufen gab: im nordwestlichen Ende der U-Halle, gegenüber vom „Apero“. Diese Fläche hatte im März Kulturbürgermeister Thorsten Riehle vorgeschlagen. Nun wird das Veranstaltungsprogramm erarbeitet, das für die Anlaufphase die Stadt realisiert – aber mit der Einladung etwa an Vereine, künftig einzusteigen.
Satzung soll Leinenzwang für das Gelände regeln
Noch nicht klar ist, wann der restliche Rückbau der U-Halle losgeht. Die ursprünglich 20 000 Quadratmeter große U-Halle war bereits zur Buga auf 13 000 Quadratmeter überdachte Fläche reduziert worden und soll weiter auf 8000 Quadratmeterverkleinert werden, indem Dächer und Außenwände fallen – die Böden und das Skelett aber bleiben. Dazu sei man im Auftrag des Oberbürgermeisters „in der detaillierten Prüfung“ erklärte Linse und ergänzte: „Da kann es noch Veränderungen geben.“ Schließlich hatte es nach der Buga zahlreiche weitere Nutzungsideen gegeben. Anwohner baten jetzt, bei der künftigen Regelung einbezogen zu werden.
Für das gesamte Gelände bereitet die Verwaltung nach den Worten von Linse gerade eine Satzung vor, die etwa die Leinenpflicht für Hunde und das Grillverbot regelt. Das wiederum sei Rechtsgrundlage dafür, dass der Kommunale Ordnungsdienst einschreiten könne. Bezirksbeirätin Christiane Säubert (ML) bezeichnete die Gestaltung des westlichen Teils von Spinelli, der dank einem Kompromiss zwischen Stadt und Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium weiter zugänglich ist, als „sehr gelungen“. Allerdings regte sie an, deutlicher zu beschildern, welche Funktion für den Artenschutz die Weidezäune und deren Schwingtüren hätten. Dabei verwies sie auf die etwa in den Alpen üblichen Schilder „Sei keine dumme Kuh, mach das Gatter zu!“
Linse bekräftigte, wie wichtig es ist, dass sich alle an die Regeln des Artenschutzes halten. „Wenn Mensch und Vierbeiner sich mehrheitlich daneben benehmen, ist die Gefahr da“, sagte er, dass die Offenheit des Areals wieder eingeschränkt werden müsse. Einen Pflegeplan, wann das Gelände etwa gemäht und geschnitten wird, gibt es laut Schekalla bereits. Danach teilen sich der Stadtraumservice und Privatfirmen die Arbeit.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum man über die U-Halle nochmal nachdenken muss