Bundesgartenschau

So sieht die Mannheimer Buga-Bilanz finanziell aus

An Blumen wurde nicht gespart: Zwar heißt es noch "vorläufig", aber fast alles ist abgerechnet. So sieht es mit den Investitionen und dem Veranstaltungsetat aus und das wurde gegen Kostensteigerungen gemacht

Von 
Peter W. Ragge
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Stolz auf ihre Bilanz: die Mitarbeiter der Bundesgartenschau beim Abschluss-Festakt. Rund 190 waren es während der Veranstaltung, neun sind noch da. © Michael Ruffler

Mannheim. Auf die Stadt Mannheim kommen trotz vieler Preissteigerungen keine weiteren finanziellen Forderungen wegen der Bundesgartenschau mehr zu. Das ergibt sich aus der vorläufigen Bilanz der Bundesgartenschau-Gesellschaft, die am Donnerstag dem Hauptausschuss und nächste Woche dem Gemeinderat unterbreitet wird. Auch wenn das Wort „vorläufig“ mehrfach in dem Papier auftaucht, so sind doch über 90 Prozent der Arbeiten bereits abgerechnet, nur bei wenigen Projekten stehen die Schlussrechnungen oder Zuschüsse noch aus. Rote Zahlen seien nicht zu befürchten.

„Es war unser Anspruch, nicht nur eine nachhaltige Gartenschau zu veranstalten, sondern auch finanziell im Rahmen zu bleiben“, sagt dazu Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau-Gesellschaft. Er freue sich, dass man nun auf gutem Weg sei, dieses Ziel zu erreichen.

Ministerien haben Fördermittel erhöht

Dabei sind zwei Bereiche zu unterscheiden. Zunächst die Durchführung der Bundesgartenschau. Die ist vorbei, daher könne hier bereits „ein recht präzises finanzielles Fazit gezogen werden“. Bei den Investitionen, die sich außer auf die Gelände der Bundesgartenschau auch auf den gesamten Grünzug Nordost mit Radschnellweg und Neckar-Renaturierung beziehen, sind einige Baumaßnahmen indes noch nicht abgeschlossen. Daher gebe es da „eine Unschärfe in der Prognose“, heißt es in der Bilanz.

Für Investitionen hatte der Gemeinderat 2017 in seiner sogenannten „Leitentscheidung“ 105,5 Millionen Euro bewilligt, wobei 40 Millionen Euro davon als Fördermittel einzuwerben sind. Bei der Stadt sollten 65,5 Millionen Euro verbleiben.

Darin eingerechnet waren alle Arbeiten auf dem Spinelli-Gelände einschließlich neuer Parkschale zum Wohngebiet mit Spielplätzen, der Panoramasteg, das Augewässer und die Arbeiten in der Feudenheimer Au mit Wegen und Spielplätzen, der Radschnellweg durch Spinelli und Au sowie die Sudetenstraßenbrücke, die Umgestaltung der ehemaligen Esso-Tankstelle am Pfeifferswörth zur Grünfläche sowie ein Beitrag zur „Neuen Parkmitte“ im Luisenpark.

Buga-Macher litten unter steigenden Preisen und Verknappung von Rohstoffen

Noch nicht eingerechnet war die Neckar-Renaturierung – dafür stockte der Gemeinderat das Budget nachträglich um 4,1 Millionen Euro auf; der große Rest kam vom Land. Nicht eingerechnet war ebenso alles, was sich durch die politische Diskussion ergeben hat, etwa für den Radschnellweg eine Unterführung statt einer Rampe. Auch das Kunstwerk „Conversio“ und die als „Gastarbeiterdenkmal“ bezeichnete, besonders gestaltete Grünfläche am Eingang des Spinelli-Areals sind erst nachträglich beschlossen worden.

Zudem habe man „umfangreiche Beschleunigungsmaßnahmen“ ergreifen müssen, weil der Bund – wegen der Nutzung als Flüchtlingslager – das Spinelli-Areal erst drei Jahre später als anfangs gedacht an die Stadt übergeben hat. Zudem habe es Verzögerungen bei Genehmigungsverfahren, höhere Auflagen für Arten- und Bodenschutz sowie Erdsanierungen gegeben.

Mehr Besucher als erwartet: Andrang in der Eingangshalle des Spinelli-Geländes an einem der letzten Tage der Bundesgartenschau. © Michael Ruffler

Manche Ausschreibungen blieben erfolglos, es machte also keine Firma ein Angebot. Ferner litten die Buga-Macher unter steigenden Preisen für Material, Bauarbeiten und Dienstleistungen sowie Verknappung von Rohstoffen, schreiben sie.

Statt der geplanten 105,5 Millionen Euro ist das Investitionsbudget daher auf 147,2 Millionen gestiegen. Zugleich gelang es aber, deutlich höhere Fördermittel einzuwerben –von den vier Landesministerien für Ländlichen Raum, für Verkehr, für Wohnen und dem Umweltministerium. Zwar steht einer der Bescheide noch aus, aber Zusagen gibt es für insgesamt 78,8 Millionen Euro.

Für die Stadt bleibt daher ein Zuschussbedarf von 68,4 Millionen Euro. Beschlossen waren 65,5 Millionen plus der Nachtrag von 4,1 Millionen für die Neckarrenaturierung. Damit liegt das Investitionsbudget der Stadt für Buga und Grünzug also Stand jetzt sogar rund 1,2 Millionen Euro unter dem Beschluss.

Rückbau des Buga-Geländes bis Jahresende geplant

„Ein sehr positives Bild, insbesondere auch im Vergleich zur Entwicklung anderer Großbauprojekte“, heißt es in der Bilanz. Man habe „trotz enormem Zeitdruck die Kostensteigerungen durch Gegensteuerung erfolgreich in Grenzen gehalten“. „Wir haben eben priorisiert, ohne an der Qualität Abstriche zu machen“, erläutert Schnellbach.

An Blumen sei nicht gespart worden, aber „wir haben etwa statt einer geteerten Fläche mal nur eine wassergebundene Decke gemacht oder bei dem Spielplatz zum Thema Aufzug weniger Kabinen, halt an vielen Stellen etwas ’runtergeschraubt, wo es nicht so auffällt, aber doch spart“.

Noch ist nicht alles abgerechnet, noch läuft der – bis Jahresende geplante – Rückbau auf dem früheren Experimentierfeld. Die Begrünung der ehemaligen Seilbahnstation, Arbeiten in der U-Halle und die Sudetenstraßenbrücke sind noch nicht ganz fertig oder abgerechnet. Doch die Liste der Investitionen sei zu 92 Prozent abgeschlossen, heißt es.

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Beim Durchführungshaushalt, also der reinen Veranstaltung, sei die Abrechnung „weitestgehend abgeschlossen“. „Die noch offenen Punkte sind überschaubar und angemessen eingeplant“, so die Bilanz, etwa der Rückbau mancher Fundamente und eventuell der Abbau des Holzpavillons. In der Summe sieht es laut Vorlage so aus, dass „keine zusätzlichen Mittel“ der Stadt nötig seien. Vielmehr rechne man „mindestens mit einem neutralen Ergebnis, sehr wahrscheinlich sogar mit einem leichten Überschuss“ – der dann an die Stadt zurückfließt.

Höheres Sponsoring und mehr Umsatzpacht der Gastronomie

Geplant waren für die Durchführung zunächst 62,1 Millionen Euro. Als der Gemeinderat dann den Beschluss fasste, den Luisenpark einzubeziehen, kamen weitere fünf Millionen Euro dazu – plus das, was der Stadtpark auch ohne Buga an Zuschüssen erhalten hätte. Doch trotz der auch bei der Veranstaltung angefallenen deutlichen Preissteigerungen habe man durch, so Schnellbach, „frühzeitig gegensteuernde Maßnahmen“ erreicht, mit dem Budget auszukommen.

Besonders ausgezahlt haben sich indes die Mehreinnahmen, mit denen die Buga-Gesellschaft Kostensteigerungen auffangen konnte. So wurden 2 227 631 Besucher und damit mehr als erwartet gezählt. Beim Sponsoring habe man mit 4,7 Millionen Geldzahlungen und Sachleistungen im Wert von 1,5 Millionen Euro die Planung „mehr als verdoppelt“ und auch die Umsatzziele bei der Gastronomie (die ja Umsatzpacht zahlte) „weit übertroffen“: Geplant waren 7,9 Millionen Euro, erreicht wurden 15,7 Millionen Euro.

Inzwischen ist die Mitarbeiterzahl der Bundesgartenschau-Gesellschaft auf neun geschrumpft – einschließlich Geschäftsführer Schnellbach, der ja zugleich Stadtpark-Chef ist. Bis Jahresende wird die Prokuristin Miriam van Hazebrouck als Leiterin des Kaufmännischen Bereichs mit drei Kolleginnen nun noch die Abrechnungen fertigstellen, einschließlich aller Prüfungen von der Steuer und den Fördermittelgebern. Drei Mitarbeiter kümmern sich noch um den restlichen Rückbau des Geländes.

Redaktion Chefreporter

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