FDP-Kandidat Stockmeier freut sich über gute Zahlen in Mannheim
Dass Konrad Stockmeier ein gutes Ergebnis erreichen würde, hatte sich bei der Wahlarena des „MM“ bereits abgezeichnet. Nach der Diskussion lobten viele Zuhörer den Auftritt des 44-Jährigen Volkswirtes, der ebenso unterhaltsam wie sachkundig war. Die Folge bei der Bundestagswahl: rund 10,5 Prozent für den Kandidaten Stockmeier und rund 13 Prozent für die FDP bei den Zweitstimmen in Mannheim.
„Aus Sicht der FDP freuen wir uns über ein beachtliches Erststimmenergebnis und über ein Zweitstimmenergebnis, das über dem Bundesdurchschnitt liegt“, sagt Stockmeier am Sonntagabend in der virtuellen Wahlpressekonferenz. Ob es für ihn selbst in den Bundestag reiche, müsse sich jetzt noch zeigen. Ein Ergebnis liegt bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht vor – sein Listenplatz 13 ist allerdings sehr aussichtsreich.
Die Mannheimer Liberalen verfolgen den Eingang der Wahlergebnisse am Sonntagabend gemeinsam in der Pizzeria Salerno in der Innenstadt, die Freude dort ist groß. Stockmeier, in dessen politischen Positionen bisweilen auch viel Sozialdemokratie steckt, ist seit rund einem Jahr Vorsitzender des Kreisverbands mit seinen knapp 300 Mitgliedern. Er arbeitet bei einem Weinheimer Unternehmen im Bereich Strategieberatung für Industrieunternehmen. Aufgewachsen ist der Klassik-Fan als eines von drei Kindern einer evangelischen Pfarrerfamilie in Wertheim am Main sowie in Konstanz, wo er auch Abitur machte. Er studierte in Freiburg und Mannheim und schloss mit dem Diplom ab. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in Hagen und Aachen. 2010 trat Stockmeier seine heutige Stelle in Weinheim an, zog wieder nach Mannheim – und engagierte sich dort in der Politik.
Linken-Kandidatin Akbulut: „Enttäuschendes“ Ergebnis im Wahlkreis Mannheim
Die Linke ist auf auf 4,9 Prozent abgerutscht. Da sie aber drei ihrer zuletzt fünf Direktmandate verteidigt, kann sie laut Grundmandatsklausel trotzdem entsprechend ihres Zweitstimmenergebnisses im Bundestag bleiben.
Die Enttäuschung über das Ergebnis im Bund war Gökay Akbulutt von den Linken beim Statement am Sonntagabend anzuhören: „Die ersten Prognosen sind enttäuschend“, sagt sie. Man werde nun „in den Gremien und mit den Mitgliedern die Ursachen diskutieren“. Dennoch bedankte sie sich bei allen, die Wahlkampf für die Linke gemacht hätten. Sie hätten diesen „engagiert“ geführt. Und auch den Wählerinnen und Wählern dankte sie für das Vertrauen. Man werde sich im Bundestag weiter für Friedenspolitik, soziale Gerechtigkeit und Klimapolitik einsetzen.
Bundestagsabgeordnete ist Akbulut seit September 2017. Sie zog als eine von sechs Kandidierenden der Linken aus Baden-Württemberg in den Bundestag ein. Als Integrations- und Migrationspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke gestaltet sie seitdem die Politik auf Bundesebene mit. Akbulut machte stets deutlich: „Die Themen Arbeit, Bildung, Gesundheit und Wohnen“ sieht sie als Querschnittsthemen ihrer Arbeit.
Akbulut ist 1982 in Pinarbasi in der Türkei geboren und hat einen kurdisch-alevitischen Hintergrund. Seit 1990 lebt sie in Deutschland. „Meine langjährige Mitarbeit in kurdischen Vereinen hat mich politisiert und für die Benachteiligungen in der Migrationsgesellschaft sensibilisiert“, so Akbulut.
Chancen für Einzug in Bundestag stehen für Melis Sekmen gut
Es war zunächst unklar, ob Melis Sekmen von den Grünen den Sprung nach Berlin schafft. Die Chance steht gut: Sie war zunächst auf Platz 17 ihrer Landesliste gesetzt. Dann aber verbesserte sie sich um eine Position auf Rang 16, weil der vor ihr stehende Danyal Bayaz Finanzminister in Stuttgart wurde und somit auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag verzichtete.
Bei der virtuellen Pressekonferenz der Stadt sprach die Mannheimerin von einem Erfolg für ihre Partei: „Wir haben unser Ergebnis fast verdoppelt. Das ist ein Erfolg. Der Bundestrend hat sich auf Mannheim heruntergebrochen“, erklärte sie weiter. Es sei weder die „Stärke noch die Schwäche der Kandidierenden“, sondern der Bundestrend, der sich auch in Mannheim abgebildet habe, so Sekmen, die das Direktmandat verfehlt hatte, schließlich.
Sekmen hat schon viel kommunalpolitische Erfahrung. 2014 wurde sie in den Gemeinderat gewählt – mit 20 Jahren als jüngste Stadträtin – und wurde schließlich bei der Wahl fünf Jahre später Stimmenkönigin. Bei der Kommunalwahl 2019 rückte sie zur Fraktionschefin auf. Erst mit Dirk Grunert, nach dessen Wahl zum Bildungsbürgermeister mit Stefanie Heß – als erste weibliche Doppelspitze.
Die seit Samstag 28-Jährige (sie hat am Tag der Bundestagswahl Geburtstag) wuchs in der Neckarstadt-West und auf dem Waldhof auf. Ihr Vater arbeitet in einem Motorenwerk „beim Benz“, ihre Mutter war Reinigungskraft im Theresienkrankenhaus. Die angehende Volkswirtin will Ende des Jahres mit ihrer Bachelorarbeit fertig sein.
CDU-Politiker Roland Hörner wird künftig wohl den Ruhestand genießen
Roland Hörner wäre ein schlechter Kandidat gewesen, wenn er nicht das Direktmandat als Ziel ausgegeben hätte. Dass es nicht klappt und er auf lediglich knapp 20 Prozent kommt, wundert am Sonntagabend aber auch ihn selbst nicht wirklich. „Das ist ein respektables Ergebnis bei den Schwierigkeiten der CDU Mannheim Anfang des Jahres.“ Es zeige, dass der Kreisverband eine „gute Zukunft“ habe.
Mit den „Schwierigkeiten“ meint der 67-Jährige die Masken-Geschäfte des früheren Abgeordneten und Kreisvorsitzenden Nikolas Löbel, der im März von allen politischen Ämtern zurücktreten musste. Der Kreisverband brauchte in kürzester Zeit einen neuen Bundestagskandidaten – und fand ihn mit dem in Mannheim und darüber hinaus gut vernetzten früheren Hafendirektor. Der musste aber erst noch in die Partei eintreten.
Die Löbel-Geschichte und das schlechte Abschneiden der CDU im Bund macht Hörner in seiner Analyse dafür verantwortlich, dass er zehn Prozentpunkte hinter Löbels Ergebnis von 2017 bleibt. Und wo nimmt er den Optimismus her zur guten Zukunft der Mannheimer CDU? Man sei bei den Erststimmen mit den Grünen in etwa gleich auf, antwortet Hörner – „das wäre vor einiger Zeit nicht möglich gewesen“.
Auf die Frage, ob er Teil dieser Zukunft sei, sich gar vorstellen könne, ein Amt zu übernehmen, bleibt Hörner zurückhaltend. „Im Moment nicht.“ Da er auch keine Aussicht hat, über die Landesliste nach Berlin zu kommen, wird er wohl seinen Ruhestand genießen und sich seinen Hobbys widmen – Reisen, Radfahren, Wandern und Lesen.
Ohne Platz auf AfD-Landesliste: Auch Finkler gescheitert
Jörg Finkler hat den Sprung in den Bundestag verpasst. Mit 9,78 Prozent der Erststimmen landete er auf Rang fünf. Nach der Wahl zeigte er sich dennoch zufrieden, dass er persönlich besser abgeschnitten habe als seine Partei, deren Zweitstimmenergebnis in Mannheim bei 9,11 Prozent liegt.
Eigentlich hatte Finkler ja von Anfang an gewusst, wie schwer es für ihn bei der Wahl würde. Als er Anfang Februar im Feudenheimer Schützenhaus zum AfD-Kandidaten gekürt wurde, bedankte er sich für das Vertrauen, schränkte aber gleich ein: „Das bedeutet erstmal nichts. Das Direktmandat wird hier kein AfDler gewinnen.“ Das werde sich bei Bundestagswahlen erst „vielleicht in 20 Jahren“ ändern. Entscheidend sei, dass er einen aussichtsreichen Listenplatz bekomme. Den bekam er allerdings nicht. In mehreren Basis-Befragungen schaffte es die baden-württembergische AfD nur, die ersten zwölf Plätze auf der Landesliste zu vergeben (hätte die Partei im Südwesten mehr Stimmen bekommen, wären die verpufft). Da ging Finkler leer aus.
Bei der Kommunalwahl 2019 holte der Polizeibeamte für seine Partei das beste Ergebnis, in der Fraktion und in der Partei stieg er zum Vize-Vorsitzenden auf. Sich selbst rechnete der gebürtige Saarländer immer wieder dem moderaten Flügel zu. In den radikaleren Landesverbänden Sachsen oder Thüringen etwa, sagte er mal dem „MM“, wäre er nicht in der AfD. Mit dieser Aussage soll sich Finkler innerparteilich nicht nur Freunde gemacht haben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bundestagswahl in Mannheim: Berliner Patzer helfen SPD-Kandidatin Isabel Cademartori