Mannheim. „Gelungen“ – das ist aus der Sicht von Kulturbürgermeister Thorsten Riehle das „Testival“, mit dem die Stadt Anfang September an zwei Wochenenden kulturelle Veranstaltungen in der U-Halle auf dem Spinelli-Gelände erprobte. Als er im Kulturausschuss des Gemeinderats eine Bilanz vorlegte, reagierten die Stadträte aber eher zurückhaltend, ob und wie es weitergehen soll.
"Testival" in Mannheim: Next Mannheim organisiert vielfältiges Programm
An acht Tagen hatte die städtische Gesellschaft Next Mannheim ein vielfältiges Programm organisiert, von Hip-Hop, Jazz und Techno bis zum Familientag. „Es war für jeden etwas dabei“, so Organisator und Next Mannheim-Prokurist Steffen Baumann. Der Filmabend musste wegen schlechten Wetters ausfallen, an den anderen sieben Terminen kamen mehr als 2000 Besucher.
Ein großes Thema waren die Lärmmessungen. Bei den Abendveranstaltungen wurde laut Baumann an sieben Messpunkten auf Straßen und in Wohnungen in Käfertal und Feudenheim mit geeichten Geräten gemessen. Dabei habe man den Grenzwert von 55 Dezibel „zu keinem Zeitpunkt überschritten“, sondern „in aller Regel noch Luft nach oben“ gehabt.
„Ein Problem ist eher die unkontrollierte Nutzung“
Während der gesamten Zeit gab es jeweils zehn Anwohnerbeschwerden per E-Mail und Telefon. „Als störend wurden aber lediglich die Bässe empfunden, überwiegend nicht die Tatsache, dass etwas auf dem Gelände stattfand“, so Baumann. Behördliche Einsätze, etwa der Polizei, wegen Lärm habe es ebensowenig wie Schwierigkeiten beim Parken gegeben. Allerdings lief am ersten Wochenende vom „Testival“ parallel eine Vereinsveranstaltung in der Nähe, die noch viel länger als 22 Uhr dauerte. Zudem hätten Anwohner gesagt, „dass das Problem eher die unkontrollierte Nutzung des Geländes durch Jugendliche in der Nacht ist – das ist es, was man hört“.
Für das Festival hatte der Gemeinderat 47 119 Euro bewilligt. Hinzu kamen Spenden von je 10 000 Euro der Sparkasse und der „Mannheimer Runde“, ferner 9807,10 Euro Eintrittsgeld und Spenden der Besucher. Die Abrechnung ist zwar noch nicht ganz fertig, aber laut Baumann hat das Budget „nicht ganz gereicht“. Er begründete dies vor allem mit hohen Kosten für die Infrastruktur. Next Mannheim-Geschäftsführer Stefan Sommer sprach von „Herausforderungen an vielen Stellen“ und „massiven Problemen, die gelöst werden mussten“. So mussten eigens ein Wasseranschluss gelegt, eine Toilette, eine Bühne und Zäune aufgestellt werden. Die Stromanschlüsse seien nicht ausreichend und daher Investitionen nötig.
Ergebnis des Tests: Gelände eignet sich für Veranstaltungen
Für Bürgermeister Riehle und das Next Mannheim-Team steht nach dem Test fest, dass sich das Gelände für Veranstaltungen eignet, vor allem für Familientage, Ferienspiele, Live-Konzerte, Matineen, Flohmärkte oder Ausstellungen – nicht für Techno. „Die Menschen waren dankbar, dass wieder etwas geboten wird“, so Riehle, auch wenn man an die Dimensionen der Bundesgartenschau nicht habe anknüpfen können und wollen. Aber Bedarf an weiteren Freiflächen für Kultur gebe es.
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Einmalige Events seien jedoch „wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagte Baumann, weil sich dafür der Auf- und Abbau nicht lohne. Es gehe indes nicht darum, „von Mai bis Oktober da jedes Wochenende was zu machen“, sondern nur an ausgewählten Wochenenden ein „kuratiertes Programm“, stellte Riehle klar. Diesen Veranstalter, das könne ein Verein ebenso wie ein kommerzieller Anbieter sein, gelte es zu finden. „Wir als Stadt sind es nicht“, betonte der Bürgermeister. Zu klären sei indes, ob und inwieweit die Stadt generell Voraussetzungen für Veranstaltungen dort schaffen könne. „Im Moment gibt es schlicht und ergreifend keine Infrastruktur“, so Riehle. Baumann bezifferte den Bedarf grob auf 100 000 bis 150 000 Euro einschließlich Ausbesserungen am Boden „wegen der Stolperfallen“.
Keiner der Stadträte äußerte jedoch Sympathie oder forderte, dass die Stadt das angeht. Achim Weizel (ML) lobte das Programm als „insgesamt sehr eindrucksvoll“ und sagte „mir hat es gefallen“, er monierte aber die weite Entfernung von der Stadtbahnhaltestelle zur U-Halle. Heidrun Kämper (SPD) sprach von „eindrucksvollen Zahlen“ und registrierte, „dass die Menschen eine gewisse Wehmut nach der Bundesgartenschau haben“. Birgit Reinemund (FDP) sah in dem Test eine gute Grundlage für eine Versachlichung der weiteren Diskussion.
Äußerst skeptisch äußerte sich CDU-Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz. Aufgrund der angespannten Haushaltslage halte er Investitionen in die U-Halle für schwierig, und er glaube auch nicht an die Übernahme der Veranstaltungen durch einen privaten Betreiber. „Ich glaube keinem, dass er nicht in zwei Jahren kommt und doch Zuschüsse der Stadt beantragt“, so Kranz.
Ganz andere Bedenken meldeten Gabriele Baier (Grüne) und Rolf Dieter im Namen des Umweltforums an. Baier verwies auf den Artenschutz. Laut Dieter hielten alle Umweltverbände „die dauerhafte Nutzung“ des Spinelli-Areals mit den Zielen der Frischluftschneise für unvereinbar. Dem widersprach Bürgermeister Riehle aber. Trotz Naturschutz müsste eine kulturelle Nutzung möglich sein, denn die U-Halle solle an der Stelle ja weiter bestehen und nur um deren Nutzung gehe es.
Entschieden hat der Ausschuss zu dem Thema nichts. Laut Riehle werden die „Testival“-Ergebnisse noch in den Bezirksbeiräten Feudenheim und Käfertal präsentiert, dann wird die Verwaltung einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen machen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das "Testival" - für mehr Kultur auf Spinelli