Mannheim. Ganz viel Beifall, Pfiffe, Johlen, „Jaaaa“ ertönt: „Soll aus dem Testival ein Festival werden?“, fragt Markus Sprengler von der Bühne herab am Samstagabend die Menge – und die Reaktionen sind eindeutig, sehr eindeutig. Daher steht auch für Kulturbürgermeister Thorsten Riehle bereits zur Halbzeit der Veranstaltungsreihe in der U-Halle, mit der eine kulturelle Nutzung des Spinelli-Geländes getestet werden soll, fest, „dass ich mich für ein dauerhaftes Bespielungskonzept im Sommer einsetzen werde“, wie er sagt.
Vier der geplanten acht Veranstaltungen sind inzwischen gelaufen, vom Auftritt des „Mannheimer Thekenchores“ über Hip-Hop und einem Konzert der „Mannheim All-Stars“ bis zum Jazzfrühschoppen – stets mit guter Resonanz.
Besonders gut und besonders groß ist die am Samstag, wo unter Leitung von Stefan Kahne so viele Bandmitglieder und Sängerinnen wie selten an einem Abend zusammen auftreten. Markus Sprengler singt, dazu Achim Degen, Don Ender, Silke Hauck, Maria Pentschev, Katia Belley, Irene Claussen Gomez, Christoph Melzer und Oliver Rosenberger („Amokoma“) – jeweils mit drei Songs ganz unterschiedlicher Genres, von Salsa über Rock bis Discofox. Dazu wird geklatscht, getanzt, recken die Gäste die Arme in die Höhe. „Eine Band in der Formation – das gab es noch nie“, hebt Sprengler hervor, der die Auftritte auch moderiert. „Ein Bestival der Stimmen“ nennt er daher das „Testival“, das wegen des provisorischen Charakters diesen besonderen Namen bekommen hat.
„Endlich wieder Leben auf dem Gelände“
Auch wenn es nach ihm geht, wird daraus ein dauerhaftes Festival. „Ich war schon als Stadtrat dafür, dass auf Freiflächen neue Spielstätten für die Kultur generiert werden“, sagt der Künstler und ehemalige SPD-Kommunalpolitiker. Das Spinelli-Areal sei „spannend und bietet fast schon Tempelhof-Atmosphäre“, meint er unter Anspielung auf die kulturelle Nutzung des früheren Berliner Flughafengeländes.
Termine – zweiter Teil
- Do., 12. September: 18 Uhr, Thunderbirds mit Bloomaul Joachim Schäfer, 20 Uhr, DJ Werner Dais, zehn Euro.
- Fr., 13. September, 20 Uhr: Kinoabend „Zum Goldenen Hirschen“ (freiwillige Spende).
- Sa., 14. September, Tagesfestival „Schall in de Hall“ mit Techno 14 bis 16 Uhr Tanzen mit Pfeifenreiter, 16 bis 18 Uhr Arturo (Techno, Indie), 18 bis 20 Uhr Franca (House/Techno-DJ), 20 bis 22 Uhr Carbon (Progressive Minimal mit Arena Vibe). (zwölf Euro).
- So., 15. September: Familientag mit um 11 Uhr Kindertheater, 13 Uhr Musik von Larifari und Feuerio-Garde (Spende erbeten).
Ob Künstler, Politiker oder Publikum – das sehen alle so, äußern sich begeistert über das Festival und die gute Stimmung. Ein „wunderbares Sommerfeeling“ und „ein toller Ort“ sei das, sagt Sängerin Silke Hauck: „Ich bin begeistert, es macht so Spaß!“, schwärmt sie nach ihrem Auftritt auf Spinelli. „Mein Eindruck ist sehr positiv“, sagt auch der Käfertaler CDU-Stadtrat Christian Hötting. Er sei „sehr zufrieden, wie gut das hier angenommen wird“.
Und das wird es. Mit wem man auch spricht – immer wieder loben die Gäste, dass das lange brach liegende Areal der Bundesgartenschau nun genutzt werden kann. „Ich habe die Buga geliebt, und es ist klasse, dass es weitergeht“, sagt Tina Zeilfelder: „Die Stimmung ist toll, perfekt – ich wünsche mir, dass es weitergeht!“ Das wünscht sich Bettina Schorb ebenso: „Mega, soooo schön“, strahlt sie: „Endlich ist wieder Leben auf dem Gelände“, freut sie sich und hofft, „dass das keine Eintagsfliege ist, sondern man die Fläche hier für die Menschen endlich nutzen kann!“ „Toll, ein bisschen Buga-Nostalgie“ findet Lars Heidemann. Berthold Schwind fühlt sich auch an die Bundesgartenschau erinnert. Eine kulturelle Nutzung „wird das Gelände aufwerten“, ist er überzeugt. Das sieht Rolf Stahlhofen genauso, einst einer der Mitgründer der „Söhne Mannheims“, der in Feudenheim wohnt und sich den Auftritt der Kollegen nicht entgehen lassen will: „Ich war schon immer ein Freund davon, öffentliche Plätze für Kultur zu nutzen“, sagt er.
Dem schließt sich am nächsten Morgen Olaf Schönborn an, der mit seiner Jazz-Matinee das Programm fortsetzt. „Eine erstaunlich gute Stimmung am frühen Morgen“, findet der Saxofonist und freut sich über die „großartige Gelegenheit“, auf dem früheren Buga-Areal aufzutreten. „Der Zuspruch zeigt doch: Der Bedarf ist da“, sagt er mit Blick auf die nicht nur auf den Stühlen, sondern zusätzlich auf Holzpodesten der Buga sitzenden Zuhörer: „Es wäre toll, wenn es hier weitergeht“, findet der Musiker.
Mit geeichtem Gerät Dezibel gemessen
Und das denken auch viele im Publikum. „Mein Herz geht auf“, sagt strahlend Susanne Metzger, die sich freut, nach der Buga hier endlich wieder Kultur erleben zu können: Eine sonntägliche Jazzmatinee sollte es häufiger geben, wünscht sie sich, „das würde mich total freuen“. „Man sieht doch, wie es angenommen wird“, sagt ebenso Steffen Philipp. Er könnte sich aber auch gut vorstellen, dass der Holzpavillon der Metropolregion für solche Veranstaltungen genutzt werde. Ihn stört jedoch, „dass hier außenrum alles verwahrlost ist“, wie er mit Blick auf die fortdauernden Abrissarbeiten auf dem früheren Gartenschau-Gelände sagt.
Ob es sich für Kulturveranstaltungen eignet, soll mit diesem „Testival“ herausgefunden werden. Eine große Sorge galt lange der Frage, ob und wie viele Beschwerden es von Anwohnern wegen Lärm geben wird. Bisher sind es ganze drei Anrufe und zwei E-Mails. „Wir haben überall dort mit dem geeichten Dezibel-Messgerät gemessen, die Werte lagen alle absolut im zulässigen Rahmen oder deutlich darunter“, erklärt Steffen Baumann, der für die Existenzgründerzentren der Kreativwirtschaft verantwortliche Prokurist der städtischen Tochtergesellschaft Next Mannheim. Er ist mit Nachtbürgermeister Robert Gaa der Organisator vom „Testival“.
Bezirksbeiräte sollen einbezogen werden
„Es ist absehbar, dass die Grenzwerte bei der Lautstärke eingehalten werden können“, stellt daher auch Kulturbürgermeister Riehle fest. Für ihn hat der erste Teil vom „Testival“ gezeigt, „wie wichtig Kultur im öffentlichen Raum ist“, so Riehle: „Die Freude der Menschen, die Rückmeldung der Besucher und das großartige Engagement des ganzen Teams haben mich begeistert“, erklärt er. Wie versprochen werde er sich nach der Veranstaltungsreihe mit Politik und Verwaltung über die Erfahrungen austauschen, auch die Bezirksbeiräte Feudenheim und Käfertal einbeziehen. Doch Riehle plädiert klar dafür, auch weiter Events auf Spinelli zu ermöglichen: „Wir haben gezeigt, dass wir es können, die Unesco City of Music braucht das, und viele Menschen wollen es!“
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