Mannheim. Das Thema Sauberkeit sorgt in Mannheim immer wieder für Zündstoff. Aktuell gehen zwei Kinobesitzer wegen illegal abgelegtem Müll auf die Barrikaden. Erdmann Lange vom Kino Atlantis und Peter Bär vom Cinema Quadrat beklagen „eine Art Notstand“ rund um die K-Quadrate. Auch die Verwaltung verzeichnet ein „stärkeres Aufkommen von wilden Müllablagerungen und Verunreinigungen“, wie sie auf Anfrage mitteilt. Wie die Stadt die Lage in den Griff bekommen will:
Wie geht die Stadt bei der Reinigung der Quadrate vor?
Die Reinigung der Planken erfolgt nach Angaben der Verwaltung von Montag bis Samstag drei Mal und sonntags einmal täglich. Jeden Tag werde von 6 Uhr bis 9 Uhr eine manuelle und maschinelle Grundreinigung durchgeführt. Zudem findet täglich eine Schwerpunktreinigung statt. Die öffentlichen Abfallkörbe werden von Montag bis Samstag bis 21.30 Uhr zwei Mal täglich geleert. Im Rahmen dessen werde auch herumliegender Müll aufgehoben und entsorgt. Gleiches gelte für die Breite Straße. Kapuzinerplanken und der Kapuzinerplatz werden nach der Gehwegreinigungssatzung sieben Mal wöchentlich gereinigt.
Innenstadtbereiche von hoher Aufenthaltsqualität werden Montag bis Samstag sechs Mal pro Woche manuell gereinigt. Die sich dort befindlichen öffentlichen Abfallkörbe werden im gleichen Turnus geleert.
Die übrigen Quadrate werden regelmäßig gegen eine Gebühr der Gebäudeeigentümer gereinigt. Dabei sind die Gehwege unterschiedlichen Reinigungsklassen zugeordnet, wonach sich die Häufigkeit der wöchentlichen Reinigung richtet. Die Reinigungsintervalle zu verkürzen, sei nur mit mehr Personal leistbar. Dann müsse über Gebührenerhöhungen gesprochen werden.
Welcher Rathausbereich ist für was zuständig?
Die Stadtreinigung säubert öffentliche Straßen, Wege und Plätze und übernimmt die Leerung der öffentlichen Abfallkörbe im Stadtgebiet. Die „schnelle Eingreiftruppe“ entferne unter anderem wilde Ablagerungen und unangemeldeten Sperrmüll. Bei der Stadtreinigung seien derzeit 130 Mitarbeiter beschäftigt. Davon seien 48 für die Innenstadt zuständig.
Die 250 Müllwerker und Fahrer der Abfallwirtschaft leeren die Behälter für Rest-, Bio- und Wertstoffmüll sowie Altpapier und holen angemeldeten Sperrmüll ab. An 2,5 Tagen in der Woche beseitige eine Kolonne wild abgelagerten Sperrmüll, der von Bürgern über den Mängelmelder der Stadt (mannheim.mängelmelder.de) gemeldet wurde.
Warum werden illegaler Müll teils nur auf Meldung abgeholt?
Die Abfallwirtschaft holt die über den Mängelmelder gemeldeten Sperrmüllablagerungen gezielt „innerhalb von zwei bis drei Tagen“ ab, betont die Verwaltung und erklärt: „Eine Ladung der häufig sehr großen und kleinteiligen illegalen Ablagerungen würde die Kolonnenkapazität überlasten und zu Verzögerungen bei der regelgerechten Sammlung führen.“ Die reguläre Sperrmüllsammlung sei mit den angemeldeten Aufträgen ausgelastet.
Wie kontrolliert die Stadt die Abfallverordnung?
Im Zuge der täglichen Streifengänge kontrolliert und ahndet der Ordnungsdienst Vergehen, sofern dies nach Rechtslage möglich ist, erklärt die Stadt. In der Praxis erweise sich dies als schwierig: „Sobald uniformierte Mitarbeitende in Sichtweite sind, verhalten sich die meisten Menschen jedoch erfahrungsgemäß regelkonform“, so die Verwaltung.
Ab 2024 will die Stadt Mülldetektive einsetzen. „Wichtig ist die gezielte Ansprache von Müllsündern und das Aufzeigen von Entsorgungsmöglichkeiten“, äußerte sich Stadträtin Andrea Safferling für die SPD-Fraktion. Die Mülldetektive könnten außerdem Bußgelder verhängen. Damit könne dem Müllproblem proaktiv durch Kontrolle und Präsenz in Schwerpunktvierteln begegnet werden.
Wie hoch sind die Bußgelder für Müllsünder?
Die Höhe der Bußgelder ist gestaffelt. Dabei orientiert sich die Stadt am Bußgeldkatalog Umwelt des Landes Baden-Württemberg. So kostet das Wegwerfen von Kleinstmüll – etwa Zigarettenkippen, Taschentücher, Fast-Food-Verpackungen oder Flaschen – 75 Euro. Für das achtlose Wegschmeißen von Kaugummi, Farbdosen, Styroporabfällen und flüssigen Abfällen wie Farbresten oder Spülmitteln fallen 100 Euro an. Wer die Hinterlassenschaften seines Hundes auf der Straße liegen lässt, bezahlt 100 bis 250 Euro. Für illegal entsorgten Haus- oder Sperrmüll werden 75 bis 2500 Euro fällig.
Was sagt OB Specht zum Thema „Sauberkeit verbessern“?
Nicht viel. „Der Bedarf nach mehr Sauberkeit ist aufgrund von vermehrten Verunreinigungen und Vandalismus in Mannheim stadtweit weiterhin hoch“, sagte Oberbürgermeister Christian Specht zwar in seiner Etat-Rede Anfang Oktober. Doch benennt er keine weiteren städtischen Maßnahmen, die eine Verbesserung bringen könnten.
Dafür hat er freiwillige Reinigungsaktionen und eine Sauberkeitskampagne angekündigt. 2024 soll zudem eine „Sauberkeitspatenschaft“ eingeführt werden. Das Engagement solle mit Gewinnen und Ehrungen durch die Stadt anerkannt werden. „Mit diesen Maßnahmen soll eine breite, ehrenamtliche Bewegung entstehen, der Sauberkeit am Herzen liegt und die andere bestärkt, es ihr gleichzutun“, so Specht.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-so-bekaempft-die-stadt-mannheim-wilden-muell-_arid,2138456.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Müll in Mannheim: Für die Tonne