Mannheim. Sauberkeit in Mannheim: Ein Thema, das bei Bürgerinnen und Bürgern immer wieder für Diskussionen sorgt. Neu entflammt sind diese nun in der westlichen Innenstadt, wo zwei Kinobetreiber auf das Problem von illegal abgelegtem Müll aufmerksam und mobil machen. „Die Verwahrlosung greift um sich“, sagt Erdmann Lange vom Kino Atlantis im Quadrat K 2 im Gespräch mit dieser Redaktion.
In dutzenden Mails samt Bildern hat er die Stadt mit dem Problem konfrontiert. Doch habe er das Gefühl, dass nichts unternommen und das Thema seitens der Stadt ignoriert werde. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen“, betont Lange. Peter Bär vom Cinema Quadrat in der Breiten Straße (K 1) schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich kann Herrn Langes Ausführungen nur zustimmen. Es ist ein permanentes Ärgernis. So kann es nicht weitergehen“, beschwert er sich.
Baugrube als Müllhalde
Lange befindet sich nach eigenen Angaben seit etwa einem Jahr im Austausch mit dem zuständigen Dezernat und der Abfallwirtschaft. Doch passiert sei bisher wenig. „In den letzten Jahren hat es sich erheblich gesteigert“, sagt der Kinobetreiber und meint damit die Anzahl der Müllberge, die sich rund um das Atlantis häufen. Von Haus- über Verpackungs- bis hin zu Sperrmüll sei alles vorhanden. Die Baugrube des ehemaligen Woolworth sei zur Müllhalde umfunktioniert worden. Er geht sogar so weit und sagt: „K 1 ist eine öffentliche Toilette.“ Beim Atlantis gehe es aufgrund der Situation teilweise so weit, dass die Mitarbeiter den Abfall wegräumen.
Für die Kinobesitzer sei das Müllaufkommen geschäftsschädigend, sagen sie. Bei den Gästen schwinde deswegen das Sicherheitsgefühl. Zwar werde der Müll abgeholt. Aber schon am nächsten Tag könne sich an selber Stelle wieder ein Müllhaufen bilden. Diese würden auch nur gezielt nach Beanstandungen abgeholt. Sollte sich ein paar Meter daneben weiterer wilder Müll befinden, bleibe dieser liegen. Auch komme es vor, dass die öffentlichen Abfalleimer geleert werden, der Müll, der sich daneben auf dem Boden befindet, aber zurückgelassen werde, schildert Lange die Zustände.
In seinen Augen reagiert die Stadt nur auf das Problem, anstatt proaktiv dagegen vorzugehen. „Man muss es schaffen, die Basics zu leisten, so dass erst keine Verwahrlosung entsteht“, fordert er. Lange und auch Bär wollen, dass die Stadt das Übel an der Wurzel anpackt. Und dass die Menschen, die für den Dreck verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Die Stadt habe mit der Abfallverordnung und daraus resultierenden Bußgeldern für Müllsünder die Möglichkeit dazu. Kontrolliert und angewendet würden diese Regeln aber nur selten bis gar nicht. „Sonst hätte es sich herumgesprochen“, sagt Bär.
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Außerdem müsse die Stadt dafür sorgen, dass das Problem ins Bewusstsein der Menschen rückt, bei denen, die es vielleicht nicht besser wissen. Lange wie auch Bär fordern Kampagnen. Bär könnte sich dazu einen Runden Tisch mit allen Beteiligten vorstellen. Einen von der Fraktion Freie Wähler/ Mannheimer Liste am Dienstag ins Spiel gebrachten Vorschlag auf Ordnungsschilder in deutscher und englischer Sprache mit Verbotshinweisen zum Wegwerfen von Müll sowie den Folgen geht Bär nicht weit genug. Er plädiert für eine aggressive, aber humorvolle Plakatkampagne, die auf das Problem aufmerksam macht. Auch müsse man Ordnungsdienst, Polizei und Abfallwirtschaft für das Thema sensibilisieren, sagt er.
Der Bürgerverein Innenstadt West kennt die Schilderungen der Kinobesitzer und kann diese bestätigen. „Scheinbar sehen sich weder die Mitarbeitenden der Stadtreinigung noch des KOD oder gar der Polizei dafür zuständig“, den Müll „zu melden oder seine Beseitigung zu kontrollieren“, bemängelt die Vorsitzende Jutta Schroth. Es gebe zwar die eine oder andere Verbesserung bei der Stadtreinigung und Abfallwirtschaft, die die Situation entschärfen könnte, sagt sie. „Leider ist es aber auch eine Frage der Haltung der Menschen, die ihren Müll einfach fallen oder liegen lassen, wo sie gehen und stehen.“
Stadt will zusätzliches Personal
Die Stadt ist sich dem Problem bewusst. Sie sei mit dem Kinobetreiber im Austausch, teilte die Stadt am Mittwochabend auf Anfrage mit. Neben der üblichen, regelmäßigen Reinigung überlege die Verwaltung, „zusätzliches Personal beim Fachbereich Sicherheit und Ordnung zu rekrutieren“, um die Sauberkeit gewährleisten zu können. Zudem verweist die Stadt auf die Abfallverordnung. In diesem Jahr seien bisher rund 170 Ordnungswidrigkeitsverfahren im Zusammenhang mit achtlos weggeworfenem Kleinstmüll oder abgelagertem Sperrmüll in die Wege geleitet worden.
Um die Bürger verstärkt auf das Problem aufmerksam zu machen „wurden bei bekannten Hotspots punktuell mehrsprachige Flyer zum Thema Abfallentsorgung verteilt“, heißt es von der Stadt weiter. Auch hätten Vor-Ort-Begehungen und direkte Anwohneransprachen stattgefunden. „Diese Aktionen sollen nach Möglichkeit ausgedehnt werden“, betont die Stadt. Auch habe der Fachbereich Sicherheit und Ordnung in der Vergangenheit – vor allem nachts – versucht, die Verursacher direkt vor Ort anzutreffen. „Diese Versuche blieben leider erfolglos.
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