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Queeres Rainbow Hub eröffnet auf der Buga in Mannheim: "Wir sind keine Randgruppe"

Ein Ex-Porno-Sternchen, das vielen ein Begriff sein dürfte, ein "Liebesakt mit der Erde" - und ein Wunsch der queeren Community: Alles gibt es bald vereint in Deutschlands erstem "Rainbow Hub" auf einer Bundesgartenschau

Von 
Lea Seethaler
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Der Modellentwurf für den Buga-Pavillon „Rainbow Hub“. © Queeres Zentrum Mannheim

Mannheim. Liebe soll überall sein. Also auch auf der Buga. Das ist finden Vertreter der queeren Community der Region. Sie haben daher einen „Rainbow Hub“, einen queeren Event- und Begegnungsort, organisiert. Mit ihm hat die Community „erstmals auf einer Buga ihren eigenen Ort des Geschehens“, teilt das Queere Zentrum (QZM) mit.

„Wir wollen sichtbar sein. Denn wir sind Teil der Gesellschaft und möchten die Gelegenheit nutzen, um queere Vielfalt mit verschiedenstem Programm zu beleuchten“, so das Orga-Team. „Queere Menschen, quer durchs queere Alphabet, sind keine Randgruppe der Gesellschaft, wir sind hier, mittendrin und möchten Verbindungen schaffen.“

Queere Mitstreiter gesucht

Menschen, Gruppen, Vereine und Organisationen sind deshalb nun gefragt, die Vielfalt queerer Kultur auf die Buga zu bringen, heißt es von der Koordinierungsstelle Queer Hub. So soll durch das vielfältige Programm nicht nur „Sichtbarkeit“ sondern auch „Vernetzung“ entstehen. Wer sich am Rainbow Hub mit einer Veranstaltungsidee beteiligen möchte, kann sich mit einer E-Mail an die Adresse buga@qzm-rn.de melden, rufen die Organisatoren auf.

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Denn ob Vortrag, Lesung, Tanz, Performance, Musik, Workshop, Ausstellung oder anderes, es soll gezeigt werden, „wie vielfältig Menschen, Liebe, Identitäten und umweltspezifische Ansätze" sein können. Dabei seien „queere Lösungsansätze zu zukunftsrelevanten Fragestellungen“ und Alternativen sich mit der Natur in Verbindung zu setzen, Teil des Programms.

Sexpositivität trifft Pflanzen

Und so färbt der Rainbow Hub mit seinem ausgefallenen Programmpunkt „The Earth as Lover (Deutsch: "Die Erde als Liebhaber“) bereits im Voraus die Buga bunt ein. Denn die beiden verheirateten US-Künstlerinnen Annie Sprinkle und Beth Stephens sind geladen, um diese Performance zu zeigen. Die beiden werden der sexpositiven, also der sex-bejahenden feministischen Bewegung zugerechnet. Diese tabuisiert und mystifiziert Sex und besonders den weiblichen Körper nicht, sondern beschäftigt sich in positiver Art mit ihm.

Das auch immer auf eine Art und Weise, die für Aufmerksamkeit sorgt: Annie Sprinkle etwa, selbst Ex-Porno-Queen, feministische Sex-Aufklärerin und Performerin in einem, ließ seit den 70er Jahren mit Licht und Lupe Männer und Frauen zwischen ihre Schenkel bis tief in die Gebärmutter hinein blicken und gab zusätzlich Tipps für gesundheitlich unbedenklichen Sex. Ungewöhnlich, grenzwertig und spektakulär waren ihre Shows. Mit ihrer „EcoSex Walking Tour Performance“ zeigen die beiden Künstlerinnen nun in Mannheim Möglichkeiten, in einen Liebesakt mit der Erde zu treten, so das QZM.

Infos und weitere Programmpunkte

  • Für die Buga 23 werden eigene Spaziergänge, sogenannte Walks, über das Gelände der Buga unter künstlerischer Leitung von Annie Sprinkle, Beth Stephens und dem Mitwirken von regionalen Kunstschaffenden entwickelt und durchgeführt, teilt das QZM mit.
  • Die Walks finden vom 16. bis zum 23. August statt und starten und enden im Rainbow Hub. Außerdem wird ein Performance- und Filmabend auf der Seebühne stattfinden.
  • Da man mit der Performance „The Earth as Lover“ auch die Menschen erreichen wolle, „die nicht zur Buga 23 gehen wollen oder können“, wird es auch einen kostenfreien Abend mit Annie Sprinkle, Beth Stephens und den regionalen Kunstschaffenden auf einem städtischen Platz geben, heißt es vom QZM. Hierzu folgen in Kürze nähere Infos.
  • Zudem findet am 7. Mai, am „International Family Equality Day“, ein Event statt, bei dem Regenbogenfamilien zum Picknick in den Luisenpark eingeladen werden. Im Rahmen der Buga gibt es dabei zudem erstmals ein Programm auf der Seebühne. Dort findet die Abschlussveranstaltung der Regenbogenfamilienkonferenz mit einem anschließenden Familienkonzert statt, so das QZM. 

 

Mutter Natur oder Geliebte Natur?

In einen Liebesakt mit der Erde treten? Wie soll das denn bitte funktionieren? Sprinkle und Stephens jedenfalls wollen es vormachen und den Mannheimerinnen und Mannheimern näherbringen - passenderweise im Pflanzenparadies Buga. Die gezeigte Performance ist dabei Weiterentwicklung der Grundgedanken der Künstlerinnen mit queeren Künstlern aus der Quadratestadt.

Genauer soll die Arbeit der Kunstschaffenden „in anderen den Wunsch wecken, die Erde zu lieben, zu schätzen und zu ehren als wäre sie ihre Geliebte anstatt von der Erde zu erwarten, dass sie sie wie eine Mutter versorgt“, beschreibt das QZM in der Ankündigung. Aus der häufig bemühten „Mutter Erde“ wird hier die „Geliebte Erde“ - die Liebe und Schutz verdient. „The Earth as Lover“ stellt zudem zentrale Fragen nach der Verortung der Einzelnen in der Welt. Etwa: Wie stehe ich in der Welt? Wie stehe ich mit meiner Umwelt in Verbindung? Wie wirkt die Welt auf mich?

Auch Buga Koblenz war „Pride“

Das Programm steht also, und der Rainbow Hub wohl auch bald. Dessen erste animierte Modell-Entwürfe mit bunten Bändern können sich sehen lassen: Sie wirken sehr einladend und offen und passen so zu der Agenda der Gestalter.

Und auch wenn laut QZM der Hub der erste stationäre Auftritt der queeren Community auf einer Buga ist, so ist die Idee von „Queering the Buga“ nicht ganz neu. Denn im Jahr 2011 etwa hatte die Buga Koblenz unter dem Programmpunkt „Buga Pride! Blumen der Vielfalt - Schwule und Lesben auf der Buga“ mit einem eigenen Programmpunkt zum Thema geladen.

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Mehr Infos gibt es im Internet unter www.qzm-rn.de/buga

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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