Stadtplanung - Soziales Leben in Käfertal-Süd und dem Neubaugebiet wird Mannheimer Gastbeitrag zur internationalen Bauausstellung in Heidelberg / Forderung nach einer Sporthalle

Projekt auf Spinelli wird Teil der internationalen Bauausstellung in Heidelberg

Von 
Peter W. Ragge
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Links die Türme der beiden Kirchen von Käfertal-Süd, erst Philippus und dann St. Hildegard, sowie dazwischen der TV Käfertal, rechts ein Teil der neu entstehenden Bebauung am Nordrand von Spinelli, fotografiert vom Buga-Gelände aus. © Michael Ruffler

Mannheim. Sie geraten „plötzlich von einer Randlage in den Mittelpunkt“, so formuliert es Richard Link, Pastoralreferent der katholischen Kirche: „Und das wollen wir aktiv mitgestalten!“ Wie die Bewohner von Käfertal-Süd und dem neuen Baugebiet auf Spinelli zusammenwachsen, wird weltweit von Architekten stark beachtet. Es ist als Mannheimer Gastprojekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg mit dem Titel „Spinelli FreiRaumLab“ vom 29. April bis Ende Juni Teil der großen Abschlusspräsentation.

Käfertal erlebt gerade ein enorm rasantes Wachstum der Einwohnerzahl auf prognostiziert fast 30 000 – so stark wie kein anderer Stadtbezirk. Das liegt nicht nur am Neubaugebiet Franklin. Auch am Nordrand der früheren Spinelli-Kaserne, die ja überwiegend der Bundesgartenschau und dem Grünzug Nordost dient, drehen sich ein Dutzend Kräne, werden blitzschnell zahlreiche mehrgeschossige Wohnhäuser hochgezogen. Im ersten Bauabschnitt, bis zum Beginn der Bundesgartenschau, ziehen 500 bis 600 Leute hierher, nach 2023 gehen die Bauarbeiten weiter. Am Ende sollen es 4000 neue Bewohner sein.

Mehrere Veranstaltungen in Mannheim und Heidelberg

Direkt angrenzend ist das bisherige Wohngebiet Käfertal-Süd, in den 1930er Jahren entstanden und vom Ortskern durch die stark befahrene B 38 abgetrennt – eine absolute Randlage. Läden gibt es so gut wie nicht, aber eine katholische und eine evangelische Kirche (St. Hildegard und Philippus), einen großen Sportverein, den TV Käfertal, das Joseph-Bauer-Haus (Pflegeheim) und das Franz-Völker-Haus (Betreutes Wohnen) der Caritas, eine Bezirkssport- und eine Grünanlage. Das alles liegt genau dort, wo auch neue Einrichtungen für das Neubaugebiet entstehen sollen: die Grundschule, eine Kindertagesstätte, ein Jugendzentrum und der sogenannte Quartiersplatz mit Einzelhandel.

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„Wir wollen zeigen, wie das alles zusammenwächst, wie da ein neues Quartier entsteht“, erklärt Jens Weisener, für das Thema verantwortlicher Architekt im Fachbereich Stadtplanung, im Bezirksbeirat Käfertal die Idee. Heidelberg habe Mannheim eingeladen, sich mit drei Gastprojekten an der Internationalen Bauausstellung zu beteiligen, „die zeigen soll, wie die Gesellschaft mit öffentlichen Räumen umgeht und welche neuen Ideen es gibt, sie attraktiv zu gestalten“. Neben den Plänen für eine neue Stadtbibliothek auf N 2 und der Sanierung der Multihalle habe man das Konzept „FreiRaumLab“ auf Spinelli eingereicht, wozu es nun von Ende April bis Juli mehrere Veranstaltungen in Heidelberg und Mannheim geben werde.

Berliner Forscherin begleitet das Projekt

Ziel des Projekts sei, „bestehende und neue Nachbarschaften von Anfang an zusammenzubringen“ und „neue Wege der Zusammenarbeit zu gehen“, so Weisener. Überregional wolle man das präsentieren als „Beispiel, wie man in neuen Quartieren Netzwerke und soziale Zentren schafft“, so der Stadtplaner. Spinelli solle dafür zum „beispielhaften Ort werden“, sagte Jens Weisener.

Dabei gehe es um die gemeinschaftliche Nutzung bestehender und neuer Räume. Schließlich gruppierten sich beide Kirchen, das Pflegeheim, die Sportstätten, aber auch die neu geplanten Einrichtungen alle recht zentral um die Mitte zwischen alter Wohnbebauung und neuen Gebäuden. Das alles könne man „bündeln“, so Weisener „und ein Cluster bilden“. Begleitet wird das Projekt von der Berliner Stadtforscherin Sally Below.

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Um die jetzigen und künftigen Bewohner früh miteinander bekannt zu machen, sind schon dieses Jahr Veranstaltungen geplant – „Urlaub im Käfertal“ lautet etwa der Arbeitstitel einer Open-Air-Ausstellung, gemeinschaftliche Aktionen und Sport sind ebenso vorgesehen wie eine Entdeckungstour in Käfertal für neu Zugezogene oder ökumenische Veranstaltungen. Gerne werde man mit all dem auch an die in Käfertal ohnehin im zweiten Halbjahr geplanten Aktivitäten zum Jubiläum „125 Jahre Eingemeindung“ dann „andocken“, sagte Weisener.

„Die Kirchen wollen das Miteinander gerne mitgestalten“, sagte jedenfalls Richard Link auch im Namen der evangelischen Glaubensbrüder: „Wir freuen uns, Teil des Projekts zu sein“, erklärte er. Schon bislang arbeiteten St. Hildegard und Philippus ökumenisch eng zusammen, das wolle man fortsetzen, ausbauen und mit anderen, neuen Akteuren in dem Viertel kooperieren.

Vollversorger mit 1000 Quadratmetern soll kommen

„Das ist eine Riesenchance für uns“, erklärte auch Vorsitzender Jörg Trinemeier für den TV Käfertal. Der Verein arbeite bisher schon mit dem Joseph-Bauer-Haus zusammen und biete Sport für dessen Bewohner an. „Wir haben klar die Bereitschaft, uns da einzubringen – Sport kann eine Brücke sein, neu zuziehende Menschen zu integrieren“, erklärte Trinemeier. Allerdings benötige man dazu Platz. Das setze voraus, dass der Verein weiter existieren könne – kürzlich war dem TV Käfertal ja mal plötzlich der Abriss seines Gebäudes avisiert worden, was die Stadt dann als „Missverständnis“ zurücknahm.

Zudem habe man bisher schon für einige Sportangebote eine lange Warteliste, weil die eigene Turnhalle zu klein sei. Der Neubau der Sporthalle neben der Grundschule, von der Stadt gerade wieder infrage gestellt, sei daher „eine absolute Notwendigkeit“, so Trinemeier. „Die ist existenziell wichtig für einen Stadtteil, der mit dem Rott zusammen über 10 000 Einwohner haben wird“, mahnte auch Bezirksbeirat Michael Mayer (CDU). Ein Grundstück dafür sei freigehalten und die Planung bestehe, antwortete Weisener – der Rest sei Entscheidung der Politik.

Auch Räume für Einzelhandel, wonach Bezirksbeirätin Rotraud Schmid (Linke) fragte, seien vorgesehen – ein Vollversorger mit 1000 Quadratmetern. „Wir haben aber keinen Einfluss, wer sich da ansiedelt, doch Interessenten gibt es“, sagte Weisener. Für den Jugendtreff habe man Platz in einem Geschäftshaus „vertraglich gesichert“.

Redaktion Chefreporter

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