Bundesgartenschau

Stahlteile für elf Meter hohen Panoramasteg in Mannheim eingetroffen

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Peter W. Ragge
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Das Herzstück, das die Hauptlast tragen muss: Auf diesem 20 Tonnen schwere Bauteil des neuen Panoramastegs, das zuerst abgeladen wurde, ruht später das Gewicht der gesamten Konstruktion. © Michael Ruffler

Mannheim. Es sind nur ein paar lange Stücke Stahl, die eher völlig unscheinbar wirken. Aber für Farsad Tawakol, sind sie mehr, viel mehr. „Ein Meilenstein – es geht vorwärts“, freut sich der Projektleiter Tief- und Ingenieurbau der Bundesgartenschau, als sie ankommen. Denn damit gehen nun die Arbeiten für den Panoramasteg zwischen dem Spinelli-Gelände und der Au, der im September fertig sein soll, in die Endphase.

Stütze und Widerlager sind schon seit Herbst betoniert. Der 81 Meter lange Steg, auf den vom Spinelli-Areal eine 115 Meter lange Erdrampe führt, wird 43 Meter freitragend über das Augewässer ragen. Er besteht aus Cortenstahl – eine spezielle Legierung, die besonders unempfindlich und wetterfest ist, aber zunächst nicht geliefert werden konnte.

Stahl aus Finnland

„Es war lange nicht sicher, ob wir das Material bekommen“, so Stefan Kotter, Projektmanager der Stahlbau-Firma Schorisch Magis GmbH aus Karstädt. Zwischen Weihnachten und Neujahr wurde der Spezialstahl dann doch in einem Unternehmen in Finnland gewalzt, über das Meer nach Warnemünde und dann zu der Firma in Brandenburg gebracht, die den Steg herstellt.

Brücken, Schleusen, Schiffshebewerke – darauf ist die über 100 Jahre alte Firma sonst spezialisiert. Da sei der Panoramasteg „schon etwas Besonderes“, sagt Projektmanager Kotter. Das liege am Material und am Design. Es handele sich um eine ungewöhnlich filigrane Konstruktion. „Da hat sich ein Designer schwer verkünstelt, das ist ein Unikat, ein Kunstwerk“, verweist Kotter auf die 200 Geländerpfosten, „von denen keiner genau so aussieht wie der andere“. Aber auch die Montage sei ungewöhnlich: „Das ist die anspruchsvollste Schweißkonstruktion, die ich in den letzten 30 Jahren gemacht habe“, so der ursprünglich aus Speyer stammende Ingenieur.

In der Firma in Brandenburg wurde aus dem finnischen Stahl der insgesamt 250 Tonnen schwere Steg vorproduziert. Laut Kotter besteht er aus 23 Einzelteilen. „Da stecken 600 bis 800 Stunden Arbeit drin – in einem Teil“, verdeutlicht der Projektmanager. Per Schwertransport kommen sie nun nach und nach zum Aubuckel nach Mannheim.

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Erste Bauteile des Panoramastegs am Mannheimer Aubuckel eingtroffen

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Das sind rund 600 Kilometer. „Ich bin neun Stunden gefahren – mit Pausen natürlich“, sagt Anna Kusek, die einen der drei ersten Schwertransporte mit dem mehr als 18 Meter langen Spezial-Sattelauflieger gesteuert hat. Eigentlich ist sie Chemielaborantin, aber schon seit 13 Jahren sitzt sie am Steuer solch tonnenschwerer Gefährte. „Perfekt, super, macht viel Spaß“, strahlt sie, nachdem die schwere Last von ihrem Sattelschlepper gehievt ist.

Das übernimmt Uwe Trobisch mit seinem Kranwagen, der 100 Tonnen anheben kann. „Ganz normal – wenn man so etwas seit 22 Jahren macht“ findet er es, die tonnenschweren, an Ketten hängenden Stahlteile an den Haken zu nehmen und vom Sattelauflieger zu heben.

20, 18 und zwölf Tonnen wiegen die ersten drei Segmente des Panoramastegs, die nun angeliefert worden sind. „Mit dabei ist das Herzstück“, deutet Stefan Kotter auf das 20 Tonnen schwere Bauteil, „das die Hauptlast tragen muss“. Direkt am Fundament montiert, ruhe auf diesem das Gewicht der gesamten Konstruktion: „Es ist das am meisten beanspruchte Teil“, erklärt er.

Doch bis es auf das Betonfundament gehoben wird, vergehen noch viele Wochen. Zunächst werden die 23 einzelnen Elemente auf einem eigens mit Schotter verdichteten Platz des Spinelli-Geländes abgeladen, dort weiter bearbeitet und zu größeren Segmenten verschweißt. Wenn die Spezialisten sie auf Fundament und Widerlager positionieren, muss für ein Wochenende die Straße Am Aubuckel gesperrt werden.

Straßensperrung im Juni

Dabei kommt ein großer, 600 Tonnen schwerer Raupenbagger zum Einsatz. Er muss sogar zunächst einmal auf dem Spinelli-Gelände montiert werden, so groß ist er – erst dann kann er die riesigen Teile an die endgültige Position heben. Das ist vermutlich für Ende Juni geplant und dann der nächste Meilenstein, auf den sich Farsad Tawakol freut.

Während der Bundesgartenschau haben die Besucher von dem Steg aus elf Metern Höhe einen hervorragenden Überblick über das Spinelli-Gelände sowie die Feudenheimer Au, aber auch bis in die Innenstadt und nach Feudenheim. Nach der Bundesgartenschau dient der drei Millionen Euro teure Bau als Fußgängerbrücke vom Spinelli-Park über die Straße Am Aubuckel.

Redaktion Chefreporter

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