Mannheim. Kurz nach 16 Uhr erscheint zunächst nur Diana Pretzell. Die Mannheimer Umweltbürgermeisterin bittet um Nachsicht, dass die Sitzung leider erst in fünf Minuten beginnen könne. Grund seien „Verzögerungen bei den Testungen“ - offenbar war nicht allen Ausschussmitgliedern klar, unverändert einen negativen Schnelltest vorlegen zu müssen. Davon zeigte sich jüngst auch Ralf Eisenhauer überrascht. An diesem Dienstag ist der Baubürgermeister indes gar nicht gekommen: Ihr Kollege sei in Quarantäne und daher nur per Video zugeschaltet, sagt Pretzell.
So hat die Dezernentin die gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik sowie des Betriebsausschusses Technische Betriebe (die Kürzel AUT und BTB klingen leider auch nicht besser) allein zu bewältigen, zur Verstärkung aber viel Sachverstand aus der Verwaltung dabei. Es geht um ein Projekt - darin sind sich in der folgenden eineinhalbstündigen Diskussion alle einig -, für das es nun höchste Zeit wird: eine bessere Verkehrsanbindung des neuen Franklin-Stadtteils.
Auf dem 144 Hektar großen (das entspricht ungefähr der Innenstadt) früheren US-Militärgelände sollen einmal bis zu 10 000 Menschen leben. Rund 4500 wohnen bereits dort. „Die fragen einen immer“, warum es dort nicht schneller vorangehe, berichtet SPD-Stadtrat Reinhold Götz. Die nun geplanten Schritte wurden grundsätzlich schon vor mehr als zwei Jahren beschlossen, jetzt geht es um die Genehmigung der Baumaßnahmen. Am Ende gibt es einstimmig grünes Licht. Aber nur, weil ein Punkt ausgeklammert wird: Was die Kreuzung Waldstraße/Wasserwerkstraße angeht, die besonders für Schulkinder als gefährlich gilt, gibt es noch großen Klärungsbedarf.
Zugang nur über zwei Kreuzungen
Das grundsätzliche Problem bei Franklin sei, so die Fachleute aus der Verwaltung, dass es für Autos nur zwei Zugangsmöglichkeiten gebe: jene Kreuzung von Westen her sowie den derzeitigen Kreisverkehr am Platz der Freundschaft von Osten her. Beide sollen daher ausgebaut sowie mit erforderlichen Ampeln ausgestattet werden. Nadelöhre dürften sie gleichwohl bleiben. Auch die dazwischen liegenden Straßen werden runderneuert. Dabei wird die Bensheimer Straße zur Fahrradstraße und die Birkenauer Straße in den dann von Spinelli herführenden Radschnellweg Mannheim/Heidelberg integriert.
An vielen bisher asphaltierten Stellen sind Grünflächen und Bäume geplant. Die geschätzten Gesamtkosten liegen bei 18,6 Millionen Euro. Rund sieben Millionen will die Stadt an Fördermitteln von Bund und Land eintreiben. Baugebinn soll im August sein, die schrittweise Fertigstellung ist bis Dezember 2024 geplant.
All das stößt auf allgemeine Zustimmung. Aber eben nur, weil auf Vorschlag von Christopher Probst (Mannheimer Liste) die Kreuzung Waldstraße/Wasserwerkstraße aus dem Gesamtpaket herausgenommen und nochmal gesondert auf weitere Verbesserungsmöglichkeiten geprüft wird. Zuletzt gab es massive Kritik von Eltern und aus dem Bezirksbeirat, vor allem wegen zu schnell fahrender und Rotlicht ignorierender Autofahrer sei es hier für Kinder auf dem Schulweg viel zu gefährlich.
Verkehrsinsel auf Kreuzung wird kritisch gesehen
Mittlerweile habe das Ordnungsamt dort einen mobilen Blitzer aufgestellt, der flexibel in beide Richtungen gedreht werden könne, berichtet Harald Born, Abteilungsleiter Verkehrssicherheit. Das sei effektiver als ein fest installiertes Radargerät, vor dem dann einfach immer schnell abgebremst und danach wieder Gas gegeben werde. In der Sitzung wird indes auch der Wunsch nach einem Rotlicht-Blitzer laut.
Sehr kritisch sehen einige Fraktionen vor allem Verkehrsinseln auf der Kreuzung, auf denen Fußgänger und Radfahrer bei Rot stehenbleiben sollen. So befürchtet die Linke Hanna Böhm, „dass Kinder aus Angst, zur spät zur Schule zu kommen, dann trotzdem rüberrennen“. Vertreter der Verwaltung versichern jedoch, die Grünphasen würden ausreichen, um von einer Straßenseite zur anderen zu kommen. Und vor Inseln neigten Autofahrer eher dazu, ihr Tempo zu drosseln. Für solche, die bei „Dunkelgelb“ noch fahren, regt Volker Beisel von der FDP einen längeren zeitlichen Puffer vor der Grünphase für Fußgänger an.
Nun soll dieser Teilbereich überarbeitet und den Ausschüssen wieder vorgelegt werden. Doch ob sich das Problem am Ende zum allgemeinen Wohlgefallen lösen lässt, scheint zumindest zweifelhaft.
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