Mannheim. Im Sportausschuss des Mannheimer Gemeinderats ist am Donnerstag über das Gutachten zum Carl-Benz-Stadion diskutiert worden. Dabei wurde deutlich, wie sehr das Thema nicht nur den Fans des SV Waldhof, sondern auch der Politik am Herzen liegt. Am Ende waren sich alle einig, dass die veranschlagten rund acht Millionen Euro für die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen zur Lizenzerteilung für die Saison 2023/24 investiert werden sollten. Darüber hinaus sollen mögliche Standorte für einen Stadionneubau ergebnisoffen geprüft werden. Damit wurden entsprechende Anträge von den Gemeinderatsfraktionen der SPD, der CDU und der Freien Wähler/Mannheimer Liste (ML) aufgenommen. Dabei behalten die Fraktionen vor allem das Spiegelgelände und das Bösfeld im Auge.
Alles was aktuell im Argen liegt, wäre erneuert.
Nach der Begrüßung durch Sportbürgermeister und Waldhof-Fan Ralf Eisenhauer (SPD) stellte der Leiter des Fachbereichs Sport und Freizeit, Uwe Kaliske, das Gutachten vor. „Wir müssen Dinge machen, die ein Objekt, das 30 Jahre ist, mit sich bringt“, so Kaliske zu den weiteren Baumaßnahmen, die für einen langfristigen Drittliga-Spielbetrieb im Carl-Benz-Stadion nötig wären. Doch „alles was aktuell im Argen liegt, wäre erneuert“, so Kaliske.
"Wir sind nicht Bayern München"
Eine Sanierung des Stadions würde laut Kaliske rund vier Jahre in Anspruch nehmen. Denn die meisten Maßnahmen seien nur in der spielfreien Zeit umsetzbar. Nur ein Drittel der Ertüchtigungen wären unter der Saison machbar. Kaliske betonte, wie nötig eine Sanierung mit den Mindestanforderungen für die 3. Liga wäre, auch vor dem Hintergrund, dass es zwischen fünf und sieben Jahre dauern könnte, bis in einem neuen Stadion gespielt werden kann. Bis dahin müsse der Spielbetrieb im aktuellen Stadion aufrecht erhalten werden. Neben den hohen Kosten ist auch der Lärmschutz ein großes Problem. Denn nach 20.15 Uhr dürfen bis auf wenige Ausnahmen keine Partien im Carl-Benz-Stadion beginnen. Das Problem könnte sich auch am neuen Standort ergeben. Ein Lösungsvorschlag laut Kaliske wäre, die Deutsche Fußball Liga (DFL) um eine Ausnahme bei den Anstoßzeiten zu bitten.
Zahlen des Gutachtens
- Für den kurzfristigen Spielbetrieb in der 3. Liga sind für die Saison 2023/24 mehrere Sofortmaßnahmen am Carl-Benz-Stadion notwendig, damit die Lizenzbedingungen der Deutschen Fußball-Liga erfüllt werden. Die Kostenschätzung beträgt rund acht Millionen Euro. Dazu gehört ein neues Stromnetz, eine verbesserte Flutlichtanlage, eine Vergrößerung des Spielfeldes und neue Rollstuhlfahrer-Plätze.
- Für den langfristigen Spielbetrieb wären weitere Investitionen von mindestens rund 14 Millionen Euro nötig. Hier geht es beispielsweise um Sanierungen an den Zugängen oder des Wasserversorgungssystems.
- Für die 2. Liga müssten rund 49 Millionen Euro investiert werden, beispielsweise in eine größere Arbeitsinfrastruktur für Medienvertreter. Außerdem müsste das Stadionumfeld ertüchtigt werden.
- Für die 1. Liga gibt es weitere Vorgaben, so dass insgesamt rund 61 Millionen Euro investiert werden müssten.
ML-Stadtrat Holger Schmid, der mit seiner Fraktion einen Neubau auf dem Spiegelgelände favorisiert, ist sich bei der Problematik sicher: „Die DFL wird mit Verlaub keine Rücksicht auf Mannheimer Befindlichkeiten nehmen. Wir sind nicht Bayern München. Selbst bei denen würden sie es nicht tun.“ Ansonsten bemängelt er in Bezug auf eine Sanierung des Stadions, dass der Status quo nicht verändert werde. Besonders die Anreise der Fans und somit die Sicherheitslage würde sich nicht verbessern. Ihm sei außerdem folgende Idee gekommen: „Wie wäre es, wenn der SV Waldhof das ganze jetzt schon in die Hand nehmen würde mit der Perspektive eines Neubaus? Das könnte uns vielleicht jetzt schon günstiger kommen.“
Für die SPD ist laut Stefan Höß ein Invest von acht Millionen Euro für die Sofortmaßnahmen tragbar. Weitere Investitionen müsste man weiter betrachten und sollten in Erwägung gezogen werden. Gleichzeitig spricht sich die SPD in ihrem Antrag aber auch dafür aus, die Standorte Spiegelgelände sowie das Gelände des Parkplatzes am Maimarkt im Bösfeld zu prüfen. Auch die CDU präferiert ein neues Stadion. „Wenn wir 60 Millionen in die Hand nehmen, der Waldhof schafft es in die 1. Liga, aber kann dann nicht erfolgreich wirtschaften, weil die Rahmenbedingungen nicht geschaffen wurden im Stadion, dann ist es eine Fehlinvestition. Das wäre sträflich“, sagt Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz. Ebenso ist die FDP für einen Neubau: „Die Suche nach einem Platz für ein neues Stadion halte ich für sinnvoll“, sagt Kathrin Köbel, auch wenn sie bedenken ob der hohen Kosten hat. In die gleiche Kerbe schlägt Rüdiger Ernst von der AfD: „Andere Standorte sollten ergebnisoffen geprüft werden. Der jetzige Standort hat Nachteile und ist in vielerlei Hinsicht unbeliebt.“
Der Erhalt des jetzigen Stadions steht für die Fraktion im Fokus.
Alternativen stadtweit prüfen
Nina Wellenreuther von den Grünen spricht sich dagegen klar für eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions aus: „Der Erhalt des jetzigen Stadions steht für die Fraktion im Fokus der Überlegungen.“ Dies geschehe auch aus Nachhaltigkeitsgründen. Wellenreuther fordert außerdem, den Verein in die Planungen zu berücksichtigen.
Sportbürgermeister Eisenhauer will nun alternative Standorte stadtweit prüfen lassen. „Das ist wichtig für eine Entscheidungsgrundlage.“ Eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions ist damit aber noch nicht vom Tisch. Nach der Sommerpause soll weiter diskutiert werden. Ob die Standortanalyse bis zum nächsten Termin des Sportausschusses am 21. September bereits fertiggestellt ist, war zunächst unsicher.
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