Mannheim. Der Spruch „Wenn man nicht weiter weiß, gründet man ’nen Arbeitskreis“ mag abgedroschen sein. Aber Beifall bekommt man für diese Form der versuchten Problem-Lösung auch heute kaum. Bei Peter Kurz ist das am Dienstag im Hauptausschuss anders. Als der Oberbürgermeister berichtet, sich mit Waldhof-Präsident Bernd Beetz auf eine gemeinsame Arbeitsgruppe zur Stadion-Frage verständigt zu haben, erhält er fraktionsübergreifend nur Lob.
Laut Kurz soll zum einen geprüft werden, inwiefern der Bau eines neuen Stadions an einem anderen Ort in Mannheim möglich wäre. Zum anderen gehe es darum, ob nicht das Carl-Benz-Stadion trotz hohen Sanierungsbedarfs dauerhaft tauglich für höherklassigen Fußball gemacht werden könne. Ob das die Stadt nicht bereits mit ihren Gutachten untersucht habe, fragt Grünen-Fraktionschefin Nina Wellenreuther. Neu sei, antwortet Kurz, dass man dieser Frage nun gemeinsam mit dem SV Waldhof nachgehe.
Auch Beetz-Geld fürs alte Stadion?
Der Oberbürgermeister berichtet auch, bei Beetz gebe es die Bereitschaft „für ein privatwirtschaftliches Engagement“. Das habe man aber vorerst nicht weiter vertieft. Achim Weizel, Fraktionschef der Mannheimer Liste, wundert sich, bislang habe der Mäzen doch nur für einen Neubau Geld geben wollen. Dazu sagt Kurz, Beetz habe erklärt, sich nur auf Anfrage hin zur Investition in ein neues Stadion bereiterklärt zu haben. Auch die kolportierte Größenordnung stamme nicht von ihm.
Eine Summe von 60 Millionen nannte dem „MM“ im Februar SVW-Geschäftsführer Markus Kompp, der sich mit Beetz in der Regel eng abstimmt. Konkret gefragt, ob er auch eine Modernisierung des Carl-Benz-Stadions mitfinanzieren würde, teilte der Mäzen im März mit: „Wir sind Mieter mit einer überschaubaren Mietzeit. In dieser Rolle schließe ich verständlicherweise Investitionen über die bisherigen aus.“ Der Nutzungsvertrag läuft in einem Jahr aus.
Hoher Investitionsbedarf
- Das Carl-Benz-Stadion wurde im Februar 1994 in Betrieb genommen. Mittlerweile beträgt das offizielle Fassungsvermögen 24 302 Zuschauer.
- Das Stadion gehört der Stadt, der SV Waldhof hat es gemietet.
- 2019 richtete die Spielbetriebsgesellschaft darin auch ihre Geschäftsstelle ein und baute einen VIP-Turm aus Containern.
- Nach dem Drittliga-Aufstieg 2019 investierte die Stadt insgesamt 3,6 Millionen Euro ins Stadion, unter anderem für einen neuen Rasen, Rasenheizung, Akustik und Licht.
- Anfang Juni hat ein Gutachten ergeben, dass unabhängig von der Spielklasse kurzfristig dringend sieben Millionen Euro ins Carl-Benz-Stadion fließen müssen.
- Beim Verbleib in der 3. Liga wären weitere 22 Millionen erforderlich, 49 Millionen beim angestrebten Aufstieg in die 2. Liga und 61 Millionen in der 1. Liga.
- Die Gutachten sind im städtischen Informationssystem online unter folgendem Link zu finden: buergerinfo.mannheim.de. sma
Unabhängig von der Zukunft des Carl-Benz-Stadions muss die Stadt jetzt erneut kurzfristig Geld hineinstecken. Der Hauptausschuss billigt einhellig Investitionen von rund sieben Millionen Euro, die etwa in die Stromversorgung, die Flutlichtanlage sowie neue Plätze mit Toiletten für Rollstuhlfahrer fließen sollen. Außerdem gibt es geänderte Vorgaben des Deutschen Fußball-Bundes für die 3. Liga, die nun eine Vergrößerung des Spielfelds (von 117,5 auf 120 Meter Länge und von 79 auf 80 Meter Breite) erfordern. Auch die Auslaufbereiche rund um den Rasen müssen angepasst werden.
Der Beginn der Arbeiten ist für das vierte Quartal vorgesehen. Das Meiste soll bis Juni 2023 fertig sein, nur die Arbeiten an der Stromversorgung (bis 2024) und dem Rollstuhlfahrer-Bereich (bis 2025) werden schon jetzt absehbar länger dauern.
Die sieben Millionen Euro werden über Mittel zwischenfinanziert, die eigentlich für das neue Kombibad im Herzogenried vorgesehen sind. Gleichwohl werde an diesem Projekt wie geplant festgehalten, versichert Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer auf Nachfrage von Li.PAR.Tie-Fraktionschef Dennis Ulas. Dessen CDU-Kollege Claudius Kranz kritisiert, dass die Stadt beim Stadion erst jetzt reagiere, obwohl die Probleme speziell mit dem Strom vom Verein schon seit mehr als einem Jahr vorgebracht würden. Dazu betont Eisenhauer, man habe stets einen ordnungsgemäßen und sicheren Spielbetrieb gewährleistet.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-arbeitsgruppe-soll-erhalt-oder-bau-eines-neuen-waldhof-stadions-pruefen-_arid,1975380.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,12.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,12.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Waldhof-Stadion: Jetzt reden Stadt und Verein endlich