SV Waldhof - Die Stadt will die Heimspielstätte des SV Waldhof trotz hoher Sanierungskosten erhalten, die Vereinsbosse beharren auf einem Neubau an einem anderen Standort

Sanierung oder Neubau? Klare Fronten beim Ortstermin im Mannheimer Carl-Benz-Stadion

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Steffen Mack
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Fachbereichsleiter Uwe Kaliske (im karierten Hemd mit dem Rücken zum gelben Tor) erläutert den Sanierungsbedarf im Carl-Benz-Stadion. © Lukas Adler

Mannheim. Ralf Eisenhauer ist ein Mann der ersten Stunde. Er sei vor 28 Jahren beim allerersten Spiel im Carl-Benz-Stadion - einem 2:2 gegen Hertha BSC - dabei gewesen, erzählt der Mannheimer Sportbürgermeister. „Da waren wir natürlich noch frohgemut: Stadion ham’ wa, jetzt geht es hoch.“ Doch die Geschichte des SV Waldhof nahm bekanntlich einen anderen Verlauf. Mittlerweile ist er immerhin wieder ein sehr ambitionierter Drittligist. Aber in seine Spielstätte müssen laut einem Gutachten umgehend acht Millionen Euro investiert werden. Für notwendige Modernisierungen würden, je nach Spielklasse, noch weit höhere Beträge fällig, für Erstligatauglichkeit 61 Millionen.

Großer Sanierungsbedarf

  • Das Carl-Benz-Stadion wurde im Februar 1994 in Betrieb genommen. Heute beträgt das offizielle Fassungsvermögen 24 302 Zuschauer.
  • Das Stadion gehört der Stadt, der SV Waldhof hat es von ihr gemietet. 2019 hat die Spielbetriebs-GmbH darin auch ihre Geschäftsstelle eingerichtet und einen VIP-Turm aus Containern gebaut.
  • Nach dem Drittliga-Aufstieg 2019 investierte die Stadt insgesamt 3,6 Millionen Euro ins Stadion, unter anderem für einen neuen Rasen, Rasenheizung, Akustik und Licht.
  • Anfang Juni hat ein Gutachten ergeben, dass unabhängig von der Spielklasse kurzfristig dringend acht Millionen Euro fließen müssen. Bei einem Verbleib in der 3. Liga wären weitere 22 Millionen erforderlich, 49 Millionen beim angestrebten Aufstieg in die 2. Liga und 61 Millionen in der 1. Liga.

Davon wollen sich die Mitglieder des Sportausschusses nun vor Ort ein Bild machen. Auch weitere Vertreter der Mannheimer Lokalpolitik sind gekommen. SVW-Geschäftsführer Markus Kompp heißt alle willkommen. Er habe für diesen Termin extra seinen Urlaub verschoben.

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Nur mit Notstromaggregaten

Der städtische Fachbereichsleiter Uwe Kaliske führt durch die Arena und zeigt die problematischen Bereiche. Am dringlichsten muss bei der Stromversorgung etwas getan werden, die nur noch über dieselbetriebene Notstromaggregate mehr schlecht als recht funktioniert. Genau genommen sei die Betriebssicherheit schon nicht mehr gegeben, sagt der von Kompp mitgebrachte TÜV-Experte Jürgen Halkenhäuser.

Dringend verbessert werden müssen zudem die Begebenheiten für Rollstuhlfahrer. Auch die Fluchtlicht- und die Lautsprecheranlage sowie die Plätze für Übertragungswagen sind modernen Erfordernissen anzupassen. Und hinter der Südtribüne drücken Baumwurzeln nach oben. Laut Kaliske will die Stadt den Eingangsbereich am Haupttor komplett neu gestalten. Da der VfR Mannheim vier dort gelegene Tennisplätze nicht mehr benötige, gebe es dafür auch zusätzlichen Raum.

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Ein neuer Eingang auf der Nordseite soll Haupttribünen-Besuchern den Umweg über das Marathontor ersparen. Fiele ihr bisheriger, durch Gitter abgetrennter Fußweg weg, entstünde Platz hinter der Osttribüne, wo die leidenschaftlichsten Heimfans stehen. Staunend hören die Gäste, dass sich durch den schmalen Eingang bis zu 9000 Menschen zwängen. Hier fehle es unter anderem an Lautsprechern für einen Notfall, so Kompp. „Wir können alle gemeinsam froh sein, dass da noch nichts Schlimmes passiert ist.“ Er sei ja sehr dankbar für die Unterstützung der Stadt. Doch die „vergisst da leider etwas“: dass er als Geschäftsführer die Verantwortung trage, auch für seine Mitarbeiter.

Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp schildert, wie untragbar die Zustände im Carl-Benz-Stadion aus seiner Sicht geworden sind. © Michael Ruffler

Dann geht es auf die Haupttribüne. Kaliske betont, die hohen Kosten einer Sanierung lägen nicht an der Schwere der Schäden, sondern an der Vielzahl. Wenn man das nötige Geld hineinstecke, sei das Stadion „so gut wie neu“. Kompp wird gefragt, ob die Spielbetriebs-GmbH bei einem Umbau nicht auch die von ihr vor allem gewünschten zusätzlichen VIP-Plätze schaffen könne. Er verneint. Das gäben die Verhältnisse in diesem Stadion nicht her. Überdies verweist Kompp auf den nur noch bis 30. September 2023 laufenden Nutzungsvertrag für die Spielstätte.

Selina Ballhaus vom Fan-Dachverband PRO Waldhof erinnert indes daran, dass das Carl-Benz-Stadion auch zu früheren Zweitliga-Zeiten schon „gute Dienste geleistet“ habe. Hoffenheim habe darin ja sogar 2007 eine halbe Saison in der 1. Liga gespielt. Vertreter von Polizei und Sanitätern nennen ihre Einsatzbedingungen im sowie vor allem rund ums Stadion zwar durchaus verbesserungswürdig. Sie kämen aber damit einigermaßen zurecht.

In der Diskussionsrunde zeigen sich die bekannten Positionen. Holger Schmid von der Mannheimer Liste wirbt vehement für einen Neubau. Einen solchen favorisiert die CDU ebenfalls. Bei allen anderen überwiegt auch an diesem Tag erkennbar die Skepsis. Kathrin Kölbl von der FDP konstatiert ein „ungutes Spannungsverhältnis“ zwischen Stadt und Verein. Kompp gibt sie mit: „Es wäre viel einfacher, Sie würden Ihr Stadion selbst bauen.“

SVW-Mäzen Bernd Beetz hat sich zwar zu einer Finanzierung bereiterklärt. Aber er lässt offen, was damit genau gemeint ist. Hierüber werde man erst reden, wenn sich die Stadt gesprächsbereit zeige, sagt Kompp dem „MM“. Dazu meint der einige Meter weiter stehende Eisenhauer: „Wir sind immer gesprächsbereit.“ Man radelt mit dem Gefühl nach Hause, dass nicht nur beim Stadion Verbesserungsbedarf besteht.

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Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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