Nationaltheater - Der Architektenwettbewerb für den Bau eines Kulissen- und Requisitenfundus im Hafen ist entschieden

Nationaltheater Mannheim: Das neue Lager soll leuchten

Von 
Peter W. Ragge
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Fassadenelemente aus Holz, darin integriert wechselnde, leuchtende Schriftzüge aus kleinen LED-Lämpchen mit Programmhinweisen - so soll es aussehen: das neue Zentrallager des Nationaltheaters im Hafen. Dies plant das Büro Molter Linnemann Architekten BDA aus Kaiserslautern, die jetzt als Sieger aus dem Realisierungswettbewerb hervorgegangen sind. Baubeginn auf dem Grundstück in der Verlängerten Jungbuschstraße soll 2022 sein.

Der Neubau ist Teil des Gesamtprojekts „Generalsanierung“ - wenngleich er nicht, wie ursprünglich mal geplant, fertig wird, bis die Sanierungsarbeiten am Goetheplatz beginnen. Für all die Kulissenteile und Requisiten, die im Fundus in der Goethestraße und im dortigen Bunker lagern, sucht man noch Zwischenlösungen - denn ausgeräumt werden muss das alles, ehe dort die Bauarbeiter loslegen können.

Aber Probleme hat das Nationaltheater nicht allein am Goetheplatz. Kulissen lagern derzeit in einer großen, schon lange baufälligen Halle in der Reichenbachstraße in Käfertal. Dazu kommt ein sanierungsbedürftiges Requisiten- und Möbellager im Probezentrum in Neckarau sowie vier weitere im Stadtgebiet verteilte und angemietete Lagerhallen. Täglich sind bis zu 14 Lkw-Touren nötig, um Material hin- und herzukarren.

Weil eine moderne Lagerlogistik fehlt, ist viel kräftezehrende Handarbeit nötig. Bühnenbilder müssen wegen hoher Luftfeuchtigkeit in den Lagern bislang kontinuierlich aufgearbeitet werden, da sich verleimte Holzverbindungen lösen, oder man muss wegen des sich verziehenden Holzes Wandsegmente ganz neu bauen. Sanitär- und Sozialräume fehlen, es herrschen „teilweise unzumutbare Zustände“ weit entfernt von Arbeitsplatzrichtlinien, wie die Verwaltung schon 2018 den Gemeinderat informierte.

Das Ziel war daher ein neues Zentrallager, trocken und staubfrei, mit kurzen Wegen, stabiler Temperatur sowie modernem Lagersystem in Standardmaßen für schonenderen und verschleißfreieren Transport.

Zwei Grundstücke hat das Theater dafür untersucht - das Areal von Alstom/GE in Käfertal, das schnell verworfen wurde, und die Fläche des traditionsreichen Baustofffachhändlers Luschka + Wagenmann an der Verlängerten Jungbuschstraße/Ecke Verbindungskanal linkes Ufer, der für sich einen Neubau in Friedrichsfeld errichtet hat.

Ausstellung der Entwürfe

Das liegt zwar mitten im Hafen, aber an der stark befahrenen westlichen Riedbahn. Die Stadt schrieb daher im Sommer 2019 europaweit einen architektonischen Realisierungswettbewerb aus. Gefordert war, dass die Entwürfe der Architekten nicht nur die von den Theaterleuten in internen Workshops formulierten betrieblichen Erwartungen erfüllen, sondern „dem städtebaulichen und baukulturellen Anspruch der Stadt Mannheim gerecht werden“.

Statt der alten Hallen der Baustofffirma soll der Neubau, der 7500 Quadratmeter Grundfläche und auf mehreren Stockwerken über 12 000 Quadratmeter Nettolagerfläche bietet, entstehen. Dagegen bleibt das ehemalige Verwaltungsgebäude des Unternehmens an der südlichen Grundstücksgrenze erhalten. Es soll während der Sanierungsphase des Theaters als Probebühne, später als Kostümfundus dienen.

20 Entwürfe für den Neubau wurden eingereicht. Einen ganzen Tag lang beriet das aus Vertretern von Theater, Stadt und Architekten bestehende Preisgericht unter Vorsitz von Tobias Wulf aus Stuttgart. Vergeben wurden drei Preise und zwei Anerkennungen. Neben dem Sieger aus Kaiserslautern erhielt den zweiten Platz das Büro O5 Architekten BDA aus Frankfurt am Main vor dem Büro Zink Architekten aus Stuttgart.

Nun wird das formale Vergabeverfahren eingeleitet und mit den Siegerbüros um den letztendlichen Auftrag verhandelt. Dann müssen die Architekten Entwurfsplanung und Kostenberechnung ausarbeiten. Daher gab es gestern auf Nachfrage keine Aussage über die genauen Kosten. Vor dem Architektenwettbewerb war von einem „groben Kostenrahmen“ von 10,4 Millionen Euro die Rede. Am Rande des Wettbewerbs hieß es, das Projekt werde wohl zwischen 14 und 17 Millionen Euro kosten - was Teil der Gesamtsumme von 240 Millionen Euro für die Generalsanierung ist. Liegt die Zahl endgültig vor, muss der Gemeinderat darüber abstimmen.

Zunächst sind nun bis Dienstag, 21. Januar, täglich zwischen 10 und 14 Uhr alle Wettbewerbsentwürfe im Unteren Foyer des Nationaltheaters für die Öffentlichkeit zu besichtigen, anschließend werden die Siegerentwürfe - wenn Vorstellungen sind - im Oberen Foyer gezeigt.

Redaktion Chefreporter

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