Wie riesige Waben sehen die Flächen aus, auf denen sich inzwischen das erste Grün zeigt. Projektleiterin Fabienne Willmann und Biologin Ursula Jünger waren selbst vor Ort, als das Saatgut für Wildblumenwiesen ausgebracht wurde, packten auch selbst mit an und griffen zu den Eimern. Darin: eine spezielle Mischung von heimischen Pflanzensamen. Denn dieser Teil der Bundesgartenschau (Buga) auf dem Spinelli-Gelände soll im kommenden Jahr nicht nur ein Magnet für Insekten werden, sondern auch für Besucher.
„Der Nachhaltigkeitsgedanke wird bei dieser Buga besonders groß geschrieben“, erklärt Fabienne Willmann beim Vor-Ort-Termin mit dieser Redaktion. Daher will das Team nicht nur Gehölze oder Stauden mit großen Blüten präsentieren. „Wildpflanzen nimmt man normalerweise eher weniger wahr“, sagt die Landschaftsplanerin. Bei der Buga 23 jedoch kommt ihnen auf 10 000 Quadratmetern eine ganz besondere Rolle zu.
Erdacht hat sich diesen „Hektar für Nektar“ die Leiterin der Grünen Schule im Luisenpark, Ursula Jünger. Als die Umweltpädagogin gefragt wurde, ob sie während der Gartenschau das Thema Insekten aufbereiten wolle, kam als schlagfertige Antwort: „Aber nur, wenn ich einen ganzen Hektar für Nektar dafür bekomme.“ Schließlich kommt Futterpflanzen, in deren Blüten sich der Nektar als Nahrung befindet, in Sachen Insektenschutz eine zentrale Rolle zu.
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Nun entsteht dieser Hektar also. Doch wie von selbst wächst die neue Wildnis zwischen den wabenförmig angelegten Wegen natürlich nicht. Zunächst musste der Erdboden dafür angepasst werden. „Beispielsweise wurde ihm Sand beigemischt, um ihn abzumagern“, erklärt Fabienne Willmann. Denn die Pflanzen, die dort wachsen sollen, sind wahre Hungerkünstler und kommen mit wenigen Nährstoffen zurecht.
Was sich nach so wenig anhört, ist in Wirklichkeit kostspielig. Vor allem die Aufbereitung des Bodens. Daher sei man froh, mit der Sparkasse Rhein Neckar Nord einen Sponsor für den Hektar für Nektar gefunden zu haben, betont Buga-Sprecherin Corinna Brod. Das Kreditinstitut unterstützt die Buga mit 500 000 Euro.
Neben der Wiese, auf der im kommenden Jahr Scharfgaben, Glockenblumen, Labkraut und Co. einen reich gedeckten Tisch für Insekten bieten, wird die Fläche durch Insektenhotels und spezielle Bienenwohnungen (Beuten genannt) ergänzt.
Zudem schafft die Sparkasse 23 Bienenvölker an. Aufzucht und Betreuung dieser Bienen übernimmt der Mannheimer Imkerverein. „Die Bienenvölker werden an Jungimker gespendet, um sie bei ihrem Start in die Imkerei zu unterstützen“, so Corinna Bord.
Mit all dem will das Gartenschau-Team auf die Situation der Tiere aufmerksam machen. „Denn das Insektensterben geht weiter“, erklärt Fabienne Willmann. Der Hektar für Nektar soll deshalb auch zum ökologischen Lernort werden. Das Programm dort übernimmt Ursula Jünger federführend. Schulen, Vereine, Kommunen und viele andere mehr will sie dabei für das Thema Insektenschutz gewinnen.
„Vielleicht legt die eine oder andere Stadt im Umland dann auch einen Hektar für Nektar an“, hofft die Biologin. Workshops und Seminare sollen sich aber nicht nur an die Fachleute von Grünflächenämtern richten. Auch Kinder, Garten- und Balkonbesitzer sollen erfahren, was sie selbst für den Fortbestand von Hummeln, Schmetterlingen und Käfern tun können.
„Außerdem könnte ich mir interdisziplinäre Aktionen vorstellen“, verrät Ursula Jünger und denkt dabei auch an Bildende Künstler, Designer oder Musiker. „Technomusik oder Rap und Insektenstimmen passen beispielsweise großartig zusammen“, schwärmt sie.
Auch die riesenhafte Nachbildung der normalerweise kleinen Tiere könnte sie sich gut auf dem Gelände vorstellen. Oder die Präsentation von Kleidern, die den Insekten in Muster, Form oder Farbe nachempfunden sind.
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