Mannheim ehrt Namensgeber

Messingtafel erinnert an Dominic V. Spinelli

Auf dem jetzigen Buga- und früheren Kasernengelände wird eine Gedenktafel für den im Zweiten Weltkrieg erschossenen amerikanischen Sanitäter enthüllt

Von 
Peter W. Ragge
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Michael Schnellbach (l.) und OB Peter Kurz enthüllen die Gedenktafel auf dem Granitstein auf dem Spinelli-Platz in Feudenheim. © Michael Ruffler

Mannheim. Er wäre am 24. Juli 100 Jahre alt geworden: Dominic V. Spinelli (kl. Bild). Doch deutsche Soldaten haben den amerikanischen Sanitäter am Ende des Zweiten Weltkrieges erschossen. Jetzt wird auf dem Spinell-Areal auch wieder mit einer Gedenktafel an ihn erinnert. „Sie soll ein dauerhaftes Mahnmal sein“, sagte Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau, als er die Messingtafel nun mit Oberbürgermeister Peter Kurz enthüllte.

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„Ein wichtiges Zeichen“, wie Oberbürgermeister Kurz fand. Bewusst wolle die Stadt die Erinnerung an die Geschichte der starken amerikanischen Präsenz in der Stadt wachhalten, „und zwar an vielen Stellen“, verwies er auf die Namensgebungen etwa des neuen Stadtteils Franklin oder des Spinelli-Parks in Feudenheim sowie des neuen Wohngebiets „Spinelli-Quartier“ in Käfertal Süd.

Bereits seit Februar 2021 heißt die Fläche im Herzen der alten Kaserne am Wingertsbuckel, die direkt vor dem Haupteingang der Bundesgartenschau liegt, „Spinelli-Platz“. Die ehemalige Sporthalle der Amerikaner, „Gym“ genannt, sowie die drei alten Kasernen-Blocks - heute die Verwaltung der Buga, ein Lehrlingswohnheim und eine Flüchtlingsunterkunft - umrahmen ihn und haben offiziell diese Postanschrift.

Doch der Gedenkstein, der hier direkt unterhalb des großen Fahnenmasts lag, war schon lange leer. Die Amerikaner hatten die Feudenheimer Kaserne, 1937 für die Pioniere der Wehrmacht gebaut, am Ende des Zweiten Weltkriegs am 29. März 1945 erreicht und gleich besetzt.

Bereits 1948 benannte das US-Hauptquartier die Kaserne, lange das größte und wichtigste Logistik- und Lagerzentrum für die US-Armee in ganz Europa, nach dem Gefreiten Dominic V. Spinelli. Er stammte aus einer italoamerikanischen Familie, wurde am 23. Juli 1923 in Hamilton/Ohio geboren, besuchte die Medical School der University of Missouri in Columbia und wollte eigentlich Arzt werden. Aber im September 1944 musste er in die Armee, versah im 398. US-Infanterie-Regiment Sanitätsdienst. Am 14. April 1945 - und damit ganz kurz vor Kriegsende - wurde der damals 22-Jährige in der Nähe der Gemeinde Willsbach (Kreis Heilbronn) bei heftigen Kämpfen mit Resten der Wehrmacht tödlich von Kugeln getroffen, als er versuchte, vier verwundete Landsleute aus der Feuerlinie zu retten.

„An diesem Tag genau 78 Jahre später wurde die Bundesgartenschau eröffnet“, stellte Schnellbach fest. Daher war es ihm besonders wichtig, an den jungen Soldaten zu erinnern. Schon kürzlich wurde auf der Bundesgartenschau dazu eine gelbe Rosen-Neuzüchtung auf den Namen „Spinelli“ getauft. Und die wächst nun auch, in zwei riesigen Blumentöpfen, auf beiden Seiten des Gedenksteins.

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Dieser Findling aus dem Odenwald liegt hier seit Juli 1962. Damals erfolgte eine posthume Ehrung des Sanitäters, der bereits kurz nach seinem Tod nachträglich mit den Orden Purple Heart und Silver Star „für außergewöhnliche Tapferkeit und Furchtlosigkeit im Kampf gegen den Feind“ ausgezeichnet worden war. Doch an diesem Sommertag 1962 marschierte eine Ehrenformation der Bundeswehr auf, der Feudenheimer Gesangsverein „Deutsche Einheit“ sang, und Wallstadter hatten eigens einen Altar für die Zeremonie geschmückt.

Mit dabei waren Familienangehörige, darunter die Eltern und die Schwester. In der Truppe wie auch bei Benefizveranstaltungen in Feudenheim und Käfertal wurden dazu Spenden gesammelt, um ihre Flüge finanzieren zu können. So konnten sie dabei sein, als die auf dem Granitblock angebrachte Bronzetafel enthüllt wurde, die den Text trug: „In Memoriam Dominic Spinelli - 1923 bis 1945“, darüber sein Dienstgrad „Private First Class“ und darunter in italienischer, englischer und deutscher Sprache das Dante-Wort: „In seinem Willen ist unser Friede“.

Doch wo diese Bronzetafel heute ist, weiß keiner genau. Ehe sie abgezogen sind, haben die Amerikaner die Tafel abmontiert und in ihren Stützpunkt Kaiserslautern mitgenommen. „Wir hätten gerne wieder das Original montiert“, sagt Schnellbach. Daher versuchte die Bundesgartenschau-Gesellschaft mehrfach, mit der US Armee Kontakt aufzunehmen. Einmal kam eine Antwort, dass man sich wieder melden wolle - doch dann hörten die Verantwortlichen in Mannheim nie wieder etwas. So verstrich der 24. Juli, der 100. Geburtstag von Spinelli, zu dem die Ehrung eigentlich geplant war.

Klaus Bittlinger, der viele Schilder für die Bundesgartenschau gestaltet, erstellte daraufhin auf der Basis eines Fotos vom Original, das vom Marchivum zur Verfügung gestellt worden war, eine neue Gedenktafel - zunächst nur aus Messing. „Wir haben immer noch die Hoffnung, dass wir das Original bekommen“, so Michael Schnellbach, „dann bekommt es hier wieder einen würdigen Platz“. Denn auch wenn die Bundesgartenschau vorbei ist, wird es im künftigen Wohngebiet weiter diese Fläche mit dem Fahnenmast als Erinnerungsort geben.

Redaktion Chefreporter

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