Mannheim. Der mit Ökostrom betriebene Mini-Bus kann angefordert werden, wenn der Weg zwischen der eigenen Wohnung und der nächsten regulären Bus- oder Bahnhaltestelle zu weit zum Gehen ist. Möglich ist das per App oder ganz klassisch auch per Telefon. „Fips“ - flexibles, individuelles Personenshuttle - heißt dieser On-Demand-Service, den die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) seit einem Jahr in einigen Teilen Mannheims anbietet. Das Ganze ist ein zunächst auf drei Jahre angelegtes Modellprojekt, das Bund und Land finanziell unterstützen. Mit der Nachfrage im ersten Jahr ist die RNV trotz Corona sehr zufrieden, wie der Kaufmännische Geschäftsführer Christian Volz jetzt in einer ersten Bilanz erklärt. Trotzdem sollten sich die Benutzerzahlen noch mindestens verdoppeln, wenn das Angebot dauerhaft einigermaßen wirtschaftlich betrieben werden soll.
So funktioniert's mit dem Fips-Bus
- Wer einen Fips-Bus buchen will, kann das entweder über die Fips-App tun oder über die Telefonnummer 0621/465-4444. Vor der Nutzung muss man sich registrieren.
- Für eine Fips-Fahrt ist in der Regel ein gültiger Fahrschein des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) notwendig. Die Zuzahlung beträgt dann zwei Euro pro Fahrt. Wer eine Jahres- oder Halbjahreskarte hat, zahlt nur einen Euro.
- Über die App ist auch eine Buchung ohne separates Ticket möglich. Dann wird nach dem VRN-Luftlinien-Tarif abgerechnet und ein Zuschlag von zwei Euro erhoben.
- Im Schnitt kommt das Bus-Shuttle acht Minuten nach der Buchung, so die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft.
- Mehr zu App, Registrierung und Buchung unter fips.rnv-online.de
Rund 3000 Fahrgäste haben die 15 Fips-Elektrokleinbusse vom Typ Mercedes eVito derzeit insgesamt pro Monat. In Mannheim sind sie im Süden in Neckarau, Lindenhof, Almenhof, Niederfeld, Casterfeld, Mallau und Pfingstberg unterwegs. Im Norden in Blumenau, Gartenstadt, Sandhofen, Scharhof, Schönau, Waldhof, Franklin, Käfertal, Luzenberg, Straßenheim und Vogelstang. Jeweils zwischen 5 und 24 Uhr. In Seckenheim ist Fips nur abends von 20 bis 24 Uhr im Einsatz. Ab Juli soll das Einsatzgebiet im Süden um Rheinau und Rheinau Hafen erweitert werden.
Für den zuständigen Mannheimer Dezernenten Christian Specht (CDU) ist Fips der „Aufbruch in eine neue Welt des öffentlichen Nahverkehr“, wie er schwärmt. Der Unterschied zum Taxi sei, dass einen Fips nicht überall hinfahre - sondern in der Regel nur zur nächsten Haltestelle. Im Unterschied zum an Linien und Fahrpläne gebundenen Nahverkehr könnten die Shuttles allerdings auch dorthin fahren, wo es keine Bus- oder Bahnlinie gebe. Eine Software überprüft dabei, welche Fahrtenwünsche der Kunden mit einem Bus gemeinsam erledigt werden können. „Es geht hier darum, ein Angebot für die sogenannte erste und letzte Meile zu schaffen.“
Die Nutzer kommen laut RNV-Projektleiter Julian Schrögel aus allen Altersklassen. Die meisten seien zwischen 20 und 40, es gebe natürlich aber auch viele Über-70-Jährige, auch manche Eltern bestellten das Shuttle, damit es ihre Kinder nutzen. Die allermeisten buchen laut Schrögel per App, auch von den Älteren. Die App habe auch den Vorteil, dass der Fahrer den Fahrgast anrufen könne, wenn man sich am vereinbarten Ort nicht gleich finden sollte. Geschäftsführer Volz ist stolz darauf, dass die RNV das neue Geschäftsfeld „komplett allein“ und mit Fahrern in Tarifverträgen aufgebaut habe.
Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich im ersten Jahr auf rund vier Millionen Euro, inklusive der Anschaffung der 15 Kleinbusse. Bund und Land steuern für die dreijährige Modellphase rund 1,8 Millionen Euro bei. Danach muss laut Dezernent Specht der Gemeinderat über eine Fortsetzung entscheiden. Mit öffentlichem Nahverkehr mache man zwar nie Gewinn, so der Bürgermeister. Aber die Nutzerzahlen müssten bei Fips schon so sein, dass das Angebot wirtschaftlich darstellbar sei. Specht ist da allerdings optimistisch. In manchen Bereichen könne das Angebot auch eine nicht ausgelastete Buslinie ersetzen. Das Shuttle-Angebot war laut Specht auch ein Baustein in Mannheims erfolgreicher Bewerbung als europäische Klimaschutz-Modellstadt.
Nach Angaben des Bürgermeisters, zugleich Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar, gibt es auch über Mannheim hinaus großes Interesse am Fips-Projekt. In Ludwigshafen werde derzeit ein Konzept für den Einsatz der Shuttle-Busse erarbeitet, das nach der Sommerpause den politischen Gremien vorgelegt werden soll. Und auch Heidelberg will laut Specht prüfen, ob man die Shuttles für die Stadtteile Ziegelhausen und Schlierbach nutzen kann.
Vertreter kleinerer Umland-Gemeinden hätten in Gesprächen ebenfalls angefragt, ob sie die Mannheimer Fips-Erfahrungen für ihren Ruf-Bus-Verkehr nutzen könnten. Specht ist sicher, dass ein On-Demand-Angebot wie Fips sowohl auf dem Land wie auch in der Stadt eine Zukunft hat. Mit Blick auf den Klimaschutz sei ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs wichtig, gerade in kleineren Dörfern sei es allerdings viel zu teuer, alle zehn Minuten eine Busanbindung bereitzustellen - da hält er ein On-Demand-Angebot wie Fips für die bessere Alternative.
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