Mannheim. Wenn sich Peter Kurz an 1992 erinnert, fällt ihm ein: „Wir waren schockiert, dass so etwas in der eigenen Stadt passiert“, erklärt der Oberbürgermeister, damals noch Stadtrat, dieser Redaktion.
Die Gründe für eine bislang kaum vorhandene gesellschaftliche und politische Aufarbeitung sind demnach vielfältig - und teilweise auch konträr. Zum einen, sagt Kurz, gebe es Unterschiede zu Ereignissen in Rostock oder Hoyerswerda: Der Staat habe sich in Mannheim „nicht zurückgezogen“, und die Einrichtung ist am Ort geblieben. Zudem habe es Politiker gegeben, allen voran den damaligen Oberbürgermeister Gerhard Widder und die CDU-Stadträtin Regina Trösch, die sich der Menge gestellt hätten. „Das war auch damals sehr mutig“ und sei am Ende wirksam gewesen, sagt Kurz. Zumindest am 28. Mai konnte die Menge beruhigt werden, es folgten aber Ansammlungen auch an den Tagen danach. Dass die Unruhen außerdem nicht durch „organisierte Neonazis“, sondern durch „einen Teil der Schönauerinnen und Schönauer“ entfacht worden seien, habe dazu geführt, dass Schönau nicht in eine Reihe gestellt worden sei mit Angriffen in Rostock und Hoyerswerda.
Stadträtin Trösch engagiert
Es habe eine „ Abwehrreaktion“ gegeben, in deren Folge keine „breite gesellschaftliche und politische Aufarbeitung stattgefunden hat“. Man habe versucht, die Ereignisse zu „entpolitisieren“, indem man sie als einen „scheinbar nachvollziehbaren sozialen Aufstand“ dargestellt und „fremdenfeindliche und rassistische Momente“ ausgeblendet habe. „Man wollte die Menschen auf der Schönau, die zum Teil selbst soziale Benachteiligung erfahren haben, nicht weiter stigmatisieren.“
Dennoch habe eine Aufarbeitung vor Ort „durch wichtige Personen“ stattgefunden, etwa durch die kürzlich verstorbene Trösch. „Sie und andere haben konkrete Konsequenzen und Lösungen aus den Ereignissen in die Wege geleitet.“ So seien die Verhältnisse in der Unterkunft oder die Kommunikation mit Menschen vor Ort verbessert worden.
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