Bundesgartenschau - U-Halle bekommt zwei Photovoltaikanlagen – auch wenn die Finanzierung unter Stadträten umstritten ist

Mannheims größtes Solardach entsteht auf der U-Halle

Von 
Peter W. Ragge
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Dächer geöffnet, Wände entfernt: Die U-Halle derzeit, wie sie zur Bundesgartenschau genutzt und nun noch mit einer Solaranlage ergänzt wird. © Bernhard Zinke

Mannheim. Bis zur Bundesgartenschau 2023 soll auf dem Spinelli-Gelände Mannheims größte Solaranlage entstehen. Die Stadt investiert dazu 2,458 Millionen Euro. Dafür entstehen auf zwei Dächern der U-Halle zwei Photovoltaikanlagen mit zusammen 6760 Quadratmetern. „Das ist eine Größenordnung, wie wir sie an keiner anderen Stelle in unserer Stadt kennen“, sagt dazu Baubürgermeister Ralf Eisenhauer. „Es ist gewaltig, was wir da bewegen“, erklärt er. Im Gemeinderat umstritten ist das Projekt dennoch – aus zwei Gründen.

Damit alles bis zur Bundesgartenschau, die am 14. April 2023 öffnet, fertig ist, bedeute das einen „sehr hohen Zeitdruck“, gestand Eisenhauer. Die Stadt habe aber „die feste Ambition, bis 2023 fertig zu werden“. Doch bereits ab August beginnt der Heilbronner Unternehmer, der einen Pachtvertrag für die drei während der Bundesgartenschau dort vorgesehenen Gastronomiebetriebe hat, mit dem Innenausbau – und der erfolgt nicht nur provisorisch, denn der Gastronomievertrag ist für zehn Jahre abgeschlossen, da die Stadt sich dort auch nach 2023 noch Veranstaltungen wünscht.

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2000 Quadratmeter des Solardachs sollen dort entstehen, wo der Gastronom dauerhaft angesiedelt sein wird: auf dem östlichen Teil der nördlichen Halle. Zudem soll der gesamte sogenannte Kopfteil der U-Halle, also der Verbindungstrakt der beiden langen Gebäudeschenkel dieses früheren Güterbahnhofs der US-Armee, mit einer Photovoltaikanlage versehen werden.

Damit können 400 000 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden, so die Stadtverwaltung. Der dort erzeugte Strom übersteigt den eigenen Verbrauch der U-Halle deutlich, weshalb die Stadt ihn an den üblichen Strombörsen verkaufen will und mit Einnahmen in Höhe von 1,58 Millionen Euro über 20 Jahre rechnet – natürlich je nach Marktentwicklung.

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Erneuerung notwendig

Zunächst muss die Stadt aber investieren. Etwa 1,158 Millionen Euro kosten die Solaranlagen – und dabei bleibt es nicht. Zwar habe eine Überprüfung des Tragwerks des Gebäudes durch den Statiker ergeben, dass die Dächer „grundsätzlich nicht“ verstärkt werden müssten, um die Photovoltaikanlage zu tragen. Allerdings seien die Dachdeckungen der betreffenden Gebäudeteile nach Einschätzung des Herstellers nicht für die Aufnahme von Solarzellen geeignet. Zudem habe die Dachhaut nach über 35 Jahren ihre durchschnittliche Lebensdauer erreicht und müsse mittel- bis langfristig ohnehin erneuert werden, weshalb die Stadt jetzt doch 1,3 Millionen Euro in ein neues Dach steckt.

Abgewickelt wird das alles über die von der Stadt eigens für Klimaschutzprojekte gegründete „sMArt City Mannheim GmbH“. Die Finanzierung soll durch Mehreinnahmen aus Grundstücksverkäufen erfolgen. Das war wiederum etwas, was zahlreiche Stadträte ärgerte – denn die waren eigentlich laut Gemeinderatsbeschluss von 2020 für den Bodenfonds vorgesehen, aus dem Flächen für bezahlbaren Wohnraum und für Gewerbe angekauft werden sollen.

Von fehlender Transparenz und „Taschenspielertricks“ sprach daher FDP-Stadtrat Volker Beisel, was Eisenhauer indes prompt zurückwies. Aber auch Dennis Ulas (Linke) kritisierte die „problematische Finanzierung“. „Nur als Einzelfall“ wollte Reinhold Götz (SPD) diese Finanzierung verstanden wissen, „wir wollen das so nicht wiederholen“, stellte er klar. „Ein typischer Finanzierungskniff des Oberbürgermeisters“, kommentierte Thomas Hornung (CDU): „Aber wir tragen das mit!“

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Diskussionsthema war aber nicht nur die Art der Finanzierung, sondern auch das Projekt generell – weil es letztlich ein langfristiges Bekenntnis zur Existenz der U-Halle darstellt. Zuletzt wurde der Baukörper, der enorme Ausmaße von 22 000 Quadratmeter umfasste, nach einem Entwurf des Berliner Architekturbüro „Hütten & Paläste“ für die Bundesgartenschau 2023 auf 10 700 Quadratmeter zurückgebaut, indem Arbeiter Außenwände aufgebrochen und Dächer entfernt haben. Nach der Bundesgartenschau soll der Baukomplex in einem zweiten Schritt erneut auf dann 5600 Quadratmeter reduziert, jedoch als Anlaufstelle für Spaziergänger, Gastronomie und für weitere Nutzungen erhalten bleiben.

Für dauerhaften Erhalt

FDP und ML lehnen das aber ab. „Wir brauchen nach der Bundesgartenschau nicht eine zweite Halle, die wir unterhalten, ohne zu wissen, was wir da veranstalten wollen“, meinte FDP-Stadtrat Volker Beisel unter Anspielung auf die Multihalle. „Ein Dorn im Auge“ sei auch der ML die U-Halle, so Christopher Probst, „weil sie einfach weg gehört und die Fläche entsiegelt“, sah er einen klaren Widerspruch zum Freiraumkonzept der Stadt für den Grünzug.

Götz verwies dagegen auf den Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, die U-Halle in Teilen zu erhalten. Dann sei die Nutzung für Solarenergie „sinnvoll und folgerichtig“. „Volle Unterstützung“ bekundete ebenso Gabriele Baier (Grüne) für die geplante Photovoltaikanlage. Die passe gut zur „Vorbildfunktion in Sachen Klimaschutz und Energie“, welche die Bundesgartenschau einnehmen wolle, ergänzte Thomas Hornung. Zugleich legte er sich bereits für die CDU fest, dass die Fraktion bei einer erneuten Beratung nach der Bundesgartenschau für den dauerhaften Erhalt der U-Halle plädieren werde, „denn wir haben da jetzt sehr viel investiert“.

Redaktion Chefreporter

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