Verkehr

Mannheims Baustellen: Suezkanal bleibt noch länger gesperrt

Seit Juli 2023 ist die Tunnelstraße zum Lindenhof voll gesperrt. Die Bahn erneuert die Brückenkonstruktion und die Unterführung. Den Zeitplan kann sie nicht halten.

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Sebastian Koch
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Der Suezkanal ist seit Sommer 2023 voll gesperrt. © Sebastian Koch

Mannheim. Viele Menschen sind es nicht, die am Freitagmorgen am Suezkanal stehenbleiben und sich hilfesuchend umschauen. Dass die Unterführung von der Innenstadt auf den Lindenhof für Fußgänger, Rad- und Autofahrer geschlossen ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Kein Wunder: Die Schilder und Zäune stehen mittlerweile auch schon wieder seit mehr als zwei Jahren vor der Tunnelstraße, wie der Suezkanal offiziell heißt. „Mich nervt es, dass man da nicht durchkommt“, sagt Maya Almeida dennoch, als sie mit ihrem Rad an einer roten Ampel hält. Der Umweg auf den Lindenhof sei zwar nicht ganz so weit, „aber der Suezkanal ist eben doch eine praktische und schnellere Alternative“.

Die Abkürzung unter den Bahnhofsgleisen wird allerdings mit Ausnahme der Zufahrt zur Tiefgarage noch für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen. Im Juli 2023 hieß es auf der Baustellenübersicht der Stadt Mannheim, der Suezkanal werde voraussichtlich bis Ende 2025 voll gesperrt sein. Diesen Zeitplan kann die für die Unterführung zuständige Deutsche Bahn aber nicht einhalten, erklärt ein Sprecher nun auf Nachfrage. Die Öffnung des Suezkanals werde sich nach derzeitiger Planung „deutlich in das Jahr 2026“ verschieben, heißt es zum Fuß- und Radverkehr.

Kommentar Die Kommunikation der Bahn beim Mannheimer Suezkanal ist miserabel!

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Sebastian Koch
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Die Bahn begründet das mit der insgesamt komplizierten Baustelle. Die mehr als 100 Jahre alte Unterführung muss laut dem Sprecher alters- und verschleißbedingt vollständig erneuert werden. „Komplex“ daran ist, dass die Brücke alle Hauptgleise im Ausfahrtbereich des Hauptbahnhofs überführt. Das laufende Bauprojekt umfasst die Erneuerung des Brückenabschnitts der Gleise 1 bis 9.

Die Deutsche Bahn bittet um Verständnis, dass die Kosten für das Gesamtprojekt erst dann seriös beziffert werden können, wenn die Bauweise des zweiten Bauabschnitts feststeht.
Sprecher der deutschen bahn

Wie der Sprecher erklärt, habe die Projektplanung im Jahr 2022 einen hohen Bedarf an Sperrzeiten für den Zugverkehr ergeben, was zwar einen kurzfristigen, aber „signifikanten“ Eingriff in den Fahrplan mit entsprechenden Auswirkungen bedeutet hätte. Um das zu verhindern, habe man sich entschieden, die Pläne für die Erneuerung des Suezkanals zeitlich auszudehnen und in zwei Phasen zu unterteilen.

In der noch laufenden ersten Phase wird zunächst die Konstruktion erneuert, die die Gleise trägt. Dafür werden Hilfsbrücken eingebaut, um Streckensperrungen über längere Zeiträume zu vermeiden und einen sogenannten Zwischenzustand herzustellen, erklärt der Sprecher. Er nennt das ein „übliches Verfahren“. Das Problem: Aufgrund des dichten Verkehrs in Mannheim, einem „wichtigen Knotenpunkt“ im mit Baustellen ohnehin belasteten Streckennetz, hätten viele Sperrpausen für den Zugverkehr „nicht wie geplant gewährt“ werden können. So begründet die Bahn die Verzögerung für den Zwischenzustand, der für die Öffnung für den Fuß- und Radverkehr notwendig sei.

Der Suezkanal führt vom Lindenhof (wo das Foto entstanden ist) unter den Zuggleisen hindurch in die Innenstadt. © Sebastian Koch

Die Bahn prüft außerdem derzeit den Beginn der zweiten Bauphase zur vollständigen Fertigstellung der Eisenbahnüberführung, wie es heißt. Der Sprecher nennt hierfür zwei Optionen: den unmittelbaren Weiterbau im Anschluss an den Zwischenzustand oder einen späteren Weiterbau. Ausschlaggebend für diese Entscheidung, die sich auf die vollständige Wiederöffnung des Suezkanals auswirkt, sind die Konsequenzen für den Bahnbetrieb. Die sollen möglichst gering gehalten werden.

Klar ist: „Für den Autoverkehr bleibt der Suezkanal voraussichtlich bis zum vollständigen Abschluss der Baumaßnahme geschlossen“, erklärt der Sprecher. Auch auf mehrfache Nachfragen hin nennt er hierfür keinen möglichen Zeitpunkt, nicht mal einen angefragten „groben Zeitrahmen“. Den könne man „seriös“ erst benennen, wenn klar ist, wann die zweite Bauphase folgt.

Die Auswirkungen der Verzögerung auf die Stadt Mannheim sind moderat.
Sprecher der stadt mannheim

Die Stadtverwaltung sieht die Verschiebung der Wiederöffnung des Suezkanals hingegen einigermaßen gelassen. Zwar sei man daran interessiert, dass die Straße „so schnell wie möglich wieder geöffnet wird“, erklärt ein Sprecher. Die Auswirkungen der Sperrung auf die Stadt allerdings seien „moderat“. Der Individualverkehr werde in Richtung Lindenhof über den Neckarauer Übergang und in Richtung Innenstadt über die Helmut-Schmidt-Brücke umgeleitet. Der Fuß- und Radverkehr kann außerdem auch noch die Unterführung am Bahnhofsgebäude nutzen. Die Umleitungen würden „gut“ angenommen. Insgesamt sei der Lindenhof also auch „ausreichend gut“ angebunden.

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Selina Maler, die zu Fuß an die rote Ampel kommt und das Gespräch zwischen Redakteur und Maya Almeida mitverfolgt, teilt diese Meinung nicht ganz. Natürlich sei der Umweg vor allem mit dem Rad nicht groß. Zu Fuß mache er hingegen schon einen „großen Unterschied“, sagt sie – nicht nur, aber gerade auch für ältere Menschen wie ihre Eltern. „Vor allem auf dem Lindenhof fehlt der Suezkanal schon.“

Der finanziell stark angeschlagenen Stadtverwaltung bereitet die Verzögerung der Baustelle übrigens keine Mehrkosten. Da für die Unterhaltung des Suezkanals die Deutsche Bahn verantwortlich ist, tragen Bahn und Bund die Kosten für die Erneuerung der Unterführung allein.

Ähnlich ausweichend wie beim Zeitplan für die Öffnung für den Autoverkehr äußert sich der Bahnsprecher aber auch auf mehrfache Nachfragen zu den Kosten des Projekts. Wiederholt bittet er um Verständnis, keine Zahlen nennen zu können. Die könnten „erst dann seriös beziffert werden können, wenn die Bauweise des zweiten Bauabschnitts feststeht“, sagt er.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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