Sperrung ab Montag

Suezkanal am Mannheimer Hauptbahnhof lange gesperrt

Am Freitag wurden bereits Verbotsschilder aufgestellt. Demnach ist die Mannheimer Tunnelstraße jetzt auch für Radfahrer und Fußgänger wieder dicht - und wird es sehr lang bleiben. Am Wochenende kommt man aber noch durch

Von 
Steffen Mack
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Mannheim. Die Pressemitteilung der Deutschen Bahn ist ziemlich kurz. Wie angekündigt, werde die als „Suezkanal“ bekannte Tunnelstraße am Mannheimer Hauptbahnhof ab Montag wieder gesperrt. „Über die Details zu den weiteren Arbeiten informiert die Bahn baldmöglichst.“ Man bitte Anwohner um Verständnis.

Auf Nachfrage verweist eine Sprecherin auf eine Mitteilung vom 3. März. Darin wurde der Suezkanal für Radfahrer und Fußgänger wieder freigegeben, aber eine erneute Schließung ab Mitte Juli angekündigt. Der Grund sind die im März vergangenen Jahres begonnenen, umfassenden Gleisumbauten über dem Tunnel. Um den Bahnverkehr nicht zu beeinträchtigen, erfolgen die Arbeiten nach und nach.

Bahn für Bauprojekt Suezakanal verantwortlich

Gefragt, ob die jetzige Sperrung eher Tage oder eher Monate dauern wird, antwortet die Sprecherin: „Schon Monate.“ Auf der Baustellenübersicht der Stadt Mannheim heißt es sogar, der Suezkanal bleibe - mit Ausnahme der unverändert offenen Zufahrt zur Tiefgarage daneben - voraussichtlich bis Ende 2025 auch für Radfahrer und Fußgänger voll gesperrt. Dazu sagt Stadtsprecher Kevin Ittemann, entsprechende Informationen habe man von der Deutschen Bahn bekommen. Ausschließlich in deren Verantwortung liege das komplette Bauprojekt.

Zeit für einen Besuch vor Ort. Kurz nach 13 Uhr ist die Tunnelstraße stark frequentiert. Vor allem Radfahrer kommen fast im 20-Sekunden-Takt durch. Ein junger Mann, der an der Bismarkstraße vor einer roten Ampel halten muss, hört von der Schließung erstmals. „Schlecht“, findet er. Er müsse jeden Tag hier durch. Dann weiche er auf die Unterführung weiter östlich hin zu den Gleisen aus. Weil man Räder darin schieben müsse, dauere das länger.

Schilder am Suezkanal verwirren

Direkt danach nähert sich, wie bestellt, ein Baustellenfahrzeug. Die Männer stellen rote Schilder auf, die eine Sperrung auch vor Fußgänger und Radfahrer signalisieren. Einer erklärt, das gelte ab sofort. Nach einem Blick in die Unterlagen - womöglich auch einem Telefonat - korrigiert er sich später: Die Beschilderung erfolge zwar schon jetzt, die Sperrung aber erst ab Montag.

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Dass der Suezkanal bis dahin noch offen ist, lässt sich den Schildern allerdings nicht entnehmen. Auf der Lindenhof-Seite kehren deswegen eine Mutter und ihre Tochter mit Koffern in der Hand wieder um. „Wir wollen zurück zum Bahnhof“, sagen sie. Aber irgendwie hätten sie wohl die Orientierung verloren, dieser Weg sei ja gesperrt. Als die Frauen hören, dass sie dennoch durchkönnen, sind sie erleichtert.

Ein bisschen eng, aber offen: Radfahrer und Fußgänger konnten hier durch. © Steffen Mack

Einer Radfahrerin, die aus der Innenstadt kommt, sind die Schilder gar nicht aufgefallen. Sie fahre hier mehrfach in der Woche auf dem Weg zur Arbeit durch. Ab Montag müsse sie wohl dann einen Umweg über den Schlossgarten machen. „Aber die Strecke gefällt mir sowieso besser.“ Daher finde sie das Ganze zwar lästig, jedoch nicht dramatisch.

Eine junge Frau mit Kinderwagen sieht das weitaus weniger gelassen. Sowohl die zwischenzeitliche Öffnung für Radfahrer und Fußgänger als auch die jetzige erneute Sperrung seien miserabel kommuniziert worden. Dafür verwendet sie mehrfach ein Wort, das mit „besch“ anfängt und sich auf Kissen reimt. Fortan soll sie laut Beschilderung auf die Unterführung hin zu den Gleisen ausweichen. „Aber wenn da morgens ein ICE ankommt, ist es fast unmöglich, da mit dem Kinderwagen durchzukommen.“ Und ihr Freund müsse nun jeden Tag mit dem Rad einen großen Umweg fahren.

Kopfschütteln und Lachen

Zurück auf der Innenstadtseite. Den nächsten Radfahrern, die vom Lindenhof kommen, sind die Schilder noch gar nicht aufgefallen. Die Nachricht von der baldigen Sperrung löst Kopfschütteln aus, auch ungläubiges Lachen. Ein Mann sagt, er habe die neue Beschilderung zwar registriert, aber einfach mal sein Glück versucht. Umso mehr freut er sich, dass es geklappt hat.

Ein anderer Mann auf einem E-Scooter hat die Schilder ebenfalls gesehen. Doch er sagt, es gebe gar keine Sperrung. „Die wollen nur, dass wir über den Bahnhof gehen, damit sie unsere Gesichter filmen können.“ Dann wird die Unterhaltung schwierig. Der Mann gebärdet sich aggressiv, schreit und droht: „Sie werden heute Nacht an mich denken!“ Lieber nicht, schnell weg.

Mehr zum Bauprojekt der Bahn finden Sie hier.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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