Mannheim. Mannheim werde seine Rolle als attraktives Oberzentrum verlieren, wenn das Thema Verkehr nicht anders gelöst werde - das sagen alle, die man fragt, wenn es um ein künftiges Verkehrskonzept für die Mannheimer Innenstadt geht.
An dem „wie“ einer solchen Lösung scheiden sich allerdings seit Monaten die Geister, und nach einem etwas hastig beendeten Verkehrsversuch im Frühjahr soll jetzt ein neues Konzept her.
Mannheimer Gemeinderat entscheidet
Bereits im November soll dem Gemeinderat eine erste Stufe einer Verkehrs- und Gestaltungskonzeption zur Beschlussfassung vorgelegt werden, die Zeit drängt also. Zugleich hat der Hauptausschuss des Gemeinderates im Juni den Wunsch geäußert, dass darüber an einem Runden Tisch „in Ruhe“ diskutiert werden solle und sowohl der Bezirksbeirat als auch „weitere Teile der Gesellschaft“ miteinbezogen werden sollten.
Vor dem ersten Runden Tisch gab es dann aber erst einmal Ärger. Offene Briefe seitens der Stadt und des Handelsverbandes Nordbaden sowie der Werbegemeinschaft Mannheim City wechselten die Seiten, wobei letztere kritisierten, dass die Diskussion um den Verkehrsversuch eigentlich erst im September fortgesetzt werden sollte. Plötzlich, eine Woche vor dem Termin an einem Freitagabend, habe das Thema dann auf der Tagesordnung gestanden. Am Ende fand das Treffen statt - ohne offizielle Vertreter von Handelsverband und Werbegemeinschaft.
Was wurde besprochen? Die Stadt will sich nicht dazu äußern, schließlich sei die Sitzung nicht-öffentlich gewesen. Dafür berichten Jutta Schroth vom Bürgerverein Innenstadt West sowie Wolfgang Ockert vom Bürger- und Gewerbevereins Östliche Innenstadt, dass in einer „konstruktiven Stimmung“ und in „ruhigen sachlichen Bahnen“ die Knackpunkte des Verkehrsversuchs in vier Arbeitskreisen besprochen worden seien. „Die Frage war, was lief gut, was lief nicht so gut und was sind unsere Vorschläge“, berichtet Schroth.
Parkhäuser besser ausschildern
Einer dieser Vorschläge sieht zum Beispiel vor, die Fressgasse schon früher zu sperren, etwa in Höhe des Parkhauses Q6/Q7. Um die dahinterliegenden Quadrate für Anwohnerinnen und Anwohner, Arztbesucher sowie Lieferanten für Läden erreichbar zu halten, würden elektronische Poller errichtet, für die die Befugten einen Code erhalten.
In der Kunststraße käme es unter anderem darauf an, die Parkhäuser besser auszuschildern, denn die seien während des Verkehrsversuchs nicht ausgelastet gewesen. „Weil keiner weiß, wo genau die sich befinden“, betont Schroth.
Auch Auswärtige, die über die Augustaanlage in die Stadt kämen, müssten schon auf Autobahnen und Zubringern auf Parkmöglichkeiten hingewiesen und mittels Parkleitsystem entsprechend geführt werden. Um den Durchgangsverkehr in der Kunststraße zu reduzieren, wäre zudem denkbar, die Straße zwischen C1 und D1 komplett zu schließen. „Das könnte allerdings ohnehin so kommen, wenn die Sparkasse im nächsten Jahr beginnt, ihr Gebäude abzureißen und das neue zu errichten“, erklärt Ockert.
Auch Handel will Limitierung
Das Wort Sperrungen dürfte den Gewerbetreibenden indes in den Ohren klingen. Auf Nachfrage betont Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden, dass auch Mannheims Gewerbetreibende den Durchgangsverkehr aus den Quadraten raushalten wollten. „Nur sind wir der Meinung, dass das nicht nur mit einer kleinräumigen Sperrung der Durchfahrt durch die Quadrate zu lösen ist“, so Rubel. Vielmehr bedürfe es dafür eines großräumigen Verkehrsleitkonzeptes.

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Eine Fortsetzung der versuchsweisen Sperrung sei mehrheitlich nicht mehr gewollt, wie Umfragen unter den hiesigen Gewerbetreibenden belegten. Auch Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft fordert eine „grundsätzliche Diskussion“ und keine erneuten Schnellschüsse. „Mannheim ist wegen seines tollen Mixes aus Handel und Gastronomie, Kunst und Kultur schon immer ein attraktiver Standort. Deswegen kamen und kommen die Leute hierher, nicht wegen blumengeschmückten Parklets oder kommerzfreier Zonen“, so Rubel.
Bürgerverein-Vertreterin will Fachleute
Derweil ist Wolfgang Ockert überzeugt, dass nicht alle Interessen eingefangen werden können. „Nach einer Entscheidung wird es weiter Gegner und Befürworter geben, man sollte aber versuchen, die Menschen mitzunehmen.“ Insofern begrüßt Jutta Schroth, dass die Stadtverwaltung nun Rückmeldungen einholt, und zwar bevor sie ans konkrete Planen geht. Sie betont aber auch, dass Verkehrskonzepte nicht am Küchentisch entwickelt werden könnten. „Dafür ist das Thema zu komplex, da müssen die Fachleute ran“, so die Bürgerverein-Vertreterin.
Die Stadtverwaltung hat die Vorschläge aus dem Gespräch jedenfalls mitgenommen und will, so erklärt es eine Sprecherin, „über die Sommerpause den weiteren Fortgang vorbereiten“.
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