Mannheimer Stadtprinz Jochen I. beim "Weißen Ball" glanzvoll inthronisiert

Beim „Weißen Ball“ im wunderschön mit Blumen geschmückten Rosengarten hat der neue Stadtprinz Jochen I. am Samstagabend sein Amt angetreten. Die Veranstaltung hat eine lange Tradition

Von 
Peter W. Ragge
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Mit 3000 Blumen von Floristen von Otto Blumen geschmückt: der Mozartsaal des Rosengartens am Samstagabend bei der Eröffnung des Balls. © Michael Ruffler

Mannheim. Ein Motto im Dialekt – das gab es schon lange nicht mehr. Doch so hat Jochen I., der neue Prinz der Stadt Mannheim und der Kurpfalz, beim „Weißen Ball“ des Feuerio im Rosengarten am Samstagabend sein Amt angetreten. In dem Jahr, in dem die Garde von Mannheims ältesten und größten Karnevalsverein 125 Jahre besteht, kommt der 43-jährige Jochen Braxmeier aus den Reihen der Prinzengarde. Von Beruf ist er Hotelfachmann, und nebenbei vermarktet er die von ihm im vergangenen Jahr erst initiierte lokale Sektmarke „Mannem Vorne“.

 Rosengarten beim "Weißen Ball" festlich geschmückt

„Prickelnd-Kurpfälzisch, so soll unser aller Fastnacht soi, grad so, wie mir sin, an Neggar und Rhoi“, stellt er sich daher in seinem Motto vor. Die neue Sektmarke „steht für Mannem, genauso wie ich, denn die k´hert beim Feiern ganz äfach uff de Disch“, so der neue Prinz. „Gemeinsam mit Euch allen zu feiern ist für mich die größte Ehr´, dabei keinen auszuschließen mein Begehr!“, so sein Motto. „An dieser Stell´, ich sags´voll Freud un Wonne, die Fastnacht war, is, un bleibt für uns in Mannem Vorne“, sagt der gebürtige Mannheimer unter dem Beifall des Publikums. „Der Tradition einerseits verpflichtet, awwer wer mich kennt, der wees, e bissl bunt soll´s fer misch schun soi“, ruft er drei donnernde „Ahoi“ aus.

Elegante Gäste, schöner Blumenschmuck am Samstagabend beim „Weißen Ball“ des Feuerio im Mannheimer Rosengarten. © Michael Ruffler

Ehe Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke ihn inthronisiert, gilt ein herzlicher Dank Ben I., dem Regenten des Vorjahres. Schon seit November im Amt ist die dieses Jahr von den „Löwenjägern“ gestellte Stadtprinzessin Larissa I., die mit Jochen I. nun bis Aschermittwoch meist um die 250 bis 300 Termine in Mannheim und der Region wahrnehmen wird – Fasnachtsveranstaltungen, aber auch Besuche in Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern.

Als Einstimmung auf den festlichen Abend im Rosengarten dient diesmal als Eröffnung eine flotte brasilianische Tanzshow, ehe die Big Band „Soundexpress“ zum Tanz spielt und gegen Mitternacht mit der Covershow „Tina T Nr. 1“ an die legendäre „Rockqueen“ erinnert, die verstorbene Tina Turner, erinnert wird. Im Foyer spielt, wie stets, bis zum frühen Morgen die Band „Amokoma“.

Ganz neu ist in diesem Jahr das Ambiente des Balls im Mozartsaal, wird doch ein Teil des Bühnenbilds durch moderne Projektionen ersetzt. Für das Team von Otto Blumen, das seit Jahrzehnten für die prachtvolle Dekoration zuständig ist, bedeutete das eine Umstellung. Sie haben daher vorwiegend im unteren Bereich und an den Seiten der Bühne mit weißen Gladiolen, Schleierkraut und Amaryllis der Leinwand einen blühenden Rahmen verleihen.

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Am Saalhimmel haben die Floristen große, freischwebende Chrysanthemen-Arrangements, die eine eigene Beleuchtung haben, drapiert und sich auch bei den Tischen ganz besondere Mühe gegeben. Hier sind meterhohe Glasvasen platziert, in welchen schneeweiße Rosenenzianblüten (Lisianthus) von locker duftendem Schleierkraut umspielt werden. Und überall werden die Blumen von italienischem Eukalyptus als Beiwerk begleitet. Während der Ballsaal von weißen Blumen beherrscht wird, ist bei der Foyer-Dekoration die Farbe Grün vorherrschend. Große Lorbeerbüsche wechseln sich mit Kirschlorbeer-Hochstämmen und Aucuben ab. Insgesamt rund 3000 Blumen haben die Otto-Floristen verarbeitet. „Sie wurden an den letzten Tagen vor der Veranstaltung in den hellen Treibhäusern von uns zur optimalen Reife gebracht und ab dem frühen Samstagmorgen von 15 Gärtnern und Floristinnen im Rosengarten arrangiert“, erzählt Bernd Otto, Chef von Otto Blumen und Kreisgärtnermeister, der sich mit Sohn Julian und seinem Team jedes Jahr neue Arrangements einfallen lässt.

1906 erstmals veranstaltet: "Weißer Ball" in Mannheim einzigartig

Der „Weiße Ball“ ist inzwischen einzigartig. Während die Harmonie-Gesellschaft 2017 ihren Ball aufgegeben hat, der ADAC bereits seit 2013 nicht mehr zum Tanz bittet und der „Ball der Sterne“ schon seit 2010 Geschichte ist, geht die Geschichte der Veranstaltung mit der längsten Tradition im Rosengarten weiter. „Die Stammgäste kommen alle wieder“, freut sich Bodo Tschierschke, der Präsident des Feuerio. Der Vorverkauf sei gut gelaufen, die Nachfrage sehr gut, obwohl man eigentlich außerhalb der eigenen Mitglieder und Freude gar keine Werbung gemacht habe.

„Weißer Ball“ – der Begriff ist mehr als 200 Jahre alt. Schon seit dem Biedermeier sprach man vom „Schwarz-Weiß-Ball“, weil die Herren schwarz, die Damen weiß gekleidet waren – im Gegensatz zur Redoute, dem Masken- oder Kostümball am Hof des Kurfürsten.

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Dabei war es anfangs gar nicht der Feuerio, von dem die Initiative zu diesem Abend in Mannheim ausging. 1906 veranstaltete der Großherzogliche Geheime Rat Carl Reiß, nach dem Reiß-Insel und Reiß-Museum benannt wurden, den ersten „Weißen Ball“ im Nibelungen-Saal des Rosengartens. Er holte sich als Partner dazu den bereits 1898 gegründeten Feuerio, schon damals nicht nur Karnevals-, sondern angesehener Gesellschaftsverein. Alle Herren trugen schwarzen Frack, die großherzoglichen Offiziere sowie die Gardeoffiziere des Feuerio Gala-Uniform und alle Damen ein weißes Ball-Kleid. Bis zum Ersten Weltkrieg 1914 gab es den Ball, unabhängig von Fasnacht, alljährlich im Frühjahr mit Schirmherr Reiß.

"Weißer Ball" als Glanzlicht des gesellschaftlichen Lebens

In den 1920er Jahren übernahm der Feuerio. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte erst 1968 die Wiederbelebung, initiiert von Oberbürgermeister Hans Reschke. Nun fand der Ball nicht mehr im Frühjahr, sondern zu Beginn der Fasnacht und mit der Inthronisation des Prinzen als Höhepunkt statt. Während des Rosengartenumbaus (1969-74) musste man – notgedrungen – in Ludwigshafens Pfalzbau ausweichen, dann ging es zurück.

Der Abend im durch das Team von Otto Blumen und die Feuerio-Technik prachtvoll dekorierten Mozartsaal ist einerseits Fasnacht – denn er dient der Inthronisation des Fasnachtsprinzen. Aber längst ist der Ball mehr, nämlich ein Glanzlicht des gesellschaftlichen Lebens in Mannheim, wichtiger Treffpunkt und beliebt bei allen Altersgruppen und Freunden guter Tanzmusik. Und dass im Juni Kommunalwahl ist, zeigt die enorm große Präsenz von Stadträten beim „Weißen Ball“. Sogar die Grünen, sonst bei Fasnacht wenig präsent, haben einen ganzen Tisch. Zudem sieht man viel Prominenz aus Wirtschaft und Gesellschaft.

Redaktion Chefreporter

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