Mannheim. Lange galt Melis Sekmen von den Grünen in Mannheim als Favoritin für das Direktmandat. Doch es hat nicht geklappt. Nach Berlin geht es nun eben auf anderem Weg. Was fühlt die Kandidatin, die nun über die Landesliste ihrer Partei in den Bundestag einzieht? „Ich freue mich sehr“, sagt sie am Montag. Enttäuschung lässt sie nicht durchblicken. Sie schaut demonstrativ nach vorn, gibt sich betont positiv. Und sie macht hinsichtlich ihres Mandats deutlich: „Vor dieser Aufgabe habe ich großen Respekt.“
Auch Sekmens Familie und Freunde seien stolz und glücklich, dass es geklappt hat. „Sie haben bis in die frühen Morgenstunden mitgefiebert“, erzählt Sekmen. Die Mannheimerin fühlt „Demut diesem Amt und dieser Verantwortung gegenüber“, beschreibt sie.
Das „große Vertrauen“ der Mannheimerinnen und Mannheimer gebe ihr „viel Kraft“ für die kommenden Aufgaben. Sie könne es kaum erwarten, „jetzt in Berlin richtig anzupacken“. Nach sieben Jahren Kommunalpolitik wisse sie, „was die Menschen hier bewegt, und wo der Schuh drückt“, so die Fraktionschefin der Grünen im Gemeinderat und Stimmenkönigin der Kommunalwahl 2019. „Ich freue mich, diese Erfahrung einzubringen.“
„In Mannheim haben wir Grüne das historisch beste Ergebnis bei der Bundestagswahl geholt“, so Sekmen weiter. „Wir liegen deutlich über den Landes- und Bundesergebnissen.“
Sie sei unglaublich dankbar für das Vertrauen und den persönlichen Zuspruch der Mannheimerinnen und Mannheimer. Diese habe sie im Wahlkampf „auch außerhalb der Grünen Kreise erfahren“.
Für „echten Klimaschutz“
Und mit Blick in Richtung Regierungsbildung im Bund - welche Koalition favorisiert die 28-Jährige? Man sei als Partei angetreten „für echten Klimaschutz“ und „soziale Gerechtigkeit.“ „Ich sehe das ganz pragmatisch. Wenn es so weit ist und die Gespräche geführt wurden, werde ich mich für eine Koalition aussprechen, die den wesentlichen Punkten aus dem Grünen Wahlprogramm gerecht wird“, bleibt Sekmen vage. Sie findet indes: „Mannheim kann ein Vorbild dafür sein, wie eine Wirtschaft mit Zukunft aussieht.“ Nämlich „klimaneutral, sozial gerecht und innovativ.“
Die angehende Volkswirtin betont in ihren Aussagen stets, dass nachhaltiges Wirtschaften möglich sei. Um die oben genannte Wirtschaft mit Zukunft zu erreichen, bräuchten „kleine und mittelständische Unternehmen die passende Unterstützung in der Innovationsentwicklung, Entbürokratisierung und bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für die Fachkräftegewinnung“, zählt sie auf. „Unsere Start-ups sind der Schlüssel für intelligente Lösungen“, so Sekmen weiter. Diese müsste man viel stärker in der Vergabe und mit Förderangeboten unterstützen.
Ein weiterer Schwerpunkt von Sekmens Arbeit soll die Bildungspolitik sein: „Jeder und jedem die besten Bildungschancen zukommen zu lassen“, sei ihr Anspruch und „gleichzeitig der Schlüssel für unsere Zukunft“. Auch für mehr Bundesprogramme mit Mitteln und Personal für Schulen will sie kämpfen.
Politisch aktiv seit der Schule
Melis Sekmen wuchs in der Neckarstadt-West und auf dem Waldhof auf. Sie machte 2012 am Ludwig-Frank-Gymnasium Abitur und begann ihr Volkswirtschaftsstudium an der Uni Heidelberg. Nebenbei arbeitete sie dann am Institut für Mittelstandsforschung in Mannheim. Ende des Jahres möchte sie mit ihrer Bachelorarbeit fertig sein.
Politisch engagierte sich Sekmen schon zu Schulzeiten. Ausschlaggebend dafür war ihr Ärger, lange keinen Platz für das berufsorientierende Praktikum zu finden - im Gegensatz zu Mitschülern mit guten Beziehungen. „Das fand ich sehr ungerecht, ich habe mich daher entschlossen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen“, sagte sie einmal im Gespräch mit der Redaktion. Nun wird sie in der Hauptstadt die Dinge in die Hand nehmen können.
Wie haben die einzelnen Mannheimer Stadtteile gewählt? Das erfahren Sie in diesem Artikel.
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