Stadtentwicklung (mit Drohnenvideo)

Mannheimer Friedrichspark: Bäume fallen für den Stadion-Abriss

Am Mittwoch starten Fällarbeiten für den Abriss der einstigen Eishockey-Kultstätte im Mannheimer Friedrichspark. Bei den dort geplanten Neubauten der Uni Mannheim gibt es unterdessen Verzögerungen. Der Sachstand

Von 
Timo Schmidhuber
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Mannheim. Eigentlich sollte das alte Eisstadion im Friedrichspark schon im Sommer 2022 abgerissen werden. Doch die nötige Umsiedlung von dort gefundenen Mauereidechsen verzögerte alles. Jetzt allerdings kommt Bewegung in die Sache: Von diesem Mittwoch an werden zunächst insgesamt 39 Bäume und große Büsche abgeholzt, die direkt um das Stadion stehen. Das sagte Marco Grübbel, der Leiter des zuständigen Mannheimer Amts für Vermögen und Bau Baden-Württemberg, im Gespräch mit dem „MM“. Das Stadion selbst soll dann „ab Juli“ abgerissen werden, so Grübbel. Die Abrissgenehmigung liege inzwischen vor.

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So soll der Abriss des alten Eisstadions im Mannheimer Friedrichspark ablaufen

Damit die Bagger aber an das zum Teil extrem zugewucherte Stadion rankönnen, müssen zuerst die knapp 40 Gehölze weg. Sie würden direkt vor Ort kleingemacht und dann abtransportiert, die Arbeiten dürften nach Angaben des Amtsleiters bis Donnerstag oder Freitag dauern. Auch für diese Fällungen liege eine Genehmigung der Stadt Mannheim vor.

Blick ins Innere des Stadions: Hier haben die Mannheimer Eishockey-Cracks einst große Erfolge gefeiert, viele Musikstars sind hier aufgetreten. © Florian Karlein

Die weiteren Planungen sehen so aus, dass Ende April die Baustelle für den Abriss eingerichtet wird und dann zunächst Stoffe aus dem Stadion ausgebaut werden, die gesondert zu entsorgen sind. Im Juli soll dann der eigentliche Abriss starten, für den das Amt eine Dauer von drei Monaten veranschlagt. Vorgesehen ist, das Abbruchmaterial direkt vor Ort zu Kies zu verarbeiten und damit die Mulde aufzufüllen, die das Stadion hinterlassen wird.

Warum das alte Eisstadion im Mannheimer Friedrichspark für so viele Emotionen steht

Mit dem seit mehr als 18 Jahren leerstehenden Stadion verbinden viele Mannheimerinnen und Mannheimer emotionale Erinnerungen. Das war in zahlreichen Zuschriften zu einer Serie dieser Redaktion vor zwei Jahren deutlich geworden. Das Eishockey-Team der Adler errang dort mehrere deutsche Meisterschaften, im September nahmen Spieler des Meisterteams 2001 Abschied von ihrem Friedrichspark. Aber auch viele internationale Musikstars haben dort früher Konzerte gegeben.

Das plant die Mannheimer Uni im Friedrichspark

Das Stadion wird nicht nur abgerissen, weil es marode ist. Sondern auch, weil die Universität im Friedrichspark Erweiterungsgebäude plant. Die Hochschule hatte deren Notwendigkeit immer wieder mit ihrem dringenden Bedarf nach Räumen begründet, die sie möglichst alle auch auf einem Campus nah beieinander haben wollte.

Vor allem viele Innenstadt-Bewohner waren und sind allerdings gegen die Bauten. Sie wünschten sich nach dem Stadion-Abriss einen unbebauten Park - als Erholungsort und Frischluftschneise, aber auch aus städtebaulichen Gründen, weil so das Schloss besser zur Geltung komme und seine starke „Umbauung“ teilweise reduziert werde.

Die Stadtverwaltung stützte sich auf ein Gutachten, wonach eine Bebauung an dieser Stelle „klimaökologisch unbedenklich“ sei. Ein weiteres Argument in der Debatte war auch, dass mit der neuen Bebauung weniger Fläche im Park versiegelt sei als aktuell mit dem Stadion. Der Gemeinderat gab schließlich im Frühjahr 2022 mit breiter Mehrheit grünes Licht für den Bau von drei fünf- bis sechsstöckigen Gebäuden an der Bismarckstraße. Erste Pläne der Uni hatten fünf Gebäude vorgesehen.

So sieht der Zeitplan für die neuen Gebäude der Mannheimer Uni aus

Nach Angaben von Grübbel sollen zunächst zwei der drei bewilligten Gebäude realisiert werden: eines für die philosophische Fakultät sowie ein sogenanntes Entlastungsgebäude. In Letzteres sollen übergangsweise Teile der Universität umziehen, wenn etwa im Schloss Sanierungsarbeiten anstehen.

Doch auch diese beiden Gebäude werden später errichtet als ursprünglich geplant. Zuletzt war von einem Baustart Mitte 2027 die Rede gewesen. Jetzt geht Grübbel von Anfang 2029 aus. Er begründet das unter anderem mit den Verzögerungen beim Abriss des Eisstadions, aber auch mit den Personalkapazitäten in seinem Amt. Alles fix ist bei den beiden Neubauten allerdings erst, wenn sie im Haushaltsplan des Landes stehen - bei einem Baubeginn 2029 müssen sie im noch zu beschließenden Doppelhaushalt 2028/2029 auftauchen. Auf Nachfrage sagt Grübbel, dass es derzeit keine Signale gebe, dass das Projekt nicht finanziert werde. Für das dritte vorgesehen Gebäude, das „Haus der Studierenden“ (in der Grafik ganz links), gebe es derzeit noch keine Terminplanung.

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Der Amtsleiter ist froh, dass der Abriss jetzt losgehen kann. Denn das alte Stadion hat sich auch zu einem Ort von Drogenhandel und Prostitution entwickelt. Das Amt hat deshalb einen Wachdienst beauftragt, der dort regelmäßig vorbeischaut.

Das plant das Land als Ersatz für die gefällten Bäume

Für die Büsche und Bäume, die in dieser Woche den Sägen zum Opfer fallen, wird das Landesamt nach eigenen Angaben Ersatzpflanzungen vornehmen, und zwar in zwei Stufen. Direkt nach dem Stadion-Abriss sollen im Friedrichspark auf rund 1900 Quadratmetern Hecken angelegt werden.

Außerdem ist die Pflanzung von 49 Bäumen vorgesehen: 30 davon ebenfalls im Friedrichspark, allerdings erst nach dem Bau der zwei Uni-Gebäude. 19 weitere Bäume sollen an anderen Stellen im Stadtgebiet gepflanzt werden. Genaue Standorte würden noch festgelegt, so Grübbel.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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