Weitere Gnadenfrist für das alte Eisstadion: Der Abriss verzögert sich erneut. Wie Marco Grübbel, Leiter des Amts für Vermögen und Bau in Mannheim, auf Nachfrage des „MM“ bestätigte, werden die Bagger erst im Jahr 2023 im Friedrichspark rollen. Als Begründung nannte er Rückschnitte und Rodungen, die außerhalb der Vegetationsperiode – also im Winterhalbjahr – stattfinden müssten. Das könne erst Anfang kommenden Jahres passieren. Somit könne der Rückbau frühestens im Sommer starten. Grübbel schloss nicht aus, dass es auch Herbst 2023 werden könnte.
Damit verschiebt sich der Abriss der Mannheimer Kultstätte insgesamt um mehr als ein Jahr. Ursprünglich sollte das Gebäude schon im Sommer dieses Jahres plattgemacht werden. Als im April beim Erstellen eines Naturschutzgutachtens Mauereidechsen gefunden wurden, war dieser Plan nicht mehr zu halten. Vor der etwa eine Million Euro teuren Demontage der Halle muss die geschützte Art umgesiedelt werden. Abteilungsleiter Johannes Gürlich vom Amt für Vermögen und Bau schätzte damals, dass sich das Vorhaben auf Herbst 2022 oder noch später im Jahr verzögern würde.
Keine Fledermäuse entdeckt
Der Antrag für die Umsiedlung der Mauereidechsen wurde bereits im April gestellt, so das Amt für Vermögen und Bau am Freitag. Die Behörde geht davon aus, dass es bis zu sechs Monaten dauert, bis die Genehmigung vorliegt. Eine neue Heimat finden die Tiere dann auf einem Gelände an der etwa 300 Meter entfernten Bahntrasse.
Fledermäuse wurden im und rund um das alte Eisstadion im Friedrichspark nicht gefunden, sagt Grübbel. Nachdem die Mauereidechsen entdeckt worden waren, vermuteten die Fachleute, dass sich Exemplare der nachtaktiven Tiere in der Dachkonstruktion des Gebäudes eingenistet haben könnten. Vorsorglich werden auf dem Gelände dennoch Fledermauskästen und Nisthilfen für Höhlenbrüter aufgebaut sowie Ruhezonen für Vögel durch Pflanzen geschaffen, so Grübbel: „Um den ökologischen Eingriff möglichst gering zu halten.“
Wie berichtet, will die Universität im nördlichen Teil des Friedrichsparks an der Bismarckstraße drei neue Gebäude bauen, der Gemeinderat hat dafür den Bebauungsplan bereits beschlossen. Das Projekt ist allerdings umstritten in der Stadt. Mit Blick auf die Klimaentwicklung wünschen sich Kritiker einen Park komplett ohne neue Gebäude.
Das Eisstadion war 1939 eröffnet worden, zunächst als Freiluft-Arena, das Dach folgte erst Ende der 1960er Jahre. Bis 2005 war es Heimat des MERC beziehungsweise der Adler in der Eishockey-Bundesliga, außerdem Veranstaltungsort für Konzerte mit Stars von den Rolling Stones bis zu Led Zeppelin. Viele Mannheimerinnen und Mannheimer verbinden deshalb besondere Erinnerungen mit der Kultstätte. „Sie haben jetzt etwas mehr Zeit, Abschied zu nehmen“, sagt Grübbel. Mit zwei Monaten wird für den Abriss des Eisstadions kalkuliert. (mit imo)
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