Friedrichspark

Zeitplan für Abriss des alten Mannheimer Eisstadions steht fest

Das alte Eisstadion im Mannheimer Friedrichspark muss Neubauten der Universität Platz machen. Der Abriss hatte sich verzögert - aber jetzt steht fest, wann die Eishockey-Kultstätte endgültig Geschichte ist

Von 
Florian Karlein
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Hier wurden große Eishockey-Partys gefeiert – doch mittlerweile wirkt das alte Eisstadion im Friedrichspark heruntergekommen. © Florian Karlein

Mannheim. Ein richtiger Lost Place, ein völlig verlassener Ort. Vom Dach kommen seltsame Geräusche, auch ein Knarzen, das sich nicht genau zuordnen lässt. Große Blätterhaufen in den Ecken und auf den einzelnen Tribünenstufen. Fässer und Kabel fliegen auf dem Beton herum, auf dem früher mal die Eisfläche lag. Langsam erobert die Natur im Friedrichspark das alte Eisstadion zurück. Alles wirkt heruntergekommen, Müll und wilde Graffiti verstärken den Eindruck noch. Viele der früheren Eingangstore sind zugewuchert. Aber eines auf der Seite in Richtung Rhein steht sperrangelweit offen.

Lost Place in Mannheim: Schlupflöcher führen ins Eisstadion

Eigentlich sollte das Eisstadion abgeriegelt sein. Dass es aber Schlupflöcher gibt, durch die sich Unbefugte immer wieder Zutritt verschaffen, weiß Marco Grübbel. Er ist Leiter des Amts für Vermögen und Bau in Mannheim, das für den Abriss der Eishockey-Kultstätte zuständig ist. Sie muss weichen, um mindestens drei neuen Gebäuden der Universität Platz zu machen. Lange wurde um sie gestritten, deren Anzahl nach Debatten reduziert. Mitte 2027 soll Baubeginn sein. Doch die Planungen beginnen erst, wenn das Eisstadion weg ist.

Ein echter Lost Place in Mannheim: Das Eisstadion im Friedrichspark. © Florian Karlein

Und viel Zeit hat es nicht mehr. Nachdem der Abriss in den vergangenen Jahren mehrfach verschoben wurde, steht jetzt der Zeitplan, bis die altehrwürdigen Tribünen in den Mannheim-Farben Blau, Weiß und Rot endgültig Geschichte sind. Hätte man dem Stadion nicht noch eine Gnadenfrist gewähren können, wenn die Neubauten der Uni erst 2027 entstehen sollen?

Nein, sagt Grübbel. Und Projektmanagerin Tina Werner erklärt, warum nicht. „Wir haben Probleme mit Vandalismus.“ Kupferdiebe hätten ganze Trafoanlagen zerstört, um an ihre Beute zu kommen. Aber Werner spricht auch von Prostitution und Drogenhandel. „Die Idylle des Orts ist verflogen“, sagt sie. Jetzt muss ein Wachdienst für Ordnung im Friedrichspark sorgen.

Abriss des Eisstadions im Friedrichspark: Im Oktober sollen Bäume fallen

Und so rückt das Ende des alten Eisstadions, das 1939 eröffnet wurde und seit 18 Jahren nicht mehr genutzt wird, immer näher. Momentan laufen die Umweltschutzmaßnahmen. Eidechsen, die im April 2022 das Projekt verzögert hatten, sind mittlerweile umgesiedelt, Brut- und Nistkästen im umliegenden Schlosspark verteilt. Im Oktober sollen die ersten Bäume fallen, im Winter geht es dann ans Eingemachte, erklärt Werner - denn dann rollt schweres Plattmachgerät an. „Ob vor oder nach Weihnachten, muss man sehen.“

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Momentan wird die Ausschreibung für den Abbruch vorbereitet, die im August veröffentlicht werden soll. Nach ihrer dreimonatigen Laufzeit sollte das Unternehmen gefunden sein, das das Stadion dem Erdboden gleichmacht - und das ist durchaus wörtlich gemeint. Plan des Amts für Vermögen und Bau ist nämlich, den Tribünen-Beton und das Abbruchmaterial der Gebäude direkt vor Ort zu Kies zu verarbeiten, um damit die Mulde aufzufüllen, die das Stadion hinterlassen wird. Momentan werde das mit der Stadt geklärt, so Werner. Funktioniert alles so, wie sich die Projektmanagerin das vorstellt, ist im Juni 2024 nichts mehr von dem Ort zu sehen, an dem Mannheim so manche Eishockey-Meisterschaft erlebt und gefeiert hat.

Sportstätte hat Kultstatus: Ehemalige Eishockeyspieler besuchten das Stadion

Und welchen Kultstatus die Sportstätte noch immer genießt, zeigen mehrere Beispiele. Erst im Juni waren 17 ehemalige Eishockeyspieler aus den verschiedensten Jahrgängen des Mannheimer Eis- und Rollsport-Clubs - aus dem MERC lagerte sich 1994 die Profimannschaft der Adler Mannheim aus - dort, um in Erinnerungen zu schwelgen.

Die Natur erobert das Eisstadion langsam zurück. © Florian Karlein

Spieler wie Hansi Clouth, Jörg Etz und Norbert Mundo schauten sich in den ehemaligen Kabinen um und statteten der genauso kultigen früheren Kneipe „Puck“ einen Besuch ab. Im September, erzählt Amtsleiter Grübbel, wollen die Adler noch einmal mit einer früheren Meistermannschaft Abschied vom Friedrichspark nehmen. Außerdem habe der Eishockey-Bundesligist angefragt, sich ein Stück Tribüne sichern zu dürfen.

Diebe haben das Eisstadion geplündert

Sonst gibt es für Souvenirjäger nichts mehr zu holen. Diebe, sagen Grübbel und Werner, haben das Allermeiste geplündert. Immerhin der Tresen mit Teilen der Zapfanlage in der ehemaligen Gaststätte stehe noch. Einen alten, dicken Edelstahltank, in dem Ammoniak für die Kältemaschine gelagert wurde, hat das Amt extra abbauen lassen, um ihn vor Dieben zu schützen.

Die ehemaligen Spieler des MERC haben bei ihrem Besuch des Mannheimer Eisstadions Spaß am Erkunden und Anekdotenerzählen. © Michael Ruffler/Pix

Erwarten Werner und Grübbel weitere Überraschungen, nachdem unter anderem Mauereidechsen und Fledermaus-Verdacht das Projekt zuletzt mehrfach verzögert hatten? „Man weiß es nie“, zeigt sich Grübbel vorsichtig. Aber das Amt sieht sich jetzt gut vorbereitet. So sei die Abrissgenehmigung, die erst erteilt werden kann, wenn das dafür ausgewählte Unternehmen feststeht, „nur Formsache“, sagt Werner. Schadstoffe seien von den Fachplanern bereits kartiert, könnten von der Firma direkt ausgebaut und entsorgt werden. Bohrungen hätten keine besondere Belastung des Grundwassers ergeben. Befürchtet worden war, dass das Kältemittel der Eismaschine Schaden im Boden angerichtet haben könnte.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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